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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
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reden.«
    Der Maresciallo lächelte arglos und verbindlich und spreizte ergeben die Hände. »Bestimmt halten Sie mich schon wieder für neugierig. Aber das bin ich nicht, nein … es waren bloß die Teppiche, die mich drauf gebracht haben … eigentlich eine ganz natürliche Schlußfolgerung, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »O ja, ich verstehe vollkommen! Diese eingebildeten Fatzkes von Sotheby’s haben geplaudert. Aber die plustern sich völlig unnötig auf. Sobald ich Zeit habe, geh ich vorbei und hol die Dinger ab. Im Moment habe ich nur ziemlich viel um die Ohren, das wissen Sie ja.«
    »Gewiß, gewiß. War sonst noch was?«
    »Wie bitte?« Forbes starrte ihn erschrocken an. Daß die Initiative zu dieser Unterredung von ihm ausgegangen war, hatte er offenbar völlig vergessen. Und jetzt fehlte ihm das Stichwort für den Abgang.
    Der Maresciallo, dem seine Gegenwart ausgesprochen unangenehm war, beschloß, ihm zu helfen. »Also, ich möchte Sie nicht aufhalten, sonst kommen Sie am Ende noch zu spät zu Ihrem Termin beim britischen Konsul.«
    Gegen Ende des Gesprächs hatte Forbes versucht, seinen Stuhl lässig nach hinten zu kippen. Als der Maresciallo sich jetzt unvermutet erhob und um den Schreibtisch herum auf ihn zutrat, wäre Forbes beinahe hintenübergefallen. Nun war Guarnaccia in der Tat etwa dreimal so schwer wie er, aber das war es nicht, was Forbes einschüchterte, sondern vielmehr die schiere Präsenz, die Gesetztheit des Maresciallos. Obwohl es nicht sehr warm im Zimmer war, bildeten sich Schweißperlen an seinen Schläfen. Als es ihm mit knapper Not gelang, das Gleichgewicht wiederzugewinnen, sprang er auf und wurde allein durch den starren Blick des Maresciallos zur Tür gescheucht.
    »Erlauben Sie?« Der Maresciallo hielt ihm die Tür auf.
    »Ihre Freundin hat Sie anscheinend im Stich gelassen.« Er blieb an der Schwelle seines Büros stehen und sah zu, wie Forbes stumm durch den winzigen Warteraum huschte, an dessen Ausgang Lorenzini ihn mit förmlichem Salut verabschiedete und, sobald er draußen war, hinter seinem Rücken eine Grimasse schnitt.
    »Die Signorina ist schon fort«, meinte Lorenzini und schloß die Tür.
    »Das sehe ich. Was hat sie denn gesagt?«
    »Oh, sie war wütend. Anscheinend hatte er ihr weisgemacht, er wolle nur zu uns, um einen gestohlenen Fotoapparat zu melden. Aber auch wenn sie kein Italienisch spricht, hatte sie den Verdacht, daß da was faul war, und ich hab’s ihr bestätigt. Das Mädchen ist erst achtzehn. Mir schleierhaft, was so ein junges Ding in dem Kerl sieht.«
    »Er gibt den Mädels Tips. Sagt er jedenfalls. Und man darf wohl nicht älter sein als achtzehn, um auf den Schmus reinzufallen – seine umfassenden Kenntnisse der florentinischen Kunst und Geschichte und was weiß ich noch alles.«
    »Aber wozu das Ganze? Der sieht mir nicht aus, als ob er ihn noch hochkriegt.«
    »Ja … nun … der Mensch ist ein sonderbares Wesen. Nicht unser Problem. Was wir rauskriegen müssen, ist: Warum hat er sie mitgebracht?«
    »Vielleicht nur so?«
    »O nein, nein! Nein, die Kleine mußte mit, weil er sie mir vorführen wollte.«
    »Aber warum … Ach ja, Sie sagten’s schon – wir wissen nicht, warum.«
    »Hm.« Der Maresciallo wandte sich zum Gehen. »Das ist eben das dumme! Ich komme nicht drauf, verdammt, ich kann mich einfach nicht erinnern …«
    Er schloß die Tür. Lorenzini sah ihm verdutzt nach, wandte sich dann Richtung Dienstzimmer und brüllte: »Fara!«
    »Nein, wie peinlich! Es ist mir einfach furchtbar peinlich! Nie kommt Besuch, und jetzt sind Sie plötzlich alle da, und ich kann Ihnen nicht einmal …«
    »Eugenia!« Fusarri legte den Arm um sie und trug die alte Dame beinahe zur Tür, um sie aus dem Wohnzimmer hinauszubefördern.
    »Wenn ich Ihnen doch wenigstens eine Tasse Tee anbieten könnte! Hätte ich’s vor eins gewußt, wenn Giorgio immer anruft, dann hätte ich ihm gesagt, er soll was mit Doney vereinbaren, aber für meinen Tee habe ich eigens ein Kännchen für eine Portion, und ich reiche einfach nicht ans obere Schrankbord, wo die anderen stehen … wir haben eine englische – Doulton – und eine japanische, die Giorgio …«
    »Eugenia!« Er machte ihr die Tür vor der Nase zu.
    »Ha!« seufzte der Staatsanwalt und tat so, als wische er sich den Schweiß von der Stirn. »Allmächtiger!« Damit ließ er sich Maestrangelo gegenüber in einen großen Lehnsessel fallen. Der Maresciallo stand am Fenster, und seine breiten Schultern
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