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Gefaehrliche Kaninchen

Gefaehrliche Kaninchen

Titel: Gefaehrliche Kaninchen
Autoren: Kirsten John
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wundert sich. »Aber dann mögen Sie ja Fußball.«
    »Natürlich. Warum soll ich Fußball nicht mögen?«
    »Weil alle hier sich darüber beschweren, wenn wir Fußball spielen. Und unsere Bälle klauen.«
    »Ach so. Das.« Herr Haubenbrecht wird wieder still, als hätte er damit alles gesagt.
    »Na ja, Kurt«, sagt seine Mutter, die den Rest des Käsebrötchens weglegt, »das ist schon ziemlich heftig, was hier passiert. Eine Unterschriftenliste gegen Kinder, also ehrlich …«
    »So ist es ja nicht«, mischt sich jetzt auch Frau Haubenbrecht in das Gespräch ein. Sie ist eine kleine, grauhaarige Frau, die ein wenig verrückt aussieht. Aber vielleicht liegt das auch an ihrem Morgenrock, auf dem ein Haufen Spiegeleier abgebildet sind. Wer, der noch ganz klar im Kopf ist, zieht sich schon Spiegeleier zum Frühstück an?
    »Diese Siedlung ist ein mustergültiges Beispiel moderner Architektur. Ein Gesamtkunstwerk, sozusagen. Wir haben diese Häuser damals eigenhändig entworfen, mit dem Architekten natürlich, der auch hier wohnt. Das ist ein Wohnprojekt.«
    Und dann will sie Max und seine Familie unbedingt herumführen in ihrem »Gesamtkunstwerk«, und Max’ Eltern sagen auch noch Ja, und Max muss sich mit ihnen Raum für Raum ansehen. Selbst das Schlafzimmer, obwohl Olli festgehalten werden muss: Er regt sich in der Tat sehr auf.
    Seine Eltern finden das Haus super, Max langweilt sich. Es ist schließlich dasselbe Haus, das auch die Leoniefamilie bewohnt, wenn auch wesentlich leerer und aufgeräumter. »Jetzt sieht man erst, was man aus so einem Haus machen kann«, schwärmt seine Mutter, was Max ihr übel nimmt. Vor allem, weil sie sich gleich anschließend darüber beklagt, in was für einem »finsteren, riesigen Kasten« sie wohnen muss.
    Endlich ist die Besichtigungstour vorbei und Max und seine Eltern verabschieden sich von den Haubenbrechts.
    »Und kommt auf jeden Fall mal wieder vorbei«, winkt Frau Haubenbrecht ihnen hinterher.
    »Ja, danke, Anneliese«, winkt Max’ Mutter zurück.
    Erst als die Tür zugeht, bleibt Max stocksteif stehen. »Oh nein. Wir haben etwas vergessen.«
    »Was denn?«, fragen sein Vater und seine Mutter im Chor.
    »Na die Zeitung«, sagt Max und will wieder umdrehen, doch sein Vater packt ihn beim Arm.
    »Äh, die lassen wir ihm noch einmal«, sagt er. »Ausnahmsweise. Klaus hat ja unsere und wir lesen heute nicht mehr.«
    »Nein«, sagt Max’ Mutter, wobei sie ihrem Mann einen schwer zu deutenden Blick zuwirft, »wir haben Wichtigeres zu tun.«
    Max’ Eltern reden. Seit Ewigkeiten schon sitzen sie im Garten, vor sich eine Kanne Kaffee. Ab und an beugt sich jemand vor und schenkt sich nach, ansonsten passiert nicht viel. Außer reden, eben.
    Max hat genug vom Zugucken und meldet sich ab. Er muss mit Leonie über die neuste Entwicklung in der Geschichte reden. Die Haubenbrechts sind mit Max’ Eltern bekannt. Sie duzen sich. Sie finden sich gegenseitig nett und bringen die gleichen Brötchen aus der Uni mit.
    »Ist ja ein Ding«, sagt Leonie. Sie ist einen Moment lang sprachlos.
    Die beiden sitzen in Max’ Zimmer, in dem diese Nacht Leonie geschlafen hat. Issa ist mit ihren Eltern in der Küche, sie machen Spaghetti.
    »Und du fandest sie nett?«, wiederholt Leonie ungläubig.
    Max schüttelt den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt. Ich hab nur gesagt, dass sie auch nicht so schlimm sind. Sie finden ihr Haus einfach supertoll, weil es ein Kunstwerk ist oder so.«
    »Sollen sie doch«, sagt Leonie.
    »Aber ihr stört.«
    »Na toll.« Leonie sieht wütend aus. Sie sitzt mit hochgezogenen Beinen auf Max’ Bett und guckt finster.
    »Das habe ja nicht ich gesagt.« Max deutet mit dem Finger auf seine Brust. »Ich erzähle dir doch nur, was die Haubenbrechts gesagt haben.«
    »Hau-den-Specht«, verbessert Leonie.
    »Meinetwegen auch den.« Da Leonie nicht antwortet, sieht sich Max in seinem eigenen Zimmer um. Obwohl er nur zwei Nächte woanders geschlafen hat, kommt es ihm merkwürdig fremd vor. Es riecht auch anders, die Bettwäsche ist eine andere, doch das ist es nicht allein. Es kommt ihm auch zu groß vor. Die hohen Decken stören ihn mit einem Mal, die Bücherregale. Eigentlich, so fällt ihm das erste Mal auf, wohnt er in dem Büchergeschäft, in das seine Mutter ihn mitnimmt. »Hier könnte man Fußball spielen«, murmelt er.
    »Was?« Leonie sieht hoch.
    »Hier, in diesem Zimmer. Es ist viel zu groß.«
    Leonies Augen werden rund. »Wie kann ein Zimmer zu groß sein?«
    »So
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