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Gefährlicher Sommer

Titel: Gefährlicher Sommer
Autoren: Bastei Lübbe
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Eulenburg seid!« Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Jetzt macht halt das Beste aus der Situation. Seid doch zum Beispiel froh, dass ihr euch wenigstens nicht angesteckt habt und nicht wie der arme Tom drei Wochen im Bett liegen müsst!«
    Angie murmelte etwas und ging in den Keller, um sich aus der Tiefkühltruhe ein Eis zu holen. Ihre Mutter seufzte. Die Ferien ihrer Töchter begannen sie zu erschöpfen.
    Und dann rief nach zwei Wochen überraschend Pat an. Sie klang aufgeregt und sehr vergnügt.
    »Hört mal zu«, sagte sie, »meine Mutter hat da eine blendende Idee gehabt ...«
 

 
    Durch die kleinen Fenster des Flugzeuges konnte man die Insel aus dem Meer aufsteigen sehen. Erst war sie ein undefinierbarer Fleck inmitten tiefblauer Weite, dann bekam sie scharf gezeichnete Umrisse, wurde grün, braun und bergig. Die Hauptstadt Teneriffas, Santa Cruz, erhob sich am Küstenrand, klein wie Punkte leuchteten die Schiffe, die in dem großen Hafen vertäut lagen. Häuser und Hotels waren zu sehen, dazwischen glitzerten hellblaue Swimmingpools. Ein gewaltiges Gebirge zog sich über den Rücken der Insel, ein spitzer Berg ragte daraus hervor.
    »Der Pico el Teide«, erklärte eine Passagierin, die Kniebundhosen trug und einen Dackel auf dem Schoß hielt. »Der höchste Berg der Kanarischen Inseln. Im Winter liegt dort oben sogar Schnee.«
    Sie richtete diese Auskunft an den fünfzehnjährigen dunkelhaarigen Jungen, der neben ihr saß. Chris nickte. »Ich weiß. Ich habe einen Reiseführer über Teneriffa gelesen. Da oben am Teide wurde in den Sechzigerjahren teilweise die Serie ›Raumschiff Orion‹ gedreht, weil es da aussehen soll wie in einer Mondlandschaft.«
    »Gut. Ich sehe, du hast dich informiert. Das sollte man auch tun, bevor man verreist. Über jede Gegend der Welt gibt es so viel Wissenswertes und Interessantes zu erfahren.« Sie fixierte Chris durch ihre dicken Brillengläser. »Die heutige Jugend zeigt allerdings größtenteils einen bedauerlichen Mangel an Bildung. Man ist auch nicht erpicht darauf, noch etwas beigebracht zu bekommen.«
    Chris grinste. Er hatte sich tatsächlich sehr genau über die Inseln informiert, und da er über ein gutes Gedächtnis verfügte, hatte er auch viele Details behalten. Er legte los. »Im Altertum wurden die Kanarischen Inseln auch ›Inseln ohne Wiederkehr‹ genannt, weil der Passatwind es den Seefahrern sehr schwer machte, von dort wieder wegzukommen. Im fünfzehnten Jahrhundert wurden sie nach und nach von den Spaniern erobert, dabei leisteten die Einwohner Teneriffas am hartnäckigsten Widerstand. Man nannte diese Ureinwohner Guanchen, sie lebten in Höhlen, waren vorwiegend Hirten und Bauern und hatten eine steinzeitliche Kulturstufe erreicht. Noch heute streiten Wissenschaftler darüber, ob die Guanchen damals ausgerottet wurden oder einfach mit ihren Eroberern, den Spaniern, verschmolzen. Im Jahre 1797 erschien der berühmte englische Admiral Nelson vor Teneriffa und versuchte, die Insel zu erobern. In der Schlacht bei Santa Cruz verlor er seinen rechten Arm und musste erfolglos den Rückzug antreten. Zum Gedenken an den Sieg Teneriffas über die englische Flotte wird in Santa Cruz noch heute, am 25. Juli, ein großes Volksfest gefeiert.«
    Chris hielt inne. Er hatte seinen Text wie auswendig gelernt heruntergeschnurrt.
    Die Frau starrte ihn an. »Erstaunlich«, sagte sie.
    »Ja, so ist die heutige Jugend, nicht wahr?«, erwiderte Chris ironisch, dann wandte er sich von ihr ab und neigte sich über den Gang, wo auf der anderen Seite seine Freunde saßen.
    »Sieht es nicht toll aus da unten?«, fragte er.
    Angie, Pat und Diane nickten begeistert. Sie hatten sich bereits auf Urlaub eingestellt, trugen Shorts und T-Shirts und luftige Sandalen. Pat hatte eine überdimensionale Sonnenbrille ins Haar gesteckt. Ihr Lachen klang nicht so frei wie das der anderen. Pat machte sich Sorgen: Zum einen hatte sie Fairytale in Deutschland zurücklassen müssen, und da sie tatsächlich, solange sie das Pferd hatte, noch nicht einen Tag von ihm getrennt gewesen war, wusste sie nicht, wie sie die drei Wochen unter südlicher Sonne und weit fort vom heimatlichen Stall überstehen sollte. Die andere Sorge galt Hund Tobi. Den hatte sie mitnehmen dürfen, aber er musste in einer Kiste im Frachtraum reisen. All ihr Bitten und Betteln hatte nichts genutzt. »Lassen Sie mich ihn doch mit nach vorne nehmen, bitte! Er ist ganz lieb!«
    Die Stewardess war hart geblieben. »Das ist gegen
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