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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen
Autoren: V.C. Andrews
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ich nicht, und wir waren gewillt – «
    »Logan!« Ich stand auf. Er starrte mich einen Moment lang an, dann sah er in eine andere Richtung. »Danke für alles, was Sie bis jetzt für uns getan haben, Mr. Lakewood«, sagte ich mit fester Stimme. Ich wußte, was ich wollte.
    »Es tut mir leid, Mrs. Stonewall. Wenn ich alle Fakten von Anfang an gewußt hätte…«
    »Ich verstehe. Bitte entschuldigen Sie mich«, fügte ich hinzu und rannte aus dem Zimmer. Ich lief die Treppe hinauf in mein Schlafzimmer. Dort blieb ich erst einmal stehen und holte tief Luft.
    Nicht die Tatsache, daß Fanny doch die Überlegenere sein würde, auch nicht Logans Seitensprung oder die Information, daß Tony seine sexuellen Beziehungen zu meiner Mutter enthüllen würde, war es, was mich völlig fertig machte, sondern, daß ich Drake verlieren würde, und damit zum zweiten Mal auch Luke.
    Plötzlich kehrten die Zeiten zurück, in denen ich mich in den entlegensten Winkeln meines Herzens nach Luke sehnte, danach, daß er mir die Wange streicheln, den Arm um mich legen oder liebevoll durch mein Haar fahren würde. Ich erinnerte mich daran, wie oft ich ihn gesehen hatte, wie er einsam und verloren in den Himmel starrte, mit einem Blick, als ob das Leben ihn betrogen hätte. Immer war in mir ein tiefes Bedürfnis gewesen, ihn zu lieben und von ihm geliebt zu werden. All die Zeit, in der wir in den Willies gelebt hatten, war dieses Gefühl dagewesen und hatte darauf gewartet, sich in Liebe und Zuneigung äußern zu dürfen. Wenn er nur gezeigt hätte, daß er mich wahrnahm, oder mich ermutigt hätte zu glauben, daß er mich liebte, nur ein wenig!
    Aber er hatte es nie getan, und das Schicksal hatte mir jede weitere Hoffnung genommen, als der betrunkene Autofahrer Luke und Stacie tötete. Ich hatte gehofft, daß ich durch Drake zu ihm zurückfinden könnte, um die verlorene Liebe zu leben.
    Ich hatte gehofft, statt Luke, Drake ein Leben lang zu lieben und von ihm die Liebe erwidert zu bekommen. Ich hatte davon geträumt, daß mir in Drake eines Tages Luke entgegensehen würde, dem er als großer stattlicher Mann eines Tages wie aus dem Gesicht geschnitten sein würde. Voll Liebe und Zuneigung würde er mich ansehen.
    Es war gar nicht so auffällig oder ironisch, daß gerade Tony durch sein schreckliches Geständnis mir die Liebe Lukes ein zweites Mal nehmen würde. Wer wußte, was in seinem kaputten und verdrehten Verstand vor sich ging, seit ich aus Farthy geflohen war und mich dann geweigert hatte, ihn jemals wieder allein zu sehen? Auf schreckliche und grausige Weise war er jetzt wahrscheinlich eifersüchtig auf meine Liebe zu Drake oder Drakes Liebe zu mir.
    Ich fühlte mich überwältigt, besiegt, ertränkt in einem Schwall aus Haß und Neid, gefangen in einem Wirbelsturm von Gefühlen. Auf der einen Seite war Fanny, auf der anderen Tony, beide zogen und zerrten mich hin und her und quälten mich. Zwei Menschen, die mich hätten lieben sollen und die von mir hätten geliebt werden sollen, machten mir das Leben schwerer, als es je gewesen war.
    In diesem Moment wünschte ich mir beinahe, wieder in den Willies zu leben, in Armut, aber mit Menschen um mich, die mich liebten. Ich wünschte mir, mit Tom irgendwo durch die Willies zu streifen. Als wirkliche Geschwister würden wir wieder dasitzen und über unsere Träume reden.
    Ich saß auf meinem Bett, zu müde und besiegt, um zu weinen. Wenige Augenblicke später erschien Logan auf der Türschwelle. Keiner von uns sprach ein Wort.
    »Ich hätte in dieser Nacht nach Farthy fliegen sollen und Tony Tatterton den Hals umdrehen«, sagte Logan dann. »Ich hätte es glauben sollen, als du mich davor gewarnt hast. Ich hätte es nicht zulassen dürfen, daß er sich immer wieder in unser Leben mischt und es kontrollieren will. Was bin ich nur für ein Ehemann, Heaven, ich habe versagt!«
    »Du bist ein guter Ehemann. Ich will keinen anderen«, beruhigte ich ihn. »Aber jetzt sprich bitte nicht mehr von Haß und Rache. Ich ertrage es nicht mehr.« Ein Plan begann sich in meinem Hinterkopf zu formen, ein Plan, den ich ganz allein durchführen mußte. Ich hatte es satt, die Menschen zu hassen und von ihnen, selbst von Fanny, gehaßt zu werden. »Ich werde mit Fanny reden«, sagte ich.
    »Du wirst doch nicht zu ihr betteln gehen. Ich ertrage diesen Gedanken nicht. Laß mich gehen, wenn es das ist, was du willst. Ich sollte etwas von der Verantwortung übernehmen.«
    »Nein, das will Fanny nicht. Sie würde
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