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Gefaehrliche Kaninchen

Gefaehrliche Kaninchen

Titel: Gefaehrliche Kaninchen
Autoren: Kirsten John
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verstehst du das nicht? Der Plan ist vorbei.« Er duckt sich, um die Kaninchenburg zu verlassen.
    »Und was machst du jetzt?«
    »Ich gehe zu Paul. Er ist aus dem Urlaub zurück«, antwortet Max, ohne sich umzudrehen.
    »Du darfst ihn ruhig mal mitbringen, diesen Paul«, ruft Leonie.
    Max steht einen Augenblick lang still da. »Warum denn?«, sagt er schließlich. »Hier gibt es ja nicht einmal Krokodile. Da langweilt er sich nur.« Dann geht er.
    Er kommt sich selbst gemein vor. Reißt einen Zweig ab und peitscht damit die Brennesseln auf seinem Weg nieder, ist wütend und traurig zugleich. Aber er will jetzt nicht mehr tauschen, mit nichts und niemandem. Will einfach nur Max sein, der die Welt hasst. Der Plan: Er existiert nicht mehr. Es hat ihn nie gegeben.
    Doch es gibt ihn noch, den Plan, auch ohne ihr Zutun. Wie eine schwerfällige Lok, die erst in Gang gebracht werden musste, stampft er unaufhaltsam los und wird immer schneller. Überrollt Leonie und Max, die ihn ursprünglich einmal angestoßen haben. Lässt sich von nichts und niemandem mehr aufhalten.
    Leonies Brüder haben ihre Jobs angefangen. Und es macht ihnen Spaß. Zwar wird es schwieriger, ihren Eltern auf die Nerven zu fallen, aber das kriegen sie hin. »Doppelschicht«, nennt Georg das. Aber er grinst dabei.
    Max’ Mutter hat sich derweil in das Architekturprojekt der Siedlung eingelesen und ist begeistert. Sie telefoniert mit der Frau ihres Chefs und Nachbarin der Leoniefamilie, ob nicht irgendwo ein Reihenhäuschen frei ist. Ist es nicht.
    (Noch nicht.)
    Leonies Vater lässt sich derweil von Max’ Vater das große Haus zeigen. »Ich hab’s geerbt«, sagt er, »von meinen Großeltern. Eigentlich ist es viel zu groß für nur drei Personen. Ich wollte ja auch immer mehr Kinder, aber Luise …« Er lässt den Satz unvollendet.
    »Was meinst du, rauft ihr euch noch mal zusammen, du und deine Frau?«, fragt Klaus, der ihm hinterherhumpelt. Sein Fuß tut immer noch verflixt weh.
    »Keine Ahnung. Wir sind uns fremd geworden, mit der Zeit. Und irgendwie aus dem Weg gegangen.«
    »Und du denkst, ihr kommt euch näher, wenn du jetzt wegziehst?«
    »Keine Ahnung.« Max’ Vater ist das Thema unangenehm. Er versucht abzulenken und zeigt hoch zur Decke. »Siehst du, da? Da ist Wasser durchgekommen, nehme ich an?«
    »Klar ist es das«, sagt Leonies Vater, der ebenfalls den bräunlich zerfaserten Fleck betrachtet. Dabei fällt sein Blick zufällig aus dem Fenster. »Äh, sind das meine Söhne dort drüben auf dem anderen Grundstück?«
    Max’ Vater tritt neben ihn. »Tatsächlich.«
    »Was machen sie denn da?«
    »Sieht so aus, als würden sie den Rasen mähen.«
    Beide Väter blicken stumm hinüber, als die Nachbarin die beiden Jungs heranwinkt und ihnen einen Krug Limonade auf den Gartentisch stellt.
    »Hast du manchmal auch das Gefühl«, sagt Max’ Vater langsam, »dass etwas vor sich geht und du nicht dahinterkommst, was es ist?«
    Leonies Vater nickt. »Ständig«, sagt er und beobachtet seine Limonade trinkenden Söhne.
    Zur gleichen Zeit fühlt sich Leonies Mutter einem Nervenzusammenbruch nah. Sie hat die Rennmäuse in der Badewanne gefunden, ist zweimal über Leonies Töpfchen gestolpert, kann die nasse Wäsche nicht im Garten aufhängen, weil jetzt Tristan dort wohnt, und hat Leonie gefühlte hundertmal gebeten, das Sofa zu räumen.
    Leonie ist krank. Zumindest fühlt es sich so an.
    »Hast du dich mit Max gestritten?«, fragt ihre Mutter, die ihr mit einer Hand die Stirn fühlt, während sie mit der anderen einen Wäschekorb gegen die Hüfte presst.
    Leonie nickt.
    »Warum denn?« Leonies Mutter versucht, verständnisvoll zu sein und sich auf die Probleme ihrer Tochter zu konzentrieren und nicht an die schwere Wäsche zu denken.
    »Weil sein Vater auszieht.«
    »Er zieht aus? Dabei hatte ich Luise doch geraten, mehr Nähe herzustellen.« Leonies Mutter schüttelt den Kopf.
    »Dann hast du es nicht richtig gemacht. Jetzt zieht er weg und Max will nichts mehr mit mir zu tun haben.« Leonie fühlt sich sehr, sehr verlassen. Und selbstmitleidig. Darf sie auch, findet sie, schließlich hat sie keine Freunde mehr auf dieser Welt.
    Der Wäschekorb schneidet empfindlich in die Hüfte von Leonies Mutter. Sie reckt den Hals, um in den Garten zu sehen. Tristan ist noch da, sitzt vor seinem Zelt. Keine Chance, es unauffällig abzubauen oder wenigstens zu verschieben, um Platz für die Wäsche zu haben.
    Leonie hebt schwach den Kopf. »Hast du überhaupt
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