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Gefährliche Glut

Gefährliche Glut

Titel: Gefährliche Glut
Autoren: PENNY JORDAN
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natürlich vorrangig um Josh ging. Wenn die Familie dieses reichen Playboys, mit dem ihre Schwester eine Affäre gehabt hatte, bereit war, in irgendeiner Form zu Josh’ Unterhalt beizutragen, war dagegen doch eigentlich nichts einzuwenden, oder? Und welches Recht hätte sie, ihrem Neffen dieses Geld vorzuenthalten?
    Ganz so einfach allerdings stellte sich die Sache auch wieder nicht dar. Was war, wenn Antonio Leopardi Josh für sich allein beanspruchte? Wenn er ihn ihr wegnehmen wollte?
    Im Licht der Straßenlaterne sah sie das verächtliche Glitzern in diesen bernsteinfarbenen Augen … Raubtieraugen. Die Augen eines Leoparden.
    „Antonio war mein Halbbruder. Und er war Sizilianer, deshalb ist dieses Kind ebenfalls Sizilianer und ein rechtmäßiger Erbe. Das ist in unserer Familie Gesetz.“
    In seinen Worten schwang eine Warnung mit, die so uralt und dunkel war wie die Geschichte Siziliens, aber in Julies Ohren hallte noch etwas anderes nach.
    „Antonio war Sizilianer?“, wiederholte sie. „Was soll das heißen?“
    „Was es immer heißt, wenn man von einer Person in der Vergangenheitsform spricht“, erwiderte Rocco schroff. „Mein Halbbruder – der Vater Ihres Kindes – ist tot. Obwohl die Familie Leopardi Ihnen bedauerlicherweise keinen Ersatzliebhaber stellen kann …“, wieder traf sie ein – noch verächtlicherer – Blick, „… nimmt sie ihre Verantwortung gegenüber ihren Nachkommen doch sehr ernst.“
    Inzwischen fühlte sich Julie wie betäubt und war schon ganz steif vor Kälte. Es war fast, als ob Kummer und Stress der letzten Monate schlagartig ihren Tribut forderten. Schwer vorstellbar, dass sie vor nicht allzu langer Zeit eine selbstbewusste junge Frau gewesen war, die eine viel versprechende Zukunft als Assistentin in der Londoner Kommunalverwaltung vor sich hatte, mit einem stetig wachsenden Freundeskreis. Sie hatte sich mit drei anderen jungen Frauen ein Apartment geteilt, die ebenso wie sie selbst als städtische Angestellte arbeiteten. Aber diese Zeiten waren ein für alle Mal vorbei.
    Bei der Aussicht, sich die Bürde der Verantwortung für das Kind, das sie so sehr liebte, mit einer richtigen Familie teilen zu können, fühlte sie ganz unvermutet Erleichterung in sich aufsteigen. Obwohl die Vorbehalte, die Rocco Leopardi ihr gegenüber hegte, überdeutlich zu spüren waren. Julie fuhr instinktiv die Krallen aus und begann empört: „Aber ich bin gar nicht …“
    Sie unterbrach sich, als ihr klar wurde, dass es möglicherweise nicht besonders klug war, darauf hinzuweisen, dass sie nicht Josh’ leibliche Mutter war. Er hatte ihr zwar sein Ehrenwort gegeben, dass sie und Josh nicht getrennt würden, aber dabei war er selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie Josh’ Mutter war, nicht seine Tante.
    „Sie sind gar nicht sonderlich betrübt über die Nachricht von Antonios Tod? Wollten Sie das sagen? Nun, das ist mir nicht entgangen.“ Rocco hielt ihr die Beifahrertür auf. „War wohl doch nicht so ernst, die Geschichte zwischen Ihnen beiden, was?“ Seine Stimme triefte vor Hohn.
    Julie lehnte sich in den weichen Ledersitz zurück und senkte den Kopf. Sie wusste, dass sie seine Beleidigungen entweder stumm erdulden oder zugeben musste, dass sie nicht Josh’ Mutter war.
    „Was ist denn mit … mit Antonio passiert?“, fragte sie nur der Höflichkeit halber. Immerhin war sie dem Mann nie begegnet.
    „Er ist genauso gestorben, wie er gelebt hat“, erwiderte Rocco kurz angebunden. „Rücksichtslos auf der Überholspur.“
    Jetzt schaute Julie ihn an, erstaunt über das Ausmaß an Verachtung, das in seiner Stimme mitschwang.
    „Er ist gerast und hat die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Mein Halbbruder war eben schon immer ein Angeber.“ Und Judy hatte ihr vorgeschwärmt, wie gut sie und Antonio zusammenpassten.
    „Aber falls dieses Kind tatsächlich ein Leopardi sein sollte, spielt es keine Rolle, ob es nur aus einer leichtsinnigen Laune heraus gezeugt wurde. Wer unser Blut in den Adern hat, gehört zu uns.“
    Wieder hätte Julie fast automatisch widersprochen, so überzeugt war sie, dass James der Vater von Josh war. Sie hielt sich gerade noch zurück.
    Wie stolz und eindringlich er sie beim Sprechen anschaute! Julie wurde klar, dass er jedes Wort ernst meinte. Offenbar hatte er einen sehr stark ausgeprägten Familiensinn.
    Nach und nach begann sich zumindest in Umrissen abzuzeichnen, was es bedeuten könnte, wenn Josh tatsächlich Antonio Leopardis Sohn wäre.
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