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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)
Autoren: Audrey Braun
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ungeputzt, das Gesicht fettig und voller Bartstoppeln. »Du hättest mich bereits verlassen, noch bevor ich den ersten Satz beendet hätte.«
    »Lass ihn gehen, Jonathon.«
    »Es war nicht meine Schuld. Das musst du verstehen.«
    »Er ist nur ein Junge.«
    »Ich werde ihn gehen lassen, sobald ich habe, weswegen ich hier bin.«
    Hinter mir am Tisch weint leise Frau Freymann.
    Mit jeder Minute, die vergeht, mit jedem Wort, das ich sage, ziehe ich den Knoten dieses Irrsinns fester zu und doch kann ich nicht aufhören. Ich muss ihn aufhalten.
    Oliver stöhnt hinter der Tür.
    »Ich werde wegen dieser Sache nicht ins Gefängnis gehen«, sagt Jonathon. »Hast du mich verstanden? Lieber sterbe ichund nehme jeden einzelnen von euch mit, als dass ich den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringe.«
    Ich lege die Pistole auf den Tisch. »Was genau willst du?«
    Kevin greift sich sofort die Waffe. »Was ist das?«, fragt er.
    »Die Pistole von meinen Enkelkindern«, antwortet Frau Freymann auf Deutsch.
    »Was hat sie gesagt?«, will Kevin wissen.
    »Eine Spielzeugpistole von ihren Enkeln«, sagt der Mann, den ich für den Arzt halte.
    Kevin zielt auf die Spüle und drückt ab. Man hört nur Plastik klicken.
    »Ich werde tun, was du willst«, sage ich. »Aber bitte«, ich wende mich dem anderen Mann zu, »ich flehe Sie an. Gehen Sie nach oben und helfen Sie Herrn Freymann.«

39
    Der Arzt nimmt eine Ledertasche und einen Kühlpack mit. Ich folge ihm in das Schlafzimmer, wo Herr Freymann immer noch auf dem Boden liegt.
    Benicio schaltet die Nachttischlampe ein. Er sitzt neben dem zusammengesunkenen Körper des Mannes und presst das blutdurchtränkte Handtuch auf die Wunde. Herr Freymann ist jetzt wieder bei Bewusstsein und murmelt irgendetwas.
    Ich sehe Sorge in Benicios Gesicht. Es ist meine eigene Sorge, die in ihm brennt.
    »Oliver ist hier?«, fragt er.
    Ich nickte nur und sehe ihn in Gedanken vor mir in dem Stuhl, das Messer auf seiner Schulter. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Tränen rinnen mir über die Wangen.
    Benicio steht auf und drückt mich gegen seine Brust. Ich spüre eine Beule auf seinem Rücken unter dem Hemd.
    Der Arzt kniet sich hin und untersucht den Kopf von Herrn Freymann. Er zieht ein paar dünne Pflaster aus seiner Tasche und klebt sie über die Wunde. Dann hilft er Herrn Freymann, sich aufzusetzen. Er sagt ihm, dass er bei Bewusstsein bleibenund das Eis auf seinen Kopf drücken soll. Die Augen von Herrn Freymann sind blutunterlaufen, seine eine Gesichtshälfte verfärbt sich bereits grün und blau. Er kann mich nicht ansehen oder vielleicht will er es auch nicht.
    Um halb neun sitze ich mit Jonathon an meiner Seite im Zug zur Bank. »Es ist schon verblüffend, wie pünktlich die sind«, sagt er über die Züge. »Dieses Land ist wirklich beeindruckend«, fügt er hinzu und sieht aus dem Fenster, während wir in den Hauptbahnhof einfahren.
    Um neun Uhr bietet Jan uns Champagner und Espresso an. Jonathon lehnt dankend ab. Ich sage, dass ich gern einen Tee hätte. Man stellt uns einen Raum zur Verfügung, in dem wir warten können. Erika begrüßt uns in Begleitung eines Herrn namens Franz, der uns in allen Sicherheitsfragen beraten wird.
    Erika scheint leicht besorgt. »Sie erwähnten gestern, dass Ihre Frau sich nicht gut fühlt«, sagt sie zu Jonathon, als sei ich überhaupt nicht da. »Etwas über ihre Medikamente. Sind Sie sicher, Mrs. Donnelly, Entschuldigung, Celia, dass Sie eine so hohe Summe in bar abheben wollen?«
    »Ja. Es war nur ein Missverständnis«, erwidere ich.
    »Wenn Sie irgendetwas hier in Zürich kaufen wollen, Schmuck, Immobilien, was auch immer, können wir das Geld sicher auf ein anderes Konto überweisen. Wir empfehlen Ihnen, nicht so viel Bargeld auf der Straße mit sich herumzutragen.« Sie sieht von mir zu Jonathon und wieder zurück. »Zürich ist eine sichere Stadt, aber nirgendwo auf der Welt ist es so sicher, dass man mit derartig viel Bargeld in der Tasche herumlaufen sollte.«
    »Wir wissen das«, antwortet Jonathon. »Zufällig bin ich selbst Leiter einer Bank, Ms. Zubriggen. Ich weiß, die Umstände mögenungewöhnlich erscheinen. Aber sie sind nicht illegal. Habe ich recht?«
    »Es tut mir leid. Irre ich mich oder haben Sie keine Vollmacht für dieses Konto? Ich frage nur, falls wir etwas übersehen haben sollten.«
    Jonathon greift mit der Hand in die Tasche, in der er sein Handy hat. Er droht damit, Kevin anzurufen, wenn irgendetwas schiefläuft. Alle, die mir
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