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Gefaehrtin der Nacht

Titel: Gefaehrtin der Nacht
Autoren: Melissa de La Cruz
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er seine Sachen hastig abstreifte und sich zu ihr legte. Er war so aufgeregt. Was, wenn sie lachte? Wenn er es falsch machte? Konnte man es überhaupt falsch machen? Was, wenn sie nicht mochte, wie er …
    Ihr Körper fühlte sich warm und einladend an und er stürzte sich auf sie wie ein durstiger Mann auf einen Wasserfall.
    Er zweifelte nicht mehr. Er machte sich keine Sorgen mehr. Seine Nervosität war verflogen.
    Es war sein erstes Mal. Mit Skyler hatte er auf den richtigen Moment gewartet. Vielleicht hatten sie aber auch gewartet, weil sie wussten, dass dieser Moment niemals kommen würde. Doch das hatte keine Bedeutung mehr. Jetzt war nur noch Freya wichtig.
    Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als sie seine Haut streichelte. Ihre weichen Lippen küssten ihn sanft auf den Hals. Sie zog ihn noch dichter an sich heran – und dann waren sie vereint. Ihr Körper bebte unter ihm. Er sah ihr in die Augen und hörte, wie sie seinen Namen rief.
    Es gab so viel zu fühlen, so viel zu sehen. Er befand sich innerhalb und außerhalb seines Körpers. Er schwebte zur Zimmerdecke hinauf, sah auf sich und Freya hinab und staunte, wie geschmeidig und glatt sich ihre Leiber aneinanderschmiegten, was für eine schöne Form sie bildeten. Es fühlte sich an, als würde sie sein Inneres nach außen kehren und alles, was er tun konnte, war, genau so weiterzumachen. Er spürte sie überall, bis tief in seine Seele.
    Als es vorbei war, lag er schweißgebadet und zitternd neben ihr. Er öffnete die Augen und sah, dass er sich noch immer im selben Zimmer befand und an dieselbe rissige Zimmerdecke blickte.
    »Ich liebe dich«, sagte er immer und immer wieder. »Ich liebe dich, Freya.«
    Freya sah ihn zärtlich an. »Nein, das tust du nicht, mein Liebling. Aber deine Wunden sind geheilt.«

6
Ein letzter Abschied
    A m nächsten Morgen frühstückten sie im Veselka, einem ukrainischen Imbiss, der berühmt war für seinen Borschtsch.
    Oliver war ausgehungert und dennoch voller Energie. Er wusste nicht, ob es am Schlafmangel lag oder daran, dass sie sich geliebt hatten. Auf jeden Fall kam er sich wie neugeboren vor.
    Und er fühlte sich mutig genug, um Freya endlich die Frage zu stellen, vor der er sich fürchtete, seit er bemerkt hatte, dass sich die Holiday Cocktail Lounge unwiderruflich verändert hatte.
    »Wohin wirst du gehen?« Oliver nahm sich eine Pirogge und bestrich sie mit Sauerrahm.
    »Meine Familie zieht wieder in ihre Heimat. Nach North Hampton.«
    »Warum?«
    »Das ist kompliziert«, erwiderte sie. »Ich erzähl’s dir vielleicht ein andermal.«
    Oliver lehnte sich im Sitz zurück und spürte das rissige Leder im Rücken. Fühlte er sich anders? Besser oder schlechter? Eindeutig besser. Er berührte seinen Hals. Das Pochen war nicht mehr dasselbe.
    Skyler. Er konnte ihren Namen sagen. Ohne Schmerzen an sie denken. Er vermisste seine Freundin. Doch damit konnte er leben.
    Er legte seine Gabel hin. »Wer bist du? Was bist du?«, fragte er Freya.
    »Ich bin eine Hexe.« Sie lächelte. »Aber das hast du dir doch sicher schon gedacht, Archivschreiber.«
    »Du weißt von den Blue Bloods?«
    »Ja, natürlich. Das müssen wir. Normalerweise halten wir uns von ihnen und ihren Angelegenheiten fern. Meine Familie möchte sich nicht gern … einmischen. Bei dir habe ich eine Ausnahme gemacht.«
    »Werde ich dich jemals wiedersehen?«
    »Vielleicht«, sagte Freya nachdenklich. »Aber ich glaube nicht, dass du mich noch einmal brauchen wirst.«
    Sie hatte Recht. Sie hatten sich letzte Nacht geliebt, das Intimste miteinander geteilt, das hatte jedoch nichts mit wahrer Liebe gemein. Nun ging sie fort und er würde es verkraften.
    Oliver war wieder ganz der Alte. Ihm blieben die Erinnerungen an die Zeit, in der er Skylers Vertrauter gewesen war, doch er verzehrte sich nicht länger nach dem Heiligen Kuss, litt nicht mehr aus tiefster Seele. Was auch immer er für Skyler empfunden hatte, war nicht gewaltsam beseitigt worden. Seine Liebe zu ihr war immer noch ein Teil von ihm, doch sie hatte nicht mehr die Kraft, ihm wehzutun. Das hatte er Freya zu verdanken. Sie hatte ihn geheilt. Freya, die Hexe.
    »Danke.« Er stand auf und küsste sie auf die Stirn. »Ich danke dir so sehr.«
    »Oh, Liebster, es war mir ein Vergnügen.«
    Eine letzte Umarmung und dann trennten sie sich, verschwanden in entgegengesetzten Richtungen.
    Olivers Handy begann zu vibrieren und als er die Nummer auf dem Display sah, ging er sofort dran. Er hörte einen
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