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Gefaehrlich sexy

Gefaehrlich sexy

Titel: Gefaehrlich sexy
Autoren: Kim Karr
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ich in diesen Wochen knüpfte, und weil ich allabendlich auf einer Bühne stehen und das tun konnte, was ich am liebsten machte, hielt ich bis zum Ende durch. Vielleicht auch, weil ich meinen Dad stolz machen wollte. Ja, vielleicht war auch oder vor allem er der Grund dafür gewesen, dass ich mit den anderen auf Tournee gegangen war.
    Allerdings fand ich es entsetzlich, dass es in diesen Wochen keinerlei Privatsphäre gab. Ich verabscheute den strengen Zeitplan, dem wir unterworfen waren, die beengten Unterkünfte, auch dass man niemals länger als zwei Nächte in einer der Städte blieb, dass einem beständig irgendwelche Leute auf den Fersen waren und dass immer irgendjemand was von einem wollte. Selbst die Mädels, die sich uns, egal, wohin wir kamen, an den Hals warfen, wurden irgendwann so langweilig, dass ich lieber allein schlafen ging. Es war das längste Jahr in meinem Leben, aber ich tat es für ihn, weil sein Traum zu meinem geworden war.
    Irgendwann wurde mir allerdings klar, dass die Träume, die wir beide hatten, doch nicht ganz dieselben waren. Denn nach Ansicht meines Dads hatte man es geschafft, wenn man allabendlich auf einer anderen großen Bühne stand. Dann war man berühmt. Aber mir ging es nie um Berühmtheit, sondern immer nur um die Musik.
    Wenn die Säle größer werden, vergrößern sich auch das Publikum und das Trara, das es um einen macht. Ich kann durchaus verstehen, dass man sich darin verlieren kann – aber ich bin fest entschlossen, nicht zu enden wie mein Dad. Denn er war süchtig nach dem Ruhm, während ich eher süchtig nach den kreativen Augenblicken meiner Arbeit bin. Und ich hoffe, dieser Unterschied genügt.
    Irgendwann war die Tournee vorbei, und wir schrieben ein paar neue Songs, spielten in diversen Clubs und Kneipen in L. A. und hatten einen Riesenspaß dabei. Doch irgendwann ließ sich die Aufnahme eines zweiten Albums nicht länger verschieben. Auch wenn ich es diesmal nicht für meinen Dad, sondern für die Band, für meinen Bruder und mich selber tat. Denn ich liebe die Musik, und ein Album aufzunehmen macht mir einen Riesenspaß. Nur die Werbetrommel dafür zu rühren finde ich immer entsetzlich, oder so empfand ich es zumindest bis zu jenem Moment, in dem ich sie durch die Glasscheiben des Raumes sah, in dem das Interview stattfinden sollte. Sie hatte mich einst zu unserem Song »Once in a Lifetime« inspiriert, weshalb Xander von ihr immer als von meiner Muse sprach. Von ihr war mir eines Abends vor fünf Jahren das Herz gestohlen und am selben Abend noch gebrochen worden.
    Sie war immer noch genauso schön wie damals, und als sie mit ihrem Rollkoffer auf mich zukam, stockte mir der Atem, und mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich wusste sofort, dass sie es war, die mich interviewen sollte, und urplötzlich freute ich mich richtiggehend über den vereinbarten Gesprächstermin. Ich konnte einfach nicht den Blick von ihr wenden. Denn in meinem ganzen Leben hatte ich noch keine Frau derart begehrt wie sie. Ich musste ein Lachen unterdrücken, als ihre Umhängetasche laut polternd von ihrem Koffer herunterfiel und sie sich verstohlen umsah, ob das Missgeschick jemandem aufgefallen war. Am liebsten hätte ich gerufen: »Außer mir hat niemand etwas davon mitgekriegt, und vor allem kannst du dich gar nicht blamieren, weil alles, was du tust, wahnsinnig sexy ist.«
    Ich stürzte zur Tür, um sie ihr aufzuhalten, aber sie war schneller als ich und prallte direkt mit mir zusammen. Was ich durchaus nett fand, denn ich fing sie gerne auf. Unser erstes Treffen vor fünf Jahren hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt, und auch wenn dieser Moment ein bisschen peinlich war, wusste ich gleich, ich würde sie ganz sicher nicht noch einmal einfach wieder ziehen lassen. Ich würde durch tausend Städte touren, um sie zu erobern – denn sie hatte etwas an sich, ein besonderes Leuchten in den Augen, das mir das Gefühl gab, dass mit ihr zusammen alles gut und richtig war.
    Genau wie mein Dad hatte ich eine zweite Chance bekommen. Doch im Gegensatz zu ihm würde ich sie auf keinen Fall vertun.
    Als sie mir die Hand entgegenstreckte und erklärte: »Hallo, ich bin Dahlia London von Sound Music. Tut mir leid, dass ich zu spät komme«, erkannte ich, dass ich ihr mindestens noch genauso verfallen war wie damals vor fünf Jahren.

Kapitel 1
    A Thousand Years

    Ich schlage die Augen auf und sehe einen schwachen Lichtschimmer, der durch einen Spalt zwischen den Vorhängen vor meinem
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