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Gefährliche Ideen

Gefährliche Ideen

Titel: Gefährliche Ideen
Autoren: Alf Rehn
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Während Kreativarbeit insbesondere in großen Konzernen viel Gerede und zielloses Herumspielen beinhaltet, ist der durchschnittliche Künstler ein erstaunlich effizienter Produzent: Er setzt Ideen viel lieber um, als darüber zu reden.
    Große Unternehmer erkennt man nicht an der Zahl ihrer Ideen, sondern an der Fähigkeit, einige davon umzusetzen.
    Wer einen Künstler in seinem Arbeitsraum besucht, wird vergebens nach einer Notiz oder einer Tagesordnung für eine Sitzung suchen. Es ist auch äußerst unwahrscheinlich, dass der Künstler eine dieser konstruierten Kreativitätsübungen absolviert, die viele Unternehmen anscheinend so lieben. Stattdessen stößt man auf Prototypen, Entwürfe und Skizzen, die zerknittert im Papierkorb liegen, und oft genug auch auf einen gestressten Künstler, der es gar nicht erwarten kann, dass Sie endlich wieder verschwinden, denn schließlich hat er genug zu tun. Künstler unterscheidensich von anderen Menschen durch ihre Erkenntnis, wie sinnlos es ist, alles tot zu diskutieren, und dass Gestalten immer etwas mit Handeln zu tun hat. Wer mit Ton arbeitet, hält keine Sitzungen ab, um die potenziellen Möglichkeiten der Tonbearbeitung zu diskutieren; nein, er knetet, formt und modelliert. In gleicher Weise erkennt man große Unternehmer nicht an der Zahl ihrer Ideen, sondern an der Fähigkeit, einige davon umzusetzen. Wir schließen daraus, dass der Glaube, wonach Kreativität sich in erster Linie durch ständiges Hinterfragen offenbare, nicht nur naiv ist, sondern sogar gefährlich.
    Eine der Lektionen, die ich bei meiner Arbeit mit Unternehmen gelernt habe, lautet, dass mein Job von mir bisweilen verlangt, die Organisation von übertriebenem Aktionismus abzuhalten. Einmal entschied ich mich, auf Kreativitätsübungen vollständig zu verzichten, da ich den Eindruck gewann, dass sie nicht mehr die gewünschte Wirkung entfalteten. In einer typischen Gruppe saßen immer einige Leute, die schon verschiedene Kurse oder Workshops dieser Art absolviert hatten und daher alle Übungen ohne viel Nachdenken bewältigten. Gleichzeitig verfügten manche Teilnehmer noch über keinerlei Erfahrungen dieser Art, weshalb man ihnen leicht vortäuschen konnte, dass sie mithilfe der einfachsten Übungen, die ein halbwegs kompetenter Berater im Schlaf bewältigt, gerade einen radikalen Durchbruch erzielten. Mit anderen Worten: Die Übungen funktionierten nicht mehr und wenn doch, dann war ihre Wirkung irreführend.
    Doch meine Hauptsorge war eine ganz andere: Ich hatte allmählich begriffen, dass die Unternehmen sich aus den falschen Gründen mit diesen Dingen beschäftigten. Unbewusst war es ihnen lieber, dies zu tun, als sich den wirklichen Herausforderungen im eigenen Betrieb zu stellen. Daher hielt ich inne und bestanddarauf, dass man von einer viel grundlegenderen Frage ausgehen müsse: »Gibt es für uns einen Grund, uns auf Kreativität zu konzentrieren?« Es ist kaum verwunderlich, dass ich bei den CEOs, denen ich diese Frage stellte, auf perplexe Gesichtsausdrücke traf.
    Unternehmen, die eine kreativere Kultur errichten wollen, müssen Prozesse etablieren, welche die Umsetzung von Ideen und nicht nur deren Entwicklung fördern.
    Obwohl Kreativität etwas Großartiges ist, steht und fällt die Welt nicht mit ihr, obwohl man leicht dieser Täuschung verfallen könnte. Schließlich liebt die Unternehmenswelt jeglichen Diskurs über Kreativität. Doch wenn die Konzentration auf Kreativität dazu führt, dass man andere Dinge ignoriert und sich lediglich einredet, man tue doch etwas, während man gleichzeitig darauf wartet, dass sich jemand anderes der wichtigen Aufgaben annimmt, dann wird Kreativität zu einem Mühlstein, der sich um den Hals des Unternehmens legt. Es ist so leicht, sich allein auf die positiven Aspekte zu konzentrieren und ein freudig erregtes »Ja!« auszustoßen, wenn der Vortragsredner fragt, ob man denn »an Kreativität glaubt«, dass das Ganze rasch Kultstatus erlangen kann. Deshalb müssen Unternehmen, die eine kreativere Kultur errichten wollen, Prozesse etablieren, welche die Umsetzung von Ideen und nicht nur deren Entwicklung fördern. Und eine der Bezeichnungen für eine solche Förderung nennt sich übrigens
Führung
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    Führen heißt Mut beweisen
    Die wichtigste Eigenschaft einer Führungskraft ist Mut. Entscheidungen zu treffen erfordert Mut, insbesondere wenn sie unangenehm sind. Einen Schlussstrich zu ziehen erfordert ebenfalls Mut,genauso wie mit der Faust auf den
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