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Gefährliche Glut

Gefährliche Glut

Titel: Gefährliche Glut
Autoren: PENNY JORDAN
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verächtlich. „Das trifft es vielleicht nicht ganz.“ Und einen Moment später fügte er hinzu: „Obwohl ich auch gekommen bin, um etwas abzuholen.“
    Etwas abzuholen? Bei ihr gab es aber nichts mehr zu holen. Sie setzte – hoffentlich – ein unerschrockenes Gesicht auf, während sie den Mann genauer musterte.
    Das kalte Neonlicht der Straßenlaternen verlieh dem südländisch wirkenden Gesicht mit den hohen Wangenknochen einen Ausdruck gnadenloser Arroganz und überzog die olivfarbene Haut mit einem bronzenen Schimmer. Julie glaubte in das Gesicht eines Mannes zu schauen, der weder Mitleid noch Erbarmen kannte.
    Rocco war schleierhaft, was seinen jüngeren Halbbruder an dieser halb verhungert wirkenden grauen Maus angezogen haben könnte. Sie wirkte erbärmlich, ja mitleiderregend in ihrem fadenscheinigen, durchnässten Mantel und absolut reizlos – zumindest auf ihn. Aber bestimmt war er ungerecht. Vielleicht begann sie ja auf diese billige Art, die Antonio bei Frauen geschätzt hatte, zu glitzern, wenn man nur genug verbotene Partydrogen und Champagner intus hatte.
    Abscheu stieg in ihm auf – Abscheu über den Lebensstil seines verstorbenen Halbbruders und die Frauen, die sich mit ihm vergnügt hatten, vor allem aber Abscheu angesichts der Pflicht, die ihm von seiner Familie auferlegt worden war.
    Rocco hatte sich von Anfang an energisch gegen dieses Vorhaben gewehrt, obwohl er jetzt langsam bereit war zuzugeben, dass in diesem Fall Mutter und Kind von seiner Einmischung möglicherweise nur profitieren konnten.
    Julie zitterte vor Kälte, sie musste mit Josh ins Haus, aber dieser Typ versperrte ihr den Weg. Der Kleine war den scheußlichen Husten, mit dem er sich bereits seit Winteranfang herumplagte, immer noch nicht losgeworden.
    Er hatte von Anfang an mit Problemen kämpfen müssen, nachdem er drei Wochen vor dem offiziellen Geburtstermin durch einen Kaiserschnitt zur Welt gekommen war. Zuerst einmal war da die traurige Tatsache, dass Judy ihn eigentlich nicht hatte haben wollen. Dann hatten sich gesundheitliche Probleme dazugesellt, von denen er sich nie richtig erholt hatte und die teilweise auf Judys Unachtsamkeit zurückzuführen waren. Und dann war dieses schreckliche Unglück passiert, wo er in einem einzigen Moment seine Eltern und Großeltern beiderseits verloren hatte.
    Aber Julie, die ihren Neffen von ganzem Herzen liebte, war fest entschlossen, ihn für diesen grausamen Schicksalsschlag so gut wie möglich zu entschädigen und das Beste für ihn herauszuholen. Er war schließlich alles, was ihr von James und ihrer eigenen Familie geblieben war.
    Damals hatte sie sich selbst und dem Mann, den sie so sehr geliebt hatte, geschworen, sein Kind zu lieben und zu beschützen. Auch wenn sie nicht hundertprozentig sicher sein konnte, dass Josh wirklich James’ Sohn war.
    Dabei war James so stolz und aufgeregt gewesen, als Judy ihm von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte.
    Rocco wurde langsam ungeduldig. Er war schließlich nicht umsonst ein Leopardi. Seit der Zeit der Kreuzzüge hatten die Leopardis das Land, in dem sie lebten, ihrem Willen unterworfen und nach ihren eigenen Vorstellungen regiert. Rocco war in einer Welt aufgewachsen, in der das Wort eines Leopardi Gesetz war.
    „Ich weiß nicht, was Sie abholen möchten“, begann Julie erschöpft, „aber mein Kind friert. Ich muss ins Haus.“ Sie wollte vor diesem Fremden nicht ihre Handtasche öffnen, aber sie brauchte ihren Schlüssel, um in die Wohnung zu gelangen. Deshalb begann sie jetzt verstohlen, in ihrer Tasche zu wühlen, was mit Josh auf dem Arm allerdings ein kleines Kunststück war.
    „Geben Sie mir das Kind, ich halte es solange“, sagte der Mann, nachdem er sie mit einem verärgerten Blick gestreift hatte.
    Julie blickte ihn erstaunt an. „Haben Sie auch Kinder?“, rutschte es ihr heraus. Als ihr klar wurde, wie persönlich und unangemessen ihre Frage war, schoss ihr die Röte ins Gesicht.
    Sein schroffes „Nein“ machte alles noch schlimmer. Am liebsten wäre sie vor Verlegenheit im Boden versunken. Und dann glitt ihr die Tasche aus den Händen und ihre Geldbörse, ein Bündel unbezahlter Rechnungen von Judy, ihre Schlüssel und verschiedene Ausweispapiere – darunter der Reisepass von Josh als traurige Erinnerung an die nie stattgefundene Hochzeitsreise, auf die sich ihre Schwester so gefreut hatte – das alles landete auf der regennassen Straße.
    Als Rocco nach unten schaute und in dem ganzen Berg, der sich aus der
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