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Gefährliche Glut

Gefährliche Glut

Titel: Gefährliche Glut
Autoren: PENNY JORDAN
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eingeschlafen war, wollte sie ohnehin duschen und anschließend ihren Pullover waschen, in der Hoffnung, dass er bis zur Landung getrocknet war.
    Unglaublich, was hier an Bord für ein Luxus herrschte. Für Josh war wirklich alles vorhanden, was das Herz begehrte, es gab sogar ein Schaumbad für Babys sowie alle möglichen nach Vanille duftenden Pflegeprodukte.
    Nachdem sie den Kleinen gebadet hatte, hob Julie ihn aus der Wanne und hüllte ihn in ein herrlich flauschiges Badelaken ein. Zurück im Schlafzimmer ließ Josh sich sogar erweichen, noch ein bisschen zu trinken. Anschließend wickelte sie ihn und zog ihm einen weichen, mit Häschen bedruckten Schlafanzug an, aber da war er bereits eingeschlafen.
    Rocco, der im großen Salon vor seinem Laptop saß, hatte soeben eine E-Mail an seinen älteren Bruder geschrieben. Dabei war er in seiner Erinnerung die Ereignisse noch einmal durchgegangen, die zur Suche nach Antonios Kind geführt hatten.
    Rocco hatte nicht beabsichtigt, Weihnachten mit seinem Vater und seinen Brüdern zu verbringen. Eigentlich war er mit Freunden in Colorado zum Skilaufen verabredet gewesen, doch dann hatten ihm seine Brüder mitgeteilt, dass ihr Vater schwer erkrankt war und möglicherweise nicht mehr lange zu leben hatte. Daraufhin hatte Rocco seine Pläne geändert und war nach Hause geflogen.
    Nach Hause . Rocco verschränkte die Hände am Hinterkopf und atmete tief durch. Dabei dehnte sich sein breiter Brustkorb aus, der durch die Arbeit, die er bereits als Teenager auf allen möglichen Baustellen verrichtet hatte, noch muskulöser geworden war. Eine Nebenwirkung, die bis zum heutigen Tag anhielt und um die ihn viele seiner Geschlechtsgenossen beneideten.
    Mit Ausnahme von Falcon natürlich, seinem ältesten Bruder. Falcon war ein erklärter Schöngeist und Ästhet, der für Roccos „Preisboxerbody“, wie er sich ausdrückte, nur Hohn und Spott übrig hatte. Sein zweitältester Bruder Alessandro war da weniger zimperlich.
    „Wer sagt denn überhaupt, dass er stirbt?“, hatte Rocco Falcon zynisch gefragt. „Wenn Vater es nur selbst behauptet, können wir getrost …“
    „Nicht er. Ich habe mit dem Arzt gesprochen. Er gibt ihm höchstens noch ein Jahr. Obwohl wir unter uns natürlich nicht so zu tun brauchen, als ob wir jetzt am Boden zerstört wären“, hatte Falcon kühl hinzugefügt. „Ich finde, wir sollten uns in diesem Punkt gegenseitig nichts vormachen.“
    Durch die hohen Fenster des alten Schlosses, das in ihrer Kindheit ihr Zuhause gewesen war, konnte man bei klarem Wetter den Ätna sehen. Der feuerspeiende Berg war genauso gefährlich und unberechenbar wie ihr Vater und – ebenfalls wie ihr Vater – ein Symbol der Macht. Einer grausam zerstörerischen Macht.
    Falcons Worten zufolge war die Macht ihres Vaters jedoch im Schwinden begriffen, und Rocco hatte keinen Grund, die Worte seines ältesten Bruders anzuzweifeln.
    Es war ein ernster Moment. Ihr Vater, Oberhaupt einer der größten, mächtigsten und reichsten Dynastien Siziliens, blickte dem Tod ins Auge.
    Rocco, der jüngste und am wenigsten anerkannte Sohn des Prinzen, war vierunddreißig Jahre alt, ein erfolgreicher Bauunternehmer, der sich aus eigener Kraft bereits ein Milliardenimperium aufgebaut hatte. Rocco hatte am meisten unter ihrem Vater gelitten, der sein ganzes Leben lang Menschen auf übelste Art manipuliert hatte und für den Tod ihrer Mutter verantwortlich war.
    Nach Alessandros Geburt hatten die Ärzte ihre Eltern gewarnt, dass ihre Mutter keine weiteren Kinder bekommen dürfe, aber ihr rücksichtsloser Vater hatte diese Warnungen in den Wind geschlagen. Und so war seine Mutter wieder schwanger geworden und nur wenige Stunden nach Roccos Geburt gestorben.
    Ihr Tod hatte die Familie unheilbar entzweit und einen Keil zwischen Vater und Söhne getrieben. Die so entstandene Bitterkeit war noch verstärkt worden, als ihr Vater kaum ein Jahr später seine langjährige Geliebte heiratete.
    Gleichwohl hatte eine jahrhundertealte Tradition in den Herzen aller Leopardis ihre untilgbaren Spuren hinterlassen, eine Tradition, die bis auf die Sarazenen zurückreichte. Sie besagte unter anderem, dass die Familie als Ganzes grundsätzlich Vorrang hatte vor jedem einzelnen Familienmitglied. Dieses Credo war so eng verwoben mit der Kultur der Leopardis, dass es praktisch genetisch verankert war.
    Deshalb gelang es den drei Brüdern nicht, ihrem Vater den Rücken zu kehren und die familiären Pflichten abzuschütteln,
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