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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung
Autoren: Jeaniene Frost
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mir reißt endgültig der Geduldsfaden«, knurrte er. »Wäre sie nicht gewesen, wären wir alle tot, schon vergessen?«
    Ians türkisblaue Augen loderten grün.
    »Was ich nicht vergessen habe, ist, wem wir diesen Krieg überhaupt zu verdanken haben. Ihr! Was sie erlitten hat, war wiedergutzumachen, Crispin. Aber für unsere Freunde, die auf gebahrt im Nebenzimmer liegen, ist es jetzt zu spät. Wie viele Leben müssen noch geopfert werden, bis dem gekränkten Stolz einer einzigen Frau Genüge getan ist?«

    »Bones, nicht!«
    Wie aus dem Nichts war Mencheres aufgetaucht, und das kei nen Augenblick zu früh. Man hörte ein Knirschen, sah unscharfe Bewegungen, dann wurde Bones rückwärtsgestoßen, und ihm fehlte ein Arm. Mein Schrei übertönte die Rufe von Spade, der gerade noch rechtzeitig kam, um alles mitzubekommen.
    Völlig perplex starrte Ian die bereits verdorrende Hand an, die noch immer um seine Kehle gekrallt war. Ich wollte zu Bones gehen, aber der wich mir aus und trat vor Mencheres.
    »Gab es einen Grund dafür, dass du mich davon abgehal ten hast, angemessen auf diese Beleidigung zu reagieren, Ahn herr?«
    Ich erstarrte. Wenn Bones und Mencheres aneinandergerie ten, wäre hier der Teufel los.
    »Du wolltest Ian den Kopf abreißen«, antwortete Menche res. »Später hättest du es bereut, aus vielen Gründen. Ich glau be, wir haben Patra schon ausreichend Grund zum Feiern ge liefert. Da brauchen wir nicht noch mehr unserer Leute umzubringen.«
    Ian war ein wenig verwirrt von dem, was gerade geschehen war. Er schüttelte den Kopf, als wollte er seine Gedanken ord nen, und starrte dann Bones und mich ungläubig an.
    »Gott, Crispin, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist«, keuchte er. »Ich hatte keinen Grund, euch so anzufahren. Ver zeiht mir.«
    Bones wollte sich mit der Hand durchs Haar fahren und hielt inne, als er merkte, dass sein Arm erst halb nachgewachsen war.
    Er schnaubte ungläubig.
    »Zweihundertsiebenundvierzig Jahre lang hatte ich diesen Arm. Hätte mir nicht träumen lassen, dass ich ihn bei dem Ver such, dir den Kopf abzureißen, verlieren würde. Scheiße, ich muss mich zusammenreißen.«

    »Das gilt im Augenblick für uns alle«, pflichtete Mencheres ihm bei.
    »Ja«, sagte Bones und sah ihn mit einem Blick an, der mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. »Du ganz besonders, Ahn herr, denn das muss aufhören.«
    Vlad kam ins Zimmer. Er sah sich um, merkte, wie Bones und Mencheres sich ansahen, und setzte sich.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Mencheres schließlich düs ter. »Und ich sage dir, ich bringe es nicht über mich.«
    In Sekundenschnelle war Bones bei ihm. »Du oder sie, einer von euch wird in nächster Zeit sowieso dran glauben müssen.
    Egal, was Patra dir einmal bedeutet hat, wie sehr du dir viel leicht insgeheim wünschst, das Schicksal möge im letzten Au genblick eingreifen und alles zum Besten wenden - gerade du solltest es besser wissen. Du warst es doch, der mir gesagt hat, du würdest mit deinen Visionen nie falschliegen, und doch zau derst du in der Hoffnung, dich diesmal geirrt zu haben. Aber das hast du nicht, und deshalb musst du es beenden, denn das bist du deinen und jetzt auch meinen Leuten schuldig.«
    Ich war verwirrt. Soweit ich wusste, hatte Mencheres Patra nicht in irgendeinem Hinterzimmer versteckt, wie sollte er die Sache also beenden können?
    Vlad hatte meine Gedanken gelesen und beugte sich vor.
    »Begreifst du es denn nicht, Cat? Als Patra dich in diesen töd lichen Alptraum eingesperrt hat - wer wusste da, wie man den Zauber auflösen konnte? Bei dem Angriff der Zombies letzte Nacht - wer hat da gewusst, dass man sie nur besiegen kann, indem man das zerstört, was sie anlockt? Mencheres. Wenn er sich also so gut mit Zauberei auskennt, dass er weiß, wie man sie bekämpft... dann kann er auch selbst einen Zauber bewirken.«
    Ein Blick auf Mencheres' aschfahles Gesicht bestätigte alles, und schon stand ich auch vor ihm.

    »Du musst es tun. Sie wird nicht aufhören! Willst du, dass all deine Leute sterben? Denn genau dazu wird es kommen, wenn du nichts unternimmst.«
    »Könntest du so etwas tun?«, fragte Mencheres mich hitzig.
    »Könntest du Bones umbringen? Würde dir das leichtfallen?«
    Er unterbrach sich, in seinem Blick standen so viele unver hüllte Emotionen. So kannte ich ihn gar nicht. Er liebt sie im mer noch, selbst nach allem, was sie getan hat. Armes Schwein.
    Ich wählte meine Worte sorgfältig. »Ich will nicht so tun,
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