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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung
Autoren: Jeaniene Frost
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zu Hilfe zu kommen, da senkte er den Kopf.
    »Vergib mir«, flüsterte er.
    Bones stieß Patra das Messer in die Brust und drehte es mit einem Ruck um, der sie erstarren ließ. Ihr Blick war noch immer auf Mencheres gerichtet, Schmerz und Unglauben standen ihr ins Gesicht geschrieben. Dann, unerbittlich wie die Zeit selbst, begannen sich ihre Züge zu verhärten. Ihre Haut verlor jenen makellos glänzenden Honigton, und als Bones sie zu Boden fal len ließ, hatte bereits der Verfall eingesetzt.
    Hinter ihrem Leichnam wehte ein nicht vorhandener Wind.
    Die dreiundzwanzig Geister lösten sich allmählich darin auf, bis schließlich von ihnen nur noch ein feiner Staubbelag auf dem Boden übrig war. Bones stieß einen langen Seufzer aus.
    »Vielleicht könnt ihr jetzt in Frieden ruhen, meine Freunde.
    Eines Tages sehen wir uns wieder.«

Epilog
    Wir begruben Randy eine Woche später. Don hatte falsche Do-kumente besorgt, die behaupteten, er wäre bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Daher auch der geschlossene Sarg. Auf mein Drängen hin blieb Denise bei Bones und mir.
    Sie fühlte sich für Randys Tod verantwortlich, weil sie ihn nicht davon abgehalten hatte, das Zimmer zu verlassen und uns zu helfen. Ich versuchte, ihr Trost zu spenden, war aber im Grunde genommen hilflos. Für sie da sein konnte ich zwar, aber das war auch schon alles.
    Mencheres begrub Patra allein. Wo, wusste ich nicht. Bones genauso wenig, und es war ihm auch egal. Sie war tot, damit war die Sache für ihn erledigt.
    Für ihre verbliebenen Sippenmitglieder ebenfalls. Einige suchten bei anderen Meistern Schutz. Andere machten sich selbstständig, und wieder andere lieferten sich sogar Bones aus.
    Abhängig von dem Rang, den sie in Patras Sippe eingenommen hatten, ließ er Milde walten. Schließlich war Patra ziemlich alt geworden, und hätte er jedes ihrer Sippenmitglieder umbringen wollen, wäre das ein Massenmord von epischen Ausmaßen gewesen.
    Manche, die nur Mitläufer gewesen waren und keine andere Wahl gehabt hatten, als ihr zu folgen, verschonte Bones unter bestimmten Bedingungen. Sie verrieten ihm, wo Patra ihr Vermögen versteckt hatte, und er schenkte ihnen das Recht, ein Leben ohne ständige Angst zu führen. Mit den großen Tieren verhandelte er nicht. Nein, einen Teil von Patras überwältigen-dem Reichtum benutzte er dazu, Kopfgelder auf sie auszuset-zen. Profikiller kamen buchstäblich aus allen Ecken gekrochen, um die Beute einzustreichen.
    Mencheres hatten wir seit der Nacht, in der er Patras Leiche geborgen und mit ihr verschwunden war, nicht mehr zu Gesicht bekommen. Das war vor über zwei Monaten gewesen. Er hielt telefonisch Kontakt, kam aber nicht aus seinem Versteck.
    Bones drängte ihn nicht, obwohl er mir anvertraute, es wäre ihm nach wie vor unbegreiflich, was Mencheres an Patra gefunden hatte, erst recht nach all ihren Untaten. Mir selbst war es ja auch schleierhaft, aber die Liebe ist eben manchmal un-erklärlich. Müßig, die Gründe zu hinterfragen.
    Die Tatsache, dass Mencheres sich verbotenerweise der Zauberei bedient hatte, war bisher folgenlos geblieben. Einige bedeutende Meister hatten sich zwar auf den Schlips getreten gefühlt, weil aber unser Foul nur eine Reaktion auf zwei Fouls von Patra gewesen war, sahen die meisten keinen Handlungsbedarf. Vielleicht hatten sie auch nur Angst vor Mencheres. Schließlich war er einer der wenigen Vampire, die sowohl alt genug waren, um sich mit Zauberei auszukennen, als auch stark genug, um sie wirken zu können. Vermutlich fürchteten sie, sie könnten die Nächsten sein. Ich für meinen Teil war nach allem, was ich gesehen hatte, froh, Mencheres nicht zum Gegner zu haben. Die Vorstellung, Bones könnte eines Tages über ähnliche Kräfte verfügen, beunruhigte mich. Es gab einfach Dinge, die nicht möglich sein sollten, und das Wissen, dass sie es doch waren, machte mir Angst.
    Doch darüber wollte ich mir vorerst keine Gedanken machen. Ich hatte meinen geliebten Mann an meiner Seite und eine trauernde Busenfreundin, die meine Hilfe brauchte. Da musste die Zukunft einfach mal allein klarkommen.
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