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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)
Autoren: Audrey Braun
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einer Zelle hockt, die Narben trägt, die ich ihm zugefügt habe, für immer an einem Ort lebt, von dem er behauptet hat, er sei schlimmer als der Tod. Ich habe gehört, die Zellen seien geräumig und hätten Fernsehen und Bücher, einen weichen Teppich in der Mitte des gefliesten Bodens. Jonathon verbringt seine Tage damit, hinter einem hölzernen Schreibtisch in einem modernen Stuhl zu sitzen und seine Gnadengesuche zu schreiben. Es gibt Schlimmeres als ein Schweizer Gefängnis.
    Die F.D.I.C., die amerikanische Einlagenversicherung für Banken, hat die
Pacific Savings and Trust
geschlossen. Sie wäre wahrscheinlich ohnehin bankrottgegangen, doch Jonathon hat es sicher beschleunigt. Jahrelang war er nur damit beschäftigt gewesen, sich aus einem selbst gegrabenen Loch zu befreien, anstatt seinen Job zu machen. Am Schluss haben seine Kunden Hunderttausende von Dollar verloren. Zum Teil fühle ich mich schuldig daran. Wäre ich ehrlich zu mir gewesen, hätte ich Jonathon schon Jahre zuvor verlassen, und alles hätte sich vielleicht ganz anders entwickelt. Ich habe es wiedergutgemacht, indem ich die Verluste bezahlt habe, die von der Einlagenversicherung nicht abgedeckt waren. Ich habe Hypotheken bezahlt und Geldmittel für Colleges bereitgestellt. Ich habe wieder Pflegedienste für alte Leute eingerichtet und karitative Organisationen ins Leben gerufen. Die Anzahl von Weihnachtskarten, die ich jedes Jahr erhalte, ist überwältigend.
    Auf diese Dinge muss ich mich jetzt konzentrieren. Mein heutiges Leben. Hier, mit allen meinen Männern. Meiner Familie. So einer großen Familie, dass ich extra einen Esstisch habe anfertigen lassen müssen, damit alle daran passen. Und Willow besucht mich so oft, dass ich ihr ein eigenes Zimmer eingerichtet habe.
    Ich muss mich auf die Zukunft konzentrieren. Benicio und ich wollen eines seiner Drehbücher zusammen schreiben. In den meisten seiner Filme ist die weibliche Hauptrolle mir vom Charakter, wenn nicht auch vom Aussehen, sehr ähnlich. Zumindest sagt er mir das. Schön wär’s, sage ich und winke ab, während ich mich insgeheim mit ihrer Schönheit, ihrer Klugheit und ihrem Witz vergleiche. Im Moment bin ichzu sehr mit meiner eigenen Arbeit beschäftigt. Das Drehbuch muss noch warten.
    Von meinem Arbeitszimmer am Ende des Flures hat man einen Blick über die Altstadt und die Limmat. An manchen Tagen kann ich einfach nur auf die gewundenen Straßen, das feuchte Kopfsteinpflaster starren und in Gedanken die Zeit zurückdrehen zu dem Tag, an dem meine Geschichte begann. Aber meistens blicke ich hinaus und dann sehe ich wieder auf meinen Bildschirm. Es ist meine eigene Art, in die Zukunft zu blicken. Manchmal fühlen sich Worte wie kleine Schmuckstücke zwischen meinen Fingern an, zu wertvoll, um sie vorzulesen. An anderen Tagen fallen sie schwer auf die Seite, wie Felsbrocken, die von einem Dach geworfen werden. Aber meistens strömen sie wie Schweiß aus meinen Poren. Ich vergesse dann zu atmen. Schnappe irgendwann nach Luft. Das sind die Augenblicke, für die ich lebe.
    Ich habe Seth bisher nicht wiedergesehen, aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Er und seine Familie haben meine Einladung, uns zu besuchen, angenommen. Ich habe mich mit seiner Frau angefreundet, unser Leben hat sich überschnitten, als meine berufliche Karriere vor über einem Jahr durchgestartet ist. Wir lieben dieselben Autoren, schicken uns aufgeregte E-Mails über die gleichen Bücher hin und her. Mein eigenes Buch,
Erleuchtung
, steht seit zehn Wochen auf mehreren Bestsellerlisten. Kritiker vergleichen mich mit Joella Lundstrum, da sich
Erleuchtung
Lundstrums Platz eins immer mehr annä-hert. Julia hat Seths Ausstellung von Roth und Vonnegut entfernt und mein Buch mitten im Laden aufgestellt mit einem leuchtend gelben Schild darüber, auf dem steht:
Wenn Sie einFan von Joella Lundstrum sind, dann ist Celia Hagen genau die Frau, nach der Sie suchen.
    Benny öffnet langsam die Schlafzimmertür und späht herein. Seine Augen sind noch ganz verschlafen, aber voller Erwartung. Heute Abend werden zwanzig Leute um den langen Tisch sitzen und seinen Geburtstag feiern. Oliver wird Gitarre spielen und alle werden versuchen, sich an die Texte von alten englischen Popsongs zu erinnern. Es wird mehr Essen und Kuchen geben, als wir je schaffen können. Mehr Gelächter, als unsere Bauchmuskeln aushalten. Kinder werden durch die Räume flitzen, mit Pinto dicht auf ihren Fersen. Das Telefonat wird dann hinter uns
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