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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)
Autoren: Audrey Braun
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lieb sind, werden dafür bezahlen müssen. Er sieht mir in die Augen.
    »Nein. Das stimmt«, sage ich. »Er ist nur als mein finanzieller Berater hier. Alles ist völlig in Ordnung.«
    »Dann wissen Sie auch, dass er sich mehrmals mit der Bank in Verbindung gesetzt und versucht hat, Zugriff auf Ihr Konto zu bekommen?«
    »Ja. Also … ich hatte ihn darum gebeten. Er kennt sich mit Bankgeschäften eben sehr gut aus und er ist mitgekommen, um mich ein wenig zu unterstützen. Ich möchte ein paar wundervolle Dinge mit dem Hagen-Haus machen.«
    »Ach, dann haben Sie es also inzwischen gesehen? Und hatte ich recht?«
    »Ja. Das hatten Sie. Ich sehe genauso aus wie mein Großvater Walter. Die Ähnlichkeit ist verblüffend.«
    Falls Erika bemerkt, was ich gerade gesagt habe, lässt sie es sich nicht anmerken. Sie gibt uns jetzt das Geld, keine weiteren Fragen. »Also dann«, sagt Erika. »Wir müssen Sie jetzt wirklich nicht länger warten lassen. Franz wird Ihnen bei allem behilflich sein und wenn es noch irgendetwas gibt, was ich in Zukunft für Sie tun kann, bitte zögern Sie nicht, es mich wissen zu lassen.«
    Ich versuche ihr einen verzweifelten Blick zuzuwerfen. Aber Erika dreht sich auf dem Absatz um, ganz geschäftsmäßig. »Grüßen Sie die Zwillinge von mir«, sagt sie und dann ist sie auch schon verschwunden.
    Anderthalb Stunden nachdem wir die Bank betreten haben, werden wir mit drei großen Aktentaschen zur Tür hinaus gelassen.
    »Lass uns ein Taxi nehmen, ja?«, schlägt Jonathon vor. »Die sind viel zu schwer, um sie zu tragen.«
    Wir steigen hinten in ein Taxi und einen Moment mache ich mir Sorgen, dass der Mann hinter dem Steuer nur so tut, als sei er Taxifahrer. Dass er in Wirklichkeit jemand ist, der dafür bezahlt wird, in den Wald zu fahren und mich zu erschießen.
    Jonathon gibt dem Mann die Adresse der Pension. Wieso will er mich gehen lassen? Das ergibt keinen Sinn. Mit dem Finger fährt er ziellos über das Seitenfenster wie ein Kind, das seinen Namen schreibt. »Das war ein Kinderspiel«, sagt er. »Völlig mühelos. Findest du nicht?« Je mehr wir uns der Pension Freymann nähern, desto überzeugter bin ich, dass er vorhat, mich zu töten.
    Alle haben sich in der Küche versammelt. Benicio, Herr Freymann, sogar Oliver, der immer noch an den Stuhl gefesselt ist, obwohl seine Füße frei sind und man ihm das Klebeband vom Mund gezogen hat. Seine Lippen sind geschwollen. Er stöhnt und schweigt abwechselnd. Ich spüre, wie er versucht, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Ich bete, dass er es nicht schafft, bevor alles vorbei ist. Ich durchquere den Raum und nehme sein Gesicht in meine Hände. Es ist kalt. Seine Augen sind geschlossen, aber als ich ihn berühre, entringt sichseiner Kehle ein tiefes Brummen. Mein Herz zieht sich zusammen. Ich küsse ihn auf die Stirn und atme seinen Geruch ein. Ich drücke mit meinen Händen seinen Kopf gegen meine Schulter, sehe die Prellungen auf seiner Wange und an seinen Armen, unterdrücke meine Wut, meine Tränen.
    Jonathon stellt die erste Aktentasche auf den großen Küchentisch und beginnt, das Geld herauszunehmen. Der Arzt und Kevin reißen die Geldbündel auf und halten einige der Scheine gegen das Licht, offensichtlich auf der Suche nach Wasserzeichen.
    »Einwandfrei«, sagt der Arzt.
    Ich spüre die tiefe Erregung, die Jonathon ausstrahlt. Sie hat nichts mehr mit Habgier oder Verzweiflung zu tun. Er scheint nur noch an Flucht zu denken und überhaupt nicht mehr zu wissen, wer er ist, wer alle anderen sind.
    Benicio beobachtet alles von einem Stuhl in der Ecke bei Herrn Freymann. Ich sehe buchstäblich, wie das Räderwerk in seinem Hirn arbeitet.
    Oliver zuckt mit den Schultern, als würde er träumen.
    Nachdem die Männer noch weitere zehn Minuten das Geld untersucht haben, beginnt Jonathon, die Bündel wieder zusammen zu packen. »Also dann«, sagt er zu dem Arzt, der seine eigene Tasche öffnet und eine Spritze mit Nadel herausholt.
    »Was ist los?«, frage ich.
    »Er ist ein alter Freund. Henri, das ist meine Frau. Celia, Henri.«
    Der Arzt nickt höflich, als wäre nichts Ungewöhnliches dabei, sich unter solchen Umständen kennenzulernen.
    Benicio rutscht auf seinem Stuhl herum.
    »So ist es«, sagt Jonathon an Benicio gewandt. »Sie ist immer noch meine Frau, egal, was ihr beide oben miteinander gemacht habt. Vergiss nicht, ich war zuerst da. Vergiss das nie, du verlogener Hurensohn.«
    Benicio zuckt mit keiner Miene. Er hat keine Angst vor
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