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Gefaehrlich sexy

Gefaehrlich sexy

Titel: Gefaehrlich sexy
Autoren: Kim Karr
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Fenster fällt. Es muss kurz vor Tagesanbruch sein, denn am Himmel ziehen rote, rosa- und orangefarbene Streifen auf. Wenig später sieht es aus, als würde der Himmel brennen – und das tut mein Körper auch. Doch es ist ein wunderbarer neuer Tag, und da ich ihn mit ihm teilen werde, sind mir die Schmerzen egal. Ich blicke auf die prächtige Gestalt, die zusammengesunken auf dem Stuhl neben meinem Krankenhausbett sitzt. Er schläft, aber nicht sehr tief. Ich betrachte ihn und sauge den Anblick seiner markanten Kieferpartie, der fein gemeißelten Nase und seines straffen Körpers in mich auf. Doch ich habe mich nicht in sein Aussehen, sondern in seine Verspieltheit, seine Seele und seine erstaunliche Persönlichkeit verliebt. Er ist so viel mehr, als ich mir jemals hätte wünschen können – denn ich hätte nie gedacht, dass die Seele eines Menschen wirklich mit der eines anderen verwandt sein kann.
    Ganz sachte, um ihn nicht zu wecken, entziehe ich ihm meine Hand, schiebe mich vorsichtig vom Bett und schleiche mich ins Bad. Als ich wiederkomme, ist die Sonne aufgegangen, und er ist erwacht. Er hat die Vorhänge vorm Fenster aufgezogen und starrt reglos in das helle Licht hinaus. Ich lasse den Blick an ihm herunterwandern und bewundere jedes noch so winzige Detail. Er ist gut einen Meter achtzig groß und sieht einfach phantastisch aus. Muskulöse Schultern, eine schmale Taille sowie herrlich stramme Bauchmuskeln, die ständig in Bewegung sind. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf ein wenig schief gelegt, sich das T-Shirt lässig in die Jeans gestopft, und seine kerzengerade Haltung drückt innere Stärke und Selbstbewusstsein aus. Wobei das zarte Blaugrau des frühen Morgenhimmels beinahe so berauschend ist wie sein Anblick.
    Ich versuche zu entdecken, was er durch das Fenster sieht, nehme aber nur die kleinen Schäfchenwolken wahr, die wie in Zeitlupe an ihm vorüberziehen. Sie heben sich so blendend weiß vom Morgenhimmel ab, dass ich einfach lächeln muss. Trotzdem weiß ich, dass er gerade etwas anderes sieht, denn obwohl gerade ein Blauhäher an ihm vorüberfliegt, dreht er sich zu mir um, und ich würde gern den Schmerz wegwischen, der aus seiner unglücklichen Miene und seinen grünen Augen spricht.
    Ich will nicht an den Zwischenfall von gestern denken, aber ihm geht er anscheinend nicht mehr aus dem Kopf. Seitdem ist er schlecht gelaunt. Er spricht von einem Überfall, doch das klingt für mich zu krass. Denn ich bin schließlich noch am Leben und habe nur ein paar Kratzer abgekriegt. Deshalb werde ich bestimmt nicht meine Zeit damit vergeuden, permanent an einen schlimmen Tag zurückzudenken – sondern lieber all die schönen Dinge feiern, die mir jeden Tag aufs Neue widerfahren. Doch er gibt sich selbst die Schuld an dem, was passiert ist, und ich konnte ihn nicht davon überzeugen, dass die Einzige, die vielleicht überhaupt etwas dafür kann, ich selber bin. Aber im Grunde hätte selbst ich niemals damit rechnen können, dass mich jemand willkürlich von hinten überfallen würde, und zum Glück ist mir nicht wirklich viel passiert. Deshalb will ich nur noch raus aus diesem Krankenhaus und endlich wieder heim.
    Ich nehme meine Klamotten vom Stuhl neben dem Bett, denn ich will nicht länger nur in einem Krankenhausnachthemd auf dem kalten Linoleumboden stehen. Als River mich ansieht, mache ich eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger. »Macht es dir was aus, dich umzudrehen?«
    Seufzend fährt er mit den Händen durch sein bereits wild zerzaustes Haar. »Ich drehe mich bestimmt nicht um. Ich will dir helfen, und du kannst mir glauben – nicht mal, wenn ich die Blessuren sehe, die der Kerl dir zugefügt hat, kann es mir noch schlechter gehen als sowieso schon.«
    Ich schlucke den Kloß im Hals herunter und durchforste mein Gehirn nach den richtigen Worten, um ihn zu beruhigen. »River, was passiert ist, war nicht deine Schuld. Irgendein perverser Dreckskerl verschafft sich dadurch einen Kick, dass er fremde Frauen überfällt. Es war nicht deine Schuld.«
    Er erschaudert. »Dahlia, das war ein verdammter Überfall. Wenn ich dabei gewesen wäre, wäre das ganz sicher nicht passiert. Ich hätte nicht verschlafen sollen. So einfach ist das.«
    Obwohl ich weiß, dass er es ganz bestimmt nicht böse meint, bin ich schockiert von seinem harschen Ton. »Nein, so einfach ist das nicht …« Doch noch ehe ich den Satz beenden kann, fällt River mir ins Wort.
    Er lässt die Schultern
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