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Gefährlicher Sommer

Titel: Gefährlicher Sommer
Autoren: Bastei Lübbe
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Tobi gab es einen gewaltigen Knochen. Und wenn sie wieder einmal nach Teneriffa kamen, wurde ihnen gesagt, möchten sie sich doch unbedingt im Loro-Parque blicken lassen.
    Den Nachmittag verbrachte Diane in einer Eisdiele in Puerto de la Cruz, denn mit ihrem Gipsfuß konnte sie weder baden noch größere Strecken laufen. Felipe leistete ihr Gesellschaft und versuchte, ihr ein bisschen Spanisch beizubringen.
    Die anderen machten sich auf den Weg zum Strand von Bollulo. Hier kamen kaum Touristen hin, nur ein paar Einheimische lagerten im Sand. Der Grund war, dass man Bollulo so schwer erreichen konnte: Man musste zunächst durch einen Barranco, eine gewaltige Felsenschlucht wandern, in der Kakteen, Bananenpflanzen und Eukalyptussträucher durcheinanderwuchsen und der einzige schmale Trampelpfad von Ästen und Büschen überwuchert wurde. Dann ging es einen Weg durch steile Felsen hinab, über eine bedrohlich schwankende Hängebrücke und dann noch einmal über meerumspülte schwarze Felsen hinweg, ehe man an den Sandstrand gelangte.
    Auf der Hängebrücke fehlten in der Mitte zwei Stufen, irgendwann mussten sie, vom hinaufspritzenden Salzwasser zerfressen, herausgebrochen sein. Man konnte entweder einen riesengroßen Schritt machen oder sich auf der schmalen Seitenbefestigung entlangtasten. Blickte man durch das Loch hinunter, sah man rabenschwarz glänzende Felsen, auf denen träge ein paar Krebse herumkrochen, und dunkelgrüne, schaumige Wellen, die sich donnernd an der Steilküste brachen.
    »Ich gehe zuerst«, sagte Brigitte, »und ihr reicht mir dann eure Badetaschen hinüber, sodass ihr auf jeden Fall beide Hände frei habt!«
    »Diane würde jetzt in Ohnmacht fallen«, sagte Angie und spähte in den schwindelerregend tiefen Abgrund. »Wie gut, dass sie nicht hier ist!«
    Chris reichte seine Tasche Brigitte und turnte dann hinüber. »Geht ganz einfach!«, rief er den anderen zu.
    Unter viel Gekichere und gespielten Schreckensschreien folgten die anderen seinem Beispiel. Angie kam zuletzt an die Reihe. Sie packte ihren Strohkorb, in dem sich Handtuch, Badeanzug und Schwimmflossen befanden, fester. »Ich trage meine Tasche selber!«
    »Angie, du machst keinen Quatsch!« Brigitte sah ärgerlich aus. »Ich habe keine Lust, deine Knochen da unten aufzusammeln!«
    Aber die unternehmungslustige Angie scherte sich nicht darum. Betont lässig trat sie den Weg über den Abgrund an. Ihr Korb schwankte bedenklich hin und her.
    »Angie, pass auf!«, rief Pat.
    Tobi bellte laut. Ihm hatte die ganze Angelegenheit nicht die geringsten Probleme bereitet. Auf vier Beinen läuft es sich sicherer als auf zweien, und er war den ganzen Steilpfad schon zweimal hinauf- und hinuntergerannt, als sich die anderen immer noch mit der Hängebrücke abplagten.
    Zuoberst in Angies Korb thronte die neue Uhr. Angie hatte sie abgelegt, weil sie keinen breiten weißen Streifen auf ihrem sonst sonnengebräunten Arm haben wollte.
    Später wusste keiner mehr genau zu sagen, wie es gekommen war. Angie war eine Sekunde lang unsicher geworden, sie hatte etwas zu lang nach unten gesehen, und auf einmal wurde ihr schwindelig. Sie krallte sich am Geländer fest. Die Träger des Korbs entglitten ihren Händen. Entsetzt starrten sie alle den verschiedenen Dingen nach, die wie losgelöst über die Felsen hinabsegelten: ein riesiges rotes Handtuch, ein blauer Bikini, Taucherflossen, Badeschuhe, ein Kamm - und die Uhr.
    Angie schrie auf. »Meine Uhr! Meine Uhr!«
    »Du bist ein Rindvieh!«, rief Chris.
    Tobi nahm die Verfolgung der Gegenstände auf; umständlich, langsam und keuchend folgten ihm die anderen.
    Sie fanden das Handtuch und den Bikini, schließlich auch noch einen einsamen Badeschuh. Alles andere hatten die Wellen weggespült und verschlungen. Angie starrte in die tosende Gischt, die an den Felsen hinaufsprühte. Keine Spur von einer Uhr!
    »So etwas Gemeines! So etwas furchtbar Gemeines!« Sie weinte fast vor Wut. »Sie war so teuer!«
    »Geschieht dir ja fast recht, Angie!« Brigitte war immer noch verärgert. »Warum musstest du auch so leichtsinnig sein und unbedingt angeben wollen? Das hast du jetzt davon!«
    »Wenn man bedenkt, wie lange die Ferien noch dauern, und auf wie viel Eis die arme Angie noch verzichten muss!«, rief Chris schadenfroh.
    »Halt du nur deinen Mund, Chris! Ich kann auf deine doofen Kommentare sehr gut verzichten!«, fauchte Angie.
    Christopho legte den Arm um sie. »Nicht traurig, bitte«, sagte er leise.
    »Christopho
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