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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung
Autoren: Jeaniene Frost
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gehalten, zumal sie am helllichten Tag unterwegs war. Selbst Menschen, die die Exis tenz von Vampiren für potenziell möglich hielten, glaubten schließlich, sie würden nur nachts umgehen, was natürlich, wie so vieles, Humbug war. Vampire schliefen weder in Särgen, noch fürchteten sie sich vor religiösen Symbolen, und mit ei nem Holzpflock konnte man sie auch nicht töten.
    Der kleine Junge an meiner Seite zupfte mich am Arm. »Ich habe Hunger«, verkündete er.
    Ich war verwirrt. »Aber du hast doch gerade erst was geges sen.«
    »Du, das war vor einer Stunde.«
    »Nenn mich Mom, Ethan«, ermahnte ich ihn, ein breites Lä cheln aufs Gesicht getackert, während ich nach Kleingeld kram te. So ein verrückter Auftrag war mir noch nie untergekommen.
    Wo Don einen zehnjährigen Jungen aufgetrieben hatte, der als Statist herhalten konnte, würde mir ewig ein Rätsel bleiben, aber er hatte dafür gesorgt, dass Ethan mitdurfte. Don war nämlich der Auffassung, unsere Zielperson würde uns unweigerlich für Pädophile oder Vampirjäger halten, wenn wir stundenlang ohne ein Kind in einem Chuck-E.-Cheese-Restaurant rumhingen.
    Ethan grapschte sich eine Handvoll Geldscheine, ohne ab zuwarten, bis ich den genauen Betrag abgezählt hatte.
    »Danke!«, rief er und trabte in Richtung Pizzatheke davon.
    Okay, das hatte authentisch gewirkt - ich hatte heute schon den ganzen Tag lang beobachten dürfen, wie Kinder sich ihren Eltern gegenüber verhielten, gestern übrigens auch. Grund gütiger, für das ganze Essen und die unzähligen Bons für Spie le hatte ich mehr ausgegeben als sonst in einer ganzen Wo che, wenn ich in Bars arbeiten und literweise Gin Tonic kippen musste. Wenigstens ging alles auf Staatskosten.
    Das Chuck-E.-Cheese hatte nur eine Etage. So musste man Belinda wenigstens nicht dauernd im Auge behalten. Sie spielte in dem Abschnitt links der Eingangstür Skee-Ball. Gerade hatte sie wieder einen Treffer gelandet. Lichter blinkten, und der Au tomat spuckte weitere Tickets aus. Zu Belindas Füßen lag schon ein ganzer Haufen, und mehr als ein paar bewundernde Väter und Sprösslinge hatten sich bereits um sie geschart.
    Allerdings war weit und breit kein anderer Vampir zu sehen, obwohl vor drei Wochen hier eine ganze Familie verschwunden war. Die Restaurantgäste ahnten davon allerdings nichts. Nur weil eine Überwachungskamera auf dem Parkplatz ein leuch tendes Augenpaar aufgenommen hatte, war Don überhaupt der Verdacht gekommen, Vampire könnten etwas mit dem Vorfall zu tun haben.
    Untote Mörder frequentierten ihre Jagdgründe oft mehrmals, was ich ziemlich merkwürdig fand. Ohne diese Angewohnheit wäre die Heimatschutz-Sonderabteilung, der mein Onkel vor stand, nämlich längst überflüssig gewesen. Es gab schon jede Menge Schwachköpfe unter den Untoten.

    Mein Handy vibrierte. Ich nahm es vom Gürtel, warf einen Blick auf das Display - und lächelte. Die 9 1 1 leuchtete auf, was bedeutete, dass gerade ein Vampir auf dem Parkplatz gesichtet worden war. Ich behielt Ethan im Auge und pirschte mich un auffällig an Belinda heran. Als ich ihr die Hand auf den Arm legte, warf sie mir einen verärgerten Blick zu.
    »Showtime«, murmelte ich.
    »Hände weg von mir«, zischte sie, ohne dabei ihr freundli ches Lächeln zu verlieren.
    Ich drückte nur noch fester zu. »Versuch irgendwelche krum men Dinger, und ich bringe dich um. Zumindest wenn Bones mir nicht zuvorkommt.«
    Ein kurzes grünes Funkeln trat in Belindas Augen, dann jedoch zuckte sie mit den Schultern. »Zehn Jahre noch, dann brauche ich dich nicht mehr zu ertragen.«
    Ich ließ sie los. »Ganz genau. Also versau das Ganze nicht.«
    »Musst du mir nicht langsam wieder von der Pelle rücken, Gevatterin Tod?«, zischte sie so leise, dass sogar ich es kaum verstehen konnte. »Wollen doch das Wild nicht verscheuchen, oder?«
    Ich schenkte Belinda noch einen kühlen, prüfenden Blick, dann wandte ich mich um und ging. Was ich gesagt hatte, war keine leere Drohung gewesen. Sollte Belinda irgendwelche Mätzchen machen und eines der vielen Kinder hier in Gefahr bringen, würde ich ihr das Licht ausknipsen. Wir hielten sie an der sprichwörtlichen langen Leine. Blieb abzuwarten, ob sie sich damit strangulierte.
    Als ich zu Ethan ging, vibrierte wieder mein Handy. Ein Blick auf das Display ließ mich innerlich aufstöhnen. Schon wieder 9 1 1 . Wir hatten es also mit zwei Vampiren zu tun. Nicht gut.
    Ich war jetzt bei Ethan angekommen und wollte sowohl ihn als
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