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Gefaehrliche Kaninchen

Gefaehrliche Kaninchen

Titel: Gefaehrliche Kaninchen
Autoren: Kirsten John
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eigenen Eltern zu zermürben.
    Leonie und ihre Brüder sind sich einig darüber, dass sie es für einen guten Zweck tun. Und, um ehrlich zu sein, tun sie es auch für eigene Zimmer, für mehr Platz, für einen riesigen Garten, nette Nachbarn … kurzum: für das Haus von Max.
    Und dazu müssen sie garstig sein. Der Zweck heiligt eben die Mittel.
    »Der Zweck was?«, fragt Lars.
    »Er heiligt die Mittel, das heißt, um etwas zu erreichen, muss man garstig sein«, erklärt Tristan.
    »Ach so«, nickt Lukas, hat aber nicht so recht verstanden, was daran heilig sein soll.
    Aber schwer ist es auch nicht. Man darf einfach keine Rücksicht mehr nehmen. Macht sogar ein bisschen Spaß.
    Vorm Badezimmer bilden sich jetzt lange Schlangen, weil sich niemand mehr an die Acht-Minuten-Regel hält. Selbst das Saubermachen der Rennmäuse dauert vierundzwanzig Minuten, währenddessen Lars und Lukas vor der Tür einen Ringkampf veranstalten. Tristan behauptet, so nötig zu müssen, dass er es erwägt, in den Garten zu pinkeln. Die Eltern von Leonie haben seit drei Tagen nicht geduscht, weil ständig das heiße Wasser aufgebraucht ist. Tristan stellt fest, dass er in der Pubertät ist und ein eigenes Zimmer braucht. Georg auch. Er will sich den Carport ausbauen, während Tristan sein Zelt im Garten aufschlägt. Jetzt kann dort niemand mehr spielen und die Zwillinge drohen, in der Schule abzusacken.
    »Es ist doch noch gar keine Schule«, sagt Klaus verdutzt.
    Leonie beschwert sich. Das ist noch nie vorgekommen, dass Leonie sich beschwert, dementsprechend ernst wird sie genommen. Sie behauptet, dass Issa schnarcht und sie kein Auge zumachen könne. Klar, dass darunter auch ihre Schulnoten leiden werden.
    »Aber es ist doch noch gar keine Schule«, beharrt Klaus.
    Alle bauen ihre Spielsachen im Wohnzimmer auf und Leonies Eltern müssen abends erst eine Stunde aufräumen, bevor sie ins Bett können.
    Issa, die schon aufs Töpfchen ging, gewöhnt es sich wieder ab. Es ist zu gefährlich, weil ständig jemand über sie stolpert.
    Die Zwillinge wollen kochen lernen und halten damit auch die Küche besetzt. Bis die Schule wieder anfängt, müssten sie das beherrschen, sonst …
    »Lasst mich raten«, sagt Klaus. »Sonst leiden eure Schulnoten und ihr sackt ab.«
    Genau.
    »Was ist nur los mit ihnen?«, will Leonies Vater von seiner Frau wissen.
    »Wahrscheinlich die langen Ferien. Sie gehen sich auf die Nerven«, erwidert Leonies Mutter. »Es ist halt doch ein wenig eng, Klaus. Vielleicht müssen wir uns doch etwas anderes suchen.«
    Leonie, die das Gespräch belauscht, jubiliert innerlich. Auch wenn ihr Vater erwidert, dass sie sich im Moment nichts Größeres leisten können: Der erste Schritt ist getan.
    Auch Max steht ein entscheidender Schritt bevor: Sein Vater packt seine Sachen zusammen und will ausziehen.
    Max ist jetzt fast ständig in der Kaninchenburg und was Besseres kann er gar nicht tun: »Was meinst du, wie einsam sich deine Mutter jetzt fühlen muss«, sagt Leonie triumphierend.
    Doch das ist Max egal. »Soll sie doch.«
    »Aber das ist gut.« Leonie kniet sich vor ihn hin, um ihm ins Gesicht zu sehen. Seine langen Haare versperren ihr die Sicht. »Wir haben sie bald so weit. Meine Eltern sind kurz vorm Durchdrehen, weil sich die Jungs nur noch streiten, und deine Mutter muss in Zukunft alleine mit dir in ihrem kaputten Haus wohnen. Wir haben sie bald so weit.«
    Max sieht auf und Leonie kann sehen, dass er geweint hat. »Und mein Vater? Hattest du den auch auf der Rechnung? Wann, meinst du, kommt der wieder ins Spiel?«
    Stimmt ja. Den Vater von Max hatte sie ganz vergessen. »Vielleicht kommt er ja wieder zurück«, murmelt Leonie kleinlaut. »Vielleicht zieht er mit in unser Haus ein.«
    »Ach, und warum sollte er das tun? Weil er zwar meine Mutter und mich nicht mehr mag, aber euer Haus so toll findet?« Max sieht wütend aus, seine Augen funkeln.
    »Aber er mag dich doch«, sagt Leonie.
    »Er geht weg!« Max schreit fast.
    Darauf weiß Leonie auch keine Antwort. Normalerweise geht man nicht, wenn man jemanden mag. »Er geht wegen deiner Mutter. Weil er die nicht mehr mag«, sagt sie, aber das ist wohl auch kein großer Trost.
    Max steht auf. »Ich muss los«, sagt er und klopft seine Hose ab.
    »Aber wir müssen noch unseren Plan besprechen«, sagt Leonie. »Wie er weitergeht.«
    »Was soll denn weitergehen?« Max steht über Leonie, die zu ihm hochsehen muss. »Mir ist es egal. Das ganze Getausche ist völlig sinnlos,
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