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Gefährlicher Sommer

Titel: Gefährlicher Sommer
Autoren: Bastei Lübbe
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hat recht«, sagte Brigitte. »Das ist wirklich kein Grund, traurig zu sein. Wenn man bedenkt, was ihr alles hinter euch habt, war das hier das Geringste, was euch hätte passieren können. Also, kommt jetzt. Wir suchen uns einen schönen Platz und dann schwimmen wir!«
    Schon bald paddelten sie alle im Meer. Bollulo hatte hohe Wellen, und so machte es besonders viel Spaß. Nachher lagerten sie im schwarzen Sand und picknickten. Sie cremten einander mit Sonnenschutzmittel ein, lasen oder schliefen. Nach allem, was passiert war, fühlten sie sich nun herrlich entspannt und zufrieden.
    Angie und Christopho hielten sich abseits von den anderen. Sie waren ein Stück die Felsen hinaufgeklettert und hatten einen verborgenen, sonnigen Platz gefunden. Noch tropfend nass vom Meer hielten sie einander in den Armen. Sie verstanden sich auch ohne Worte. Christopho sah traurig aus. Angie wusste, er dachte daran, dass die Ferien vorbeigehen würden und dass Angie dann mit den anderen zurückkehrte. Sie konnte gar nichts anderes tun. Sie hatte ihre Familie in Deutschland, sie hatte ihre Freunde, sie ging dort zur Schule. Andere Jungs würden auftauchen in ihrem Leben, so wie andere Mädchen für Christopho da sein würden. Er hatte hier das Leben, zu dem er gehörte. Seine Geschwister und sein Vater, für die er sorgen musste, die Arbeit in der Disko, andere Gelegenheitsjobs, mit denen er Geld verdiente, im Herbst dann wieder die Schule. Er und Angie lebten jeder in verschiedenen Welten. Der Zufall hatte sie für einen Sommer zusammengeführt, und die Umstände, so wie sie waren, würde sie am Ende des Sommers wieder auseinanderführen. So wie das Meer den Tang ans Ufer schwemmt und ihn wieder mitnimmt.
    »Ich werde dich nie vergessen, Christopho«, sagte Angie leise.
    Er konnte sie nicht verstehen, aber sie hatte das Gefühl, dass er instinktiv begriff, was sie meinte. Er küsste sie. Ihrer beider Lippen schmeckten nach Salz, ihre Haare rochen nach Meerwasser. Sie wussten beide, sie würden jeder für sich in einem versteckten Winkel ihrer Seele die Erinnerung an diesen abenteuerlichen, aufregenden, schönen, verliebten Sommer ein Leben lang bewahren.
 
    Zwei Tage später sollte Tom eintreffen. Pat konnte es schon kaum mehr abwarten. Sie hatte extra ihre roten, dicken Haare über Nacht zu Zöpfen geflochten, sodass sie nun besonders wild und lockig aussahen. Außerdem hatte sie Tobi gebadet und gefönt. Sein zottiges Fell hatte einen seidigen Schimmer, seine weißen Pfoten sahen tatsächlich einmal weiß und nicht gräulich aus. Brigitte wollte erst allein mit ihrer Nichte zum Flughafen fahren, aber plötzlich beschlossen alle, auch mitzukommen.
    »Ihr seid ja wahnsinnig!«, stöhnte Brigitte. »Der Hund etwa auch?«
    »Natürlich«, sagte Pat sofort. »Tobi gehört dazu. Ich kann ihn doch nicht ...«
    »Ja, ja, schon gut. Du kannst ihn nicht ausschließen, das könnte sein Gemüt verletzen. Also, steigt ein. Ihr kriegt zwar alle einen Hitzschlag, aber das ist schließlich eure Sache. Wie gut, dass ich wenigstens einen Kombi habe!«
    In bester Stimmung kamen sie am Reina Sofia an. Es war ein besonders herrlicher Tag: keine Wolke am Himmel, das Meer so blau wie nie, die Berge fein gezeichnet.
    »Wir haben wirklich den besten Empfang für Tom vorbereitet«, sagte Chris zufrieden.
    Auf einer der elektronischen Anzeigetafeln konnten sie sehen, dass die Maschine aus Deutschland soeben gelandet war.
    »Gleich!«, rief Pat. »Gleich kommt er.«
    Sie zappelte hin und her. Die ersten Passagiere kamen durch die Sperre. Familien, jungverliebte Paare, ältere Leute. Überall erwartungsfrohe, glückliche Gesichter.
    »Da ist Tom!«, brüllte Angie und fuchtelte wild mit den Armen. »Tom! Tom! Hier sind wir!«
    Alle stimmten in ihr Geschrei ein. Kopfschüttelnd betrachteten einige Reisende die jungen Leute in ihrer unbändigen Lebenslust.
    »Eine muntere Gesellschaft«, meinte eine abgemagerte Frau mit riesiger Sonnenbrille und falschem Haarteil spitz.
    Und dann, von einer Sekunde zur anderen, verstummten die Stimmen.
    Hinter Tom ging ein junges Mädchen. Es trug ein weißes, kurzes Kleid, weiße Schuhe und eine strassbesetzte Sonnenbrille. Die dunklen Haare waren zu einer komplizierten Frisur aufgesteckt. Das Mädchen machte feine Trippelschritte und verströmte ein ungeheuer stark duftendes Parfüm.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte Chris ungläubig.
    »Ich glaube, ich träume«, murmelte Angie fassungslos.
    Das Mädchen war -
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