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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Roy
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als plötzlich der ehemalige Butler vor ihm stand. James hatte sich nicht verändert. Sein Gesicht war noch dasselbe, wie vor über dreihundert Jahren.
    »Riley«, stotterte er ungläubig. »Was machst du denn hier?«
    »Dasselbe wollte ich gerade dich fragen«, erwiderte Riley.
    »Ich arbeite hier«, sagte James. Er machte keine Anstalten, die Gäste hereinzubitten.
    »Dürfen wir eintreten?«, fragte Riley freundlich.
    »Die Herrschaften geben ein Fest«, sagte James. »Nur geladene Gäste dürfen in das Haus.«
    »Wem gehört das Anwesen jetzt?«
    »Einem reichen Vampir«, antwortete James knapp.
    »Sag deinem Herrn, wir würden ihn gerne einen Augenblick sprechen«, bat Riley.
    In James Gesicht arbeitete es. Riley konnte es deutlich sehen. Er hatte Angst.
    »Vielleicht kannst auch du uns weiterhelfen und wir brauchen deine Herrschaften gar nicht«, mischte sich nun Shelly ein.
    James blickte verwirrt auf Rileys Begleitung.
    »Was möchten Sie wissen?«, fragte er.
    »Wir möchten gerne wissen, welcher Vampir damals Thornhill nicht verlassen hat, aber über die Ringe, die Enya uns gemacht hat, Bescheid weiß«, antwortete Riley.
    »Woher soll ich das wissen?« James kratzte sich verlegen am Kopf. Riley lächelte, er kannte diese Geste noch. James hatte das immer gemacht, wenn er Dinge verschwieg oder so tat, als wüsste er etwas nicht.
    »Du hast keinen Grund, uns nicht die Wahrheit zu sagen ... Hast du mit irgendjemanden über Enya gesprochen?«
    James reagierte nicht auf Rileys Frage. Plötzlich hörte Riley eine Stimme, die ihm bekannt vorkam. Er hob unwillkürlich den Kopf und versuchte sich zu erinnern, wem die Stimme gehörte.
    »Ihr solltet jetzt lieber gehen«, sagte James und wollte die Tür schließen. Shellys Instinkte waren geweckt. Etwas stimmte hier nicht. Sie machte einen Schritt vorwärts und stellte ihren Fuß in die Tür. Verwirrt blickte sie der Butler an. »Wir haben einen Flug und eine lange Autofahrt hinter uns und deshalb verdienen wir eine Antwort«, sagte sie.
    Ein Prickeln lief ihr über den Rücken, als James seine Augen für einen Moment schloss. Sie fühlte, der Butler kämpfte mit sich.
    Riley blieb wie angewurzelt stehen, als er seinen Vater über den Flur schreiten sah. Er sah ihn nur von hinten, aber er erkannte ihn sofort. »Das ist mein Dad«, sagte er entgeistert. James nahm sein weißes Taschentuch aus der Innentasche seiner Livree und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Ich bitte euch, geht«, sagte er. »Morgen können wir uns treffen und ... reden.«
    Riley sah die Angst in James Gesicht und nickte. »Wir wohnen im Hotel Lewiston. Komm morgen Abend dorthin«, sagte er.
    James nickte und drückte einen Moment später die schwere Holztür zu. Nachdenklich gingen Riley und Shelly zu ihrem Auto zurück. Das Lachen der Leute in dem großen Saal klang hinter ihnen her.
    »Das war mein Dad«, sagte Riley verwirrt. »Ich frage mich, was er hier macht.«
    »Mach dich jetzt nicht verrückt«, sagte Shelly. »Morgen erfahren wir mehr.«
    Riley nickte und ließ seinen Blick umherschweifen. Erinnerungen stiegen in ihm hoch. Erinnerungen an die Zeit, als er noch ein Mensch war. Es war hier mehr sein Zuhause gewesen als bei seinem Vater. Bei Onkel John und Tante Leslie hatte er die Geborgenheit bekommen, die sein Vater ihm nicht geben konnte. Seine Mutter hatte er nie kennengelernt, sie war gestorben, als er gerade einmal eine Stunde alt war.
    »Was ist los?«, fragte Shelly, »du siehst so traurig aus.«
    »Meine Kindheit kam mir gerade in den Sinn ...« Shelly griff nach seiner Hand und hielt sie fest. Schweigend gingen sie zu ihrem Auto und fuhren zurück zum Lewiston Hotel. Müde vom Flug und der Zeitumstellung legte sich Riley aufs Bett und schlief innerhalb kurzer Zeit ein. Shelly konnte noch nicht schlafen. Sie trat ans Fenster und blickte hinaus auf die Lichter von Thornhill. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Riley als kleinen Jungen durch die Straßen laufen. Mit einem Lächeln drehte sie sich um und blickte zum Bett. Riley schlief tief und fest.
    In diesem Moment hörte sie ein Geräusch vor der Zimmertür. Shelly trat rasch hinter den dicken Vorhang. Sie spürte einen kalten Windhauch, als die Tür aufging. Ganz leise wurde die Tür wieder ins Schloss gedrückt. Neugierig schob sie den Vorhang ein wenig beiseite und blickte auf die Gestalt, die langsam auf das Bett zu schlich. Es war eine Frau. Sie trug ein langes geschmeidiges Kleid, das bei den Bewegungen kaum ein

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