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Gefaehrliche Kaninchen

Gefaehrliche Kaninchen

Titel: Gefaehrliche Kaninchen
Autoren: Kirsten John
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Fuß?« Wieder hält Max’ Vater inne, um die Fragen zu stellen.
    »Besser«, sagt Leonie. »Und die Zeitung kommt jetzt auch jeden Morgen.«
    »Gut, gut.« Max’ Vater fängt wieder an zu wandern.
    Wie ein Eisbär im Zoo, muss Leonie denken.
    »Nun setz dich schon hin, Peter«, sagt Max’ Mutter, die die Blätter sinken lässt. »Er wird schon runterkommen, wenn er Hunger hat.«
    »Das ist alles, was dir dazu einfällt? Dass er runterkommt, wenn er Hunger hat?«
    »Das war doch klar, dass er das nicht leicht nimmt. Kein Kind tut das, dessen Eltern sich …« Sie wirft Leonie einen Blick zu, als wäre ihr erst jetzt aufgefallen, dass sie hier ist, und räuspert sich. »Nun ja, das ist eben nicht leicht.«
    Und ausgerechnet jetzt, wo der Plan fast geklappt hätte, denkt Leonie.
    »Ausgerechnet jetzt«, sagt Max’ Vater und Leonie zuckt zusammen. Aber er meint etwas anderes. »Ausgerechnet jetzt«, murmelt er. »Wir hatten gerade wieder Kontakt. Wir haben Leonies Familie geholfen. Wir waren Indianer.«
    »Ihr wart was?« Die Stimme von Max’ Mutter klingt spöttisch.
    »Indianer«, sagt Max Vater bestimmt und sieht ihr in die Augen.
    »Nein«, sagt Leonie und schüttelt den Kopf, »Sie sind nur Riesen.« Obwohl Riesen zu nett klingt. Als hätte man etwas Großes, Mächtiges vollbracht. »Zerstörerische Riesen«, fügt sie hinzu, »und ich gehe jetzt nach Hause.« Und das tut sie auch. Sie hat einen Plan. Einen letzten, absolut endgültigen Rettungsplan. Und sie muss es alleine tun. Obwohl – wer in ihrer Familie ist denn schon wirklich jemals alleine?
    »Ihr habt uns getauscht?« Tristan kann es immer noch nicht fassen. Er sitzt auf seinem Bett und hält Issa einen Teddy vors Gesicht, den er hin und her schwenkt.
    Issa versucht, danach zu greifen, und lacht.
    »Ja, ehrlich, da komm ich auch nicht drüber weg«, sagt Georg.
    »Wir haben nicht euch getauscht, wir haben uns getauscht«, verbessert Leonie.
    »Und warum noch mal?«, will Lars wissen und Lukas wiederholt: »Ja, warum?«
    »Weil wir … weil ich …«, Leonie wird rot. Da hilft wohl nur Ehrlichkeit. »Weil ihr mir auf die Nerven gegangen seid und ich einfach mal ein bisschen Ruhe wollte, darum.«
    Ihre großen Brüder starren sie verblüfft an.
    »Hättest du doch nur einen Ton sagen müssen«, sagt Georg.
    »Also ehrlich«, wiederholt Lars.
    Leonie rudert hilflos mit den Händen. »Ihr seid aber überall«, sagt sie. »Immer. Ständig. Es ist einfach zu eng.«
    »Das Haus?«, will Lukas wissen.
    »Alles«, sagt Leonie.
    Daraufhin wird es eine kleine Weile still. Nur Issa kräht vergnügt, reißt Tristan den Teddy aus der Hand und haut ihm damit auf den Kopf.
    »Und was ist jetzt noch mal dein Plan?«, fragt Georg.
    »Wir sind niemals allein. Max und seine Eltern sind es ständig. Wir müssen sie enger zusammenbringen.« Das war übrigens auch das, was Leonies Mutter zu der Mutter von Max gesagt hat: Abstand hätte sie schon genug, sie sollten es mal mit Nähe versuchen. Und was eignet sich besser dazu als dieses Haus, in dem alles eng, alles beieinander ist? »Aber so weit waren wir schon«, sagt Leonie. »Wir hatten schon so einen tollen Plan.« Und sie erklärt ihren Brüdern, wie sie ihnen Jobs besorgt hat, um sie bei den Nachbarn »einzuführen«. Wie ihr Vater das Haus der Maxfamilie auf Vordermann bringen sollte. Wie Max’ Mutter derweil das Haus der Leoniefamilie umgestaltet. Wie die Erwachsenen, die ja immer ein wenig begriffsstutziger sind als Kinder, endlich merken, dass sie im falschen Haus wohnen. Und dass sie tauschen sollten. »Aber das ist jetzt egal. Max’ Eltern haben alles verdorben.«
    Alle überlegen. Alle bis auf Issa, die mit dem Teddybären zwischen ihren Geschwistern herumkrabbelt.
    »Das haben sie nicht«, sagt plötzlich Georg. Er sitzt an seinem und Tristans Schreibtisch und kritzelt versonnen auf einem Blatt Papier.
    »Was haben sie nicht?«
    »Alles verdorben. Im Gegenteil. Meint ihr im Ernst, Max’ Mutter will in dem riesigen Kasten wohnen bleiben, nachdem auch noch ihr Mann ausgezogen ist? Wo sie das Haus sowieso schon viel zu groß findet?«
    Tristan sperrt die Augen auf. »Natürlich nicht. Du hast recht. Sie muss etwas Kleineres suchen.«
    »Und zufällig«, sagt Georg langsam, »zufällig suchen wir dringend etwas Größeres.«
    »Echt?«, fragt Lukas. »Tun wir das?«
    »Noch nicht.« Georg grinst. »Aber bald.«

13. Kapitel

    Es ist eine Sache, die Nachbarn zur Weißglut zu treiben. Etwas anderes ist es, die
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