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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Grants, als ich mich in Mr Hendricks Haus versteckt hielt, als ich unter falschem Namen für die Bevölkerungspolizei gearbeitet habe, in Chiutza …
    Er hörte förmlich, wie Jen ihn anstachelte: Genug in Erinnerungen geschwelgt, Luke. Heb dir deine Wehmut für später auf. Wirst du jetzt handeln oder nicht?
    Er antwortete ihr laut: »Das ist meine Entscheidung, Jen, nicht deine. Vielleicht ist es sogar die wichtigste Entscheidung meines Lebens. Lass mich einen Augenblick nachdenken.«
    Er ging zur Stalltür und streckte für einen Moment den Kopf hinaus, bis er die riesige Menschenmenge sah, die sich wie ein Fächer vor der Bühne ausgebreitet hatte. Sie wirkte größer als je zuvor. Wie viele von ihnen sind jetzt schon so sehr gegen dritte Kinder eingenommen, dass sie nicht mehr davon abzubringen sind?, fragte sich Luke. Wie vielen ist ohnehin alles egal? Und wie viele könnten … unter Umständen … vielleicht … potenziell … auf meiner Seite sein? Es war wie bei einer dieser verzwickten Mathematikaufgaben mit Prozentsätzen und Wahrscheinlichkeit, die er in der Hendricks-Schule hatte lösen müssen. Er war mit dieser Art von Mathematik noch nie zurechtgekommen und diesmal hing vielleicht sein Leben davon ab, dass er die Wahrscheinlichkeit richtig einschätzte.
    Wie hoch war der Prozentsatz der Menschen, die dritte Kinder gestern Abend nicht ausgebuht haben?, fragte er sich. Er wusste es nicht. Er konnte es nicht wissen. Bei Mathematikaufgaben brauchte man kein Gottvertrauen; im richtigen Leben dagegen war ein Sprung ins Ungewisse manchmal genau das, was man tun musste.
    »Ich hoffe, du kannst gut springen«, murmelte er Jenny zu und ging los, um ihren Sattel zu holen.

 
31. Kapitel
     
    Luke saß hoch oben auf Jennys Rücken. Er hatte noch nie auf einem Pferd gesessen, immer nur ihre Boxen gesäubert, sie gestriegelt, gefüttert und herumgeführt. Er hätte nie für möglich gehalten, wie wacklig und unsicher er sich auf einem Pferderücken fühlen würde, so, als könnte Jenny jeden Moment unter ihm davonschießen und ihn einfach zu Boden krachen lassen.
    »Das würdest du mir doch nicht antun, Mädchen, oder?«, fragte er sie nervös.
    Es würde schon helfen, wenn er sich mit beiden Händen festhalten könnte, doch aus Furcht, die Sicherheitsleute könnten ihn wiedererkennen, hatte er sich den Quilt über den Kopf gezogen und hielt ihn mit der Linken unter dem Kinn zusammen. Damit blieb ihm nur die Rechte, um die Zügel zu packen. Er schnickte kurz mit dem Zaumzeug, so wie er es bei den Bevölkerungspolizisten gesehen hatte.
    »Wir machen das jetzt, okay?«, sagte er und versuchte, stark und entschlossen zu klingen, als spiele es eine Rolle, ob er ein Pferd täuschen konnte oder nicht.
    Jenny schaute sich skeptisch nach ihm um und ging dann zögernd einige Schritte vorwärts. Vielleicht spielte es doch eine Rolle, wie nachdrücklich er seine Befehle gab.
    »Du musst schon ein bisschen schneller werden«, sagte Luke und schnickte abermals mit den Zügeln.
    Dieses Mal nahm Jenny ihn ernst und sprang mit einem Satz zur Stalltür hinaus. Luke konnte sich nur festklammern. In seiner Fantasie hatte er sich elegant über den Rasen galoppieren sehen, während sich die Menschenmenge wie von selbst teilte und alle vor Ehrfurcht erstarrten. In Wirklichkeit aber musste er sich ducken, um von den Zweigen der Bäume nicht aus dem Sattel gefegt zu werden; dann musste er förmlich sein Bein wegreißen, weil ihn jemand zu packen versuchte. Und dann sah es aus, als würden Jennys Hufe gleich ein kleines Mädchen unter sich begraben, doch die Mutter riss es in letzter Sekunde zur Seite. Alle schrien, und zwar so laut, dass Jenny immer schneller durch die Menge sauste und noch mehr Gefahren heraufbeschwor.
    Und dann war es plötzlich Zeit für den Sprung.
    Jenny war ein kluges Pferd – sie versuchte, zur Seite auszuweichen, wollte seitlich an der Bühne vorbei, statt den gefährlichen Satz zu wagen. Doch Luke trieb sie vorwärts. Er ließ den Quilt davonfliegen und packte die Zügel mit beiden Händen. Er hielt sie ruhig und fest und sorgte dafür, dass Jenny nur nach vorn schaute, nirgendwohin sonst. Sie spannte die Muskeln an und sprang, und einen entsetzlichen Moment lang war Luke überzeugt, dass er von ihrem Rücken rutschen und direkt vor den Füßen der Sicherheitsleute landen würde. Dann packte er den Sattelknauf und musste wohl auch gleichzeitig an den Zügeln gezogen haben, denn Jenny kam zum Stehen, sobald
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