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Gefaehrtin der Nacht

Titel: Gefaehrtin der Nacht
Autoren: Melissa de La Cruz
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wohl nie zu einem Yuppie-Stadtteil«, scherzte sie. Er folgte ihr die Treppe hinauf in die dritte Etage. Es gab vier Wohnungstüren und sie öffnete die Tür, die rot gestrichen war. »Gott sei Dank geht meine Wohnung zur Straße raus und nicht wie die beiden da drüben zum Hinterhof.«
    Es war ein kleines Apartment. In der Mitte des Zimmers stand eine altmodische Badewanne mit Füßen. Es gab eine winzige offene Küche mit veralteten Geräten, und vor dem Fenster stand ein Himmelbett, über das ein Wandteppich mit Paisleymuster gehängt war.
    Doch als Oliver das Apartment betrat, war er überrascht, dass es deutlich größer war, als er von der Wohnungstür aus vermutet hatte. Er hatte sich geirrt. Die Wohnung war geräumig und prachtvoll eingerichtet, mit einer Bibliothek voller Bücher auf der einen und einem richtigen Esszimmer auf der anderen Seite.
    »Setz dich doch«, sagte sie und zeigte auf ein eindrucksvolles Sofa, das vorher noch nicht dort gestanden hatte – da war er sich sicher.
    Porträtzeichnungen, die aussahen wie alte Museumsstücke, hingen an der Wand. War das ein van Dyck? Dort drüben hing eindeutig ein Rembrandt. Das zunächst ärmliche Erscheinungsbild war verschwunden. Stattdessen saß Oliver auf einem gemütlichen Sofa in einem nobel eingerichteten Wohnzimmer vor einem knisternden Kamin. Die Fenster an der Feuerleiter zeigten noch immer zur Avenue C in Manhattan, doch Oliver hätte schwören können, dass er das Meer rauschen hörte.
    Freya verschwand im Schlafzimmer, um sich rasch umzuziehen – ein weiterer Raum, den er von der Wohnungstür aus nicht gesehen hatte. Und was war eigentlich aus dem Himmelbett und der Badewanne geworden? Verlor er gerade den Verstand?
    Als sie zurückkam, trug sie einen Schlafanzug aus Flanell. Sie schaltete den Herd an – ein modernes Designermodell und nicht den alten, hässlichen weißen Backofen, den er beim Eintreten gesehen hatte – und begann Eier aufzuschlagen.
    »Du brauchst ein Frühstück«, sagte sie, während sie die Minze zerhackte.
    Ein köstlicher Geruch nach zerlassener Butter wehte von der Küche herüber und ein paar Minuten später stellte Freya zwei Teller auf den Tisch in der kleinen Essecke. Mittlerweile hatte Oliver die Tatsache hingenommen, dass das Apartment nicht ganz das war, was es zu sein schien, und er war nicht länger überrascht, wenn plötzlich ein weiteres gemütliches und hübsches Möbelstück auftauchte. War das ein Traum? Wenn ja, wollte er nie wieder aufwachen.
    Oliver kostete die Eier. Sie waren weich und cremig und die Minze verlieh ihnen einen interessanten Geschmack. Nach drei Bissen war der ganze Teller leer.
    »Du warst hungrig«, stellte Freya fest und zog die Knie an ihr Kinn.
    Er nickte und wischte sich die Hände mit einer Stoffserviette ab. Dann sah er zu, wie sie langsam ihre Eier aß und jeden Happen genoss.
    »Erzähl mir von ihr«, sagte sie und leckte die Gabel ab.
    »Sie war meine beste Freundin.« Er erzählte ihr alles über seine Beziehung zu Skyler, vom Anfang bis zum bittersüßen Ende. Er konnte mit ihr über Skyler sprechen, ohne dass es wehtat. Er lachte dabei sogar und schwelgte regelrecht in den Erinnerungen.
    Oliver redete mit Freya bis in die späten Morgenstunden hinein. Mit letzter Kraft half er ihr noch beim Abräumen des Geschirrs, dann kuschelte er sich in ihr Bett.
    »Du bist zu jung, um so verloren zu sein und so sehr zu leiden«, flüsterte sie, bevor er die Augen schloss.
    Als er am Nachmittag aufwachte, lag sie in seinen Armen.

4
Ohne Charme
    O liver kehrte in die Schule und zu seinem alten Leben zurück. Er fühlte sich so gut wie seit Wochen nicht mehr und er freute sich darauf, Freya wiederzusehen. Sie war nicht zu erreichen gewesen, hatte weder das Telefon abgenommen noch seine Anrufe erwidert, doch die Schule und die Arbeit im Archiv hatten ihn voll und ganz ausgelastet. Es war noch keine Woche vergangen, als er die Holiday Cocktail Lounge ein weiteres Mal aufsuchte.
    Gleich als er ankam, bemerkte er, dass sich hier etwas verändert hatte. Ein Türsteher mit einer Taschenlampe war vor dem Eingang postiert und musterte seinen gefälschten Ausweis.
    »Hawaii, hä?«, fragte der Gorilla skeptisch.
    »Hör zu, ich will nichts trinken. Ich bin nur hier, um Freya zu sehen.«
    »Hier ist keine Freya.«
    »Sehr witzig.«
    »Du kannst Mack fragen, aber er wird dir nichts anderes sagen«, erwiderte der Türsteher und gab ihm seinen Ausweis zurück. »Wenn du einen Drink
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