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Gefährliche Intrigen

Gefährliche Intrigen

Titel: Gefährliche Intrigen
Autoren: Emily Bold
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aus London, und Logan konnte noch heute die aufgebrachten Befehle seines Vaters aus der Halle hören:
    »Ein steifes Bein ist völlig inakzeptabel, ist das klar? Ihr werdet dafür sorgen, dass sein Bein ohne bleibende Schäden heilt! Habt Ihr mich verstanden? Tut, was dafür nötig ist, und zwar sofort!«
    Damit ließ er den jungen Doktor Ashford in der Eingangshalle stehen und verschwand in sein Arbeitszimmer.
    Es war also nun Logans Mutter überlassen, sich um den Arzt zu kümmern.
    »Bitte folgt mir, ich bringe Euch zu meinem Sohn.«
    Sie war sehr bleich, als sie den Arzt die geschwungene Treppe in die Wohnräume der Familie hinaufführte. An Logans Zimmertür wollte sie sich zurückziehen, aber Doktor Ashford hielt sie, eine Hand auf ihre zarte Schulter legend, zurück.
    »Es kann sein, dass ich beim Einrichten der Knochen Hilfe brauche. Und wenn nicht ich, so braucht zumindest Euer Sohn jetzt Eure Unterstützung.«
    Sie nickte und betrat unsicher den Raum.
    Logan lag auf seinem Bett und versuchte, sich vor seiner Mutter die starken Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Schon im Alter von fünf Jahren wollte er von ihr nicht für einen Schwächling gehalten werden. Ashford trat ans Bett und bedeutete Logans Mutter, sich an die Seite ihres Sohnes zu setzen.
    »Schauen wir uns doch mal an, was hier zu tun ist.«
    Er schlug die Bettdecke zurück und Logans Mutter holte scharf Luft, als sie sah, dass ein Stück Knochen die Haut durchbohrt hatte, und Blut aus der Wunde auf die Bettdecke lief.
    »Das dürfte nicht allzu schwierig sein,« bemerkte Ashford, »aber ich muss das Bein auf Zug bringen, um dann den Knochen wieder in seine richtige Position zu bringen. Dann werden wir die Wunde säubern und verbinden und mit etwas Glück, wenn es zu keiner Infektion kommt, wird alles gut verheilen.«
    Er schickte nach abgekochtem Wasser, sauberen Leinenstreifen und einer Flasche Whiskey für sich selbst. Aus seinem fleckigen Lederköfferchen holte er zwei starke gerade Latten und ein altes Stück Leder.
    »Hier, mein Junge, beiß da drauf.«
    Und schon hatte Logan das Leder zwischen den Zähnen, wobei er sich heute fragte, wie viele Leute vor ihm dieses zerkaute Stück schon im Mund gehabt hatten.
    Dann ging es los. Seine Mutter hielt ihn während der ganzen schrecklichen Prozedur fest in ihren Armen, wischte seine Tränen weg und murmelte ihm tröstende Worte ins Ohr, bis er irgendwann gnädigerweise das Bewusstsein verlor. Auch nach der Operation ließ sie ihren Sohn nicht aus den Augen. Sie wechselte seine Verbände, kühlte ihm die fiebrige Stirn und lächelte ihn an, wenn er kurzzeitig aus seinen Fieberträumen erwachte. Drei Tage später sank das Fieber, die Wunde nässte nicht mehr, und Logan kam wieder zu sich.
    »Logan, mein kleiner Schatz, du musst versprechen, mir nie wieder so einen Schrecken einzujagen. Versprichst du mir das?«
    Sie kam an sein Bett, um noch einmal seine Stirn zu fühlen, doch das Fieber war verschwunden.
    »Ja, Mutter, ich verspreche es Euch!«
    Endlich fühlte er sich geliebt und umsorgt und war eigentlich sehr glücklich über diesen Unfall. Dann, einen letzten Kuss auf seine Stirn hauchend, verließ sie leise das Zimmer. Logan schlief wieder ein. Als er erwachte, war seine Mutter verschwunden und kam auch die nächsten Wochen, die er gezwungen war, im Bett zu bleiben, nicht wieder. An ihrer Stelle kam nun wieder seine Amme.
    Von da an versuchte er mehrfach, durch tollkühne Sprünge aus großer Höhe eine Verletzung herbeizuführen, um noch einmal in den Genuss zu kommen, seine Mutter nur für sich allein zu haben. Vergeblich. Anscheinend hatte er zu starke Knochen. Oder einfach zu viel Glück - oder eben Pech. Doch zumindest sicherte er sich durch seinen Wagemut den Respekt der anderen Kinder. Niemand wollte sich mehr mit Logan anlegen.
    »Verdammt, Oliver, lass endlich die Taschen in Ruhe und hilf mir aus diesen verfluchten Stiefeln!«
    Die Wut auf sich selbst, sich wieder einmal seinen traurigen Kindheitserinnerungen hingegeben zu haben, ließ er nun an Oliver aus.
    »Wo bleibt eigentlich mein Brandy? Ich habe noch den ganzen Staub von der Reise in der Kehle. Wozu habe ich dich eigentlich, wenn ich mich selbst um alles kümmern muss?«
    Die Stiefel polterten zu Boden, als er es endlich geschafft hatte, seine Füße daraus zu befreien.
    »Ich dachte Ihr würdet in der Bibliothek mit Eurem Bruder einen Drink nehmen, bevor Ihr zu Abend esst«, verteidigte sich Oliver, der sich ungerecht
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