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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen
Autoren: V.C. Andrews
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kämpfte mit den Koffern. »Fanny, was, um Himmels willen, hast du da drin?«
    »Na, meine Kleider und neue Schlappen, und… du erwartest doch nicht, daß ich mich so gewöhnlich kleide, mit all meinem Geld«, meinte Fanny. Dann begann sie zu stöhnen und ergriff Logans Arm. »Es ist wohl besser, wir beeilen uns«, stammelte sie.
    Logan raste ins Krankenhaus und hielt an dem Eingang, an dem normalerweise die Krankenwagen halten. Fanny schrie und krümmte sich auf dem Rücksitz.
    »Ich werde an den Schmerzen sterben!« schrie sie. »Ich werde sterben! Gebt mir Betäubungsmittel, ich will auf der Stelle ein Betäubungsmittel!«
    Einige Krankenpfleger brachten eine Bahre heraus, legten sie darauf und bedeckten sie mit einem weißen Leintuch. Sie schrie immer noch, als die automatischen Türen aufgingen und sie den Gang hinuntergeschoben wurde.
    »Gebt mir ein Betäubungsmittel!«
    Logan drehte sich zu mir um und nahm mich in den Arm.
    »Wie geht es dir, Liebling?«
    »Ich denke, es war nicht umsonst, daß ich mit dir und Fanny mitgekommen bin«, sagte ich lächelnd.
    »Was?!« stammelte er.
    »Das Kind ist unterwegs«, erklärte ich.
    »O mein Gott. Ich gehe und hole eine Krankenbahre. Ich – «
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte ich lachend. »Ich kann sehr gut allein gehen.«
    Logan ging nervös auf und ab, als wir auf ein freies Zimmer warteten. Die Wehen hatten begonnen, aber der Schmerz war nicht so schlimm. Einige Stunden später stand mein geliebter Logan an meiner Seite und zählte meinen Atem und die Minuten zwischen den jetzt schmerzhaften Wehen. Dann kam die Krankenschwester und berichtete uns, daß Fanny einen kleinen Jungen zur Welt gebracht hatte. Am frühen Abend gebar ich dann mein eigenes Kind, das gleich aus vollem Halse schrie.
    »Es ist ein Mädchen!« sagte die Ärztin erfreut.
    Die Krankenschwester wusch die Kleine und legte sie mir vorsichtig auf den Bauch. Sie hatte Augen, die so blau waren wie Maisblumen, aber dunkelbraunes Haar. Troys Haar, das sich sogar wie bei ihm im Nacken lockte. Zärtlich zählte ich ihre Zehen und Finger, die geformt waren wie die von Troy.
    Tatterton-Finger, die vielleicht eines Tages kleine Menschen und Häuser schnitzen würden.
    Logan schien nichts davon zu bemerken. Er war so hingerissen von unserem Kind.
    »Möchtest du sie in den Arm nehmen, Logan?« fragte ich.
    »Ich habe Angst, daß ich etwas zerbreche, sie ist so winzig«, sagte er.
    »Liebling, du bist der zärtlichste Mann, den ich kenne. Hier ist deine Tochter«, sagte ich und hob sie hoch. Vorsichtig nahm er ihren Kopf und zog das kleine Bündel an seine Brust.
    »Heaven«, sagte er und sah der Kleinen verliebt ins Gesicht,
    »mein ganzes Leben lang dachte ich, du seist das schönste Mädchen der Welt. Aber jetzt weiß ich, daß unsere Liebe ein Kind geschaffen hat, das noch schöner ist.«
    »Logan, ich würde sie gerne Annie nennen, nach meiner Großmutter.«
    »Annie«, flüsterte Logan seiner Tochter zu. Sie brach in lautes Geschrei aus.
    Wir lachten. »Ich nehme an, sie kennt jetzt ihren Namen«, sagte Logan und gab mir das Kind zurück.
    Bald kam die Schwester und bestand darauf, daß Logan nach Hause gehen und sich und mir etwas Ruhe gönnen solle. Sie nahm das Kind mit in den Kinderraum, und ich schlief ein paar Stunden. Ich träumte von dem Kind, von Logan und Troy und erwachte mit Annies Namen auf meinen Lippen. Oh, ich war mir sicher, ich wußte einfach, daß es Troys Kind war, und ich schwor mir, daß es Logan niemals erfahren würde. Annies Liebe und meine Liebe zu ihm würden es wiedergutmachen.
    Qualvoll erhob ich mich aus dem Bett und ging langsam den Gang zu dem Kinderraum hinunter. Eine rauhe Stimme begrüßte mich am Ende des Gangs. »Sieh einer an, wer jetzt endlich auch wieder auf ist.«
    Fanny saß in einem Rollstuhl und wurde von einer Privatschwester geschoben.
    »Welcher ist dein kleiner Sohn?« fragte ich.
    »Luke? Ich habe ihn nach Vater benannt. Luke ist dort drüben, der gutaussehende Herr in der Reihe«, sagte sie. Sie war ganz erfüllt von Stolz und Liebe.
    »Er ist ein schönes Kind«, stimmte ich zu.
    »Ich wußte, daß du so denken würdest. Heaven. Du hast seinen Vater geheiratet, und er sieht ihm sehr ähnlich. Wo ist dein kleines Mädchen?«
    Ich zeigte auf Annie. Sie brüllte los.
    »Bist du sicher, Heaven? Warum sieht sie dann niemandem hier ähnlich?«
    Ich fuhr zusammen. Fanny konnte es nicht wissen, konnte die Wahrheit nicht ahnen. Ich verzog meinen Mund zu
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