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Gefährliche Ideen

Gefährliche Ideen

Titel: Gefährliche Ideen
Autoren: Alf Rehn
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Tisch zu hauen. Manager müssen unzählige Dinge tun, die schwierig sind und wenig Spaß machen. Daher sollte es auch nicht überraschen, dass sie Kreativität oft als angenehme Unterbrechung ihrer ganzen unangenehmen Aufgaben betrachten – als etwas, das keine Konflikte verursacht und von allen als angenehm und lustig empfunden wird. Kreativitätsarbeit kann ein trivialer Zeitvertreib sein, deshalb ist es verständlich, dass so mancher Manager dazu verleitet wird, sich darauf zu stürzen.
    Wer als Manager Führungsstärke beweisen will, kann sich nicht durch eine so bequeme Herangehensweise beschränken. Der Unterschied zwischen einem Manager und einer Führungspersönlichkeit besteht darin, dass Letztere sich traut, einen Schritt weiterzugehen, nicht zulässt, dass ihr Unternehmen in die Sackgasse endlosen Nachsinnens und Geplauders über Kreativität gerät, und entschiedenes Handeln fordert. Zu den Aufgaben einer Führungskraft gehört daher auch, Kreativität ernst zu nehmen, auch wenn sie weniger sympathische Formen annimmt und ihre Anziehungskraft nicht unmittelbar offenbart. Wie bereits erwähnt ist Kreativität für ein Unternehmen nicht immer angenehm und kann sogar Angst- und Ekelgefühle auslösen. Dies bedeutet, dass Führungskräfte gebraucht werden, die stark genug sind, um das Ausloten unangenehmer (und daher potenziell transformativer) Ideen zuzulassen. Echte Führungspersönlichkeiten erkennt man daran, dass sie Veränderungen beschließen, auf die das Unternehmen negativ reagiert. Starke Unternehmensführer wie Jack Welsh und Richard Branson (oder, wenn wir schon dabei sind, Ingvar Kamprad) zeichnen sich nicht durch ihre Fähigkeit aus, andere zu persönlichen Huldigungen zu bewegen, sondern durch ihre Bereitschaft, Ideen umzusetzen, die ansonsten womöglich aufgrund von Furcht, Zweifeln oder unternehmensinternen Widerständen untergingen. Richard Bransonhat dies besonders eloquent ausgedrückt: »Scheiß drauf, packen wir’s an.«
    Echte Kreativität verlangt, dass irgendjemand – und das könnten auch Sie sein – beschließt, nicht nur mit Ideen herumzuspielen, sondern tatsächlich etwas zu unternehmen.
    Dieses letzte Element – es einfach zu tun – unterscheidet Unternehmen, die von sich behaupten, kreativ zu sein, von solchen, die es tatsächlich sind. Mit ein wenig Übung kann jeder täglich drei oder vier halbwegs brauchbare Ideen entwickeln. Doch nicht jeder erreicht dabei das nächste Level, auf dem zur Ideenbildung die Umsetzung tritt. Ein Unternehmen ohne kreative Führung, deren Topmanager Kreativität als eines von vielen Mitteln betrachten, um die Mitarbeiter bei Laune zu halten, wird sehr wahrscheinlich zahlreiche Ideen, Konzepte und Chancen entwickeln. Aber ist ein solches Unternehmen kreativ? Nein, nicht wirklich. So brutal es klingen mag: Echte Kreativität verlangt, dass irgendjemand – und das könnten auch Sie sein – beschließt,
nicht nur mit Ideen herumzuspielen, sondern tatsächlich etwas zu unternehmen
. Ein dreifaches Hoch auf die Kreativität, aber die Zukunft wird nicht auf der Grundlage von Hurrarufen errichtet. Ihre Gestalter sind Menschen, die handeln und den Mut aufbringen, Ideen in Taten umzusetzen.

Kapitel 17
Lang lebe das Ketzertum!
    Ketzerei ist nur ein anderes Wort für Gedankenfreiheit.
     
    Robert Heinlein
     
    Es ist nicht die Frage, ob wir Extremisten sein wollen, sondern vielmehr, Extremisten welcher Art … Die Welt benötigt dringend kreative Extremisten.
     
    Martin Luther King, Jr.

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    Es wäre sowohl intellektuell unredlich als auch höchst unangebracht (diesmal abwertend gemeint), dieses Buch auf andere Weise zu beenden als mit der Frage, ob das ganze Projekt nicht doch ein Schwindel und ein Fehlschlag gewesen ist. Warum sollte dieses Buch etwas Besonderes darstellen, warum sollte es frei von den üblichen Widersprüchen sein, während es sich in seiner Selbstsicherheit und Selbstgefälligkeit suhlt?
    Um ganz ehrlich zu sein: Ich weiß keineswegs alles über Kreativität. Ich habe unzählige Bücher über die einschlägige Theorie gelesen, meinen gerechten Anteil zu dieser Literatur beigetragen, das Fach an Universitäten unterrichtet und mit den verschiedensten Unternehmen eng zu Fragen rund um das Thema Kreativität zusammengearbeitet. Manch einer würde sogar behaupten, dass ich ein wenig davon verstehe.
    Aber ich weiß nicht alles, bei weitem nicht, und damit kann ich sehr gut leben. Es stört mich noch nicht einmal
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