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Gebrauchsanweisung für Südengland

Gebrauchsanweisung für Südengland

Titel: Gebrauchsanweisung für Südengland
Autoren: Elke Kößling
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Soldaten und Soldatinnen, die im Einsatz für ihr Land verletzt worden sind und teure medizinische Betreuung benötigen. In Watchet, zum Beispiel, liegt die Royal British Legion versteckt in einer Nebenstraße, nur erkennbar an der britischen Flagge, die vor dem Haus weht. Schauen Sie dort ruhig mal rein, auch wenn an der Tür steht »Members only« – Besucher können für einen Abend Mitglied werden und sind immer gern gesehen.
    Poppies gibt es ab Ende November in fast allen Geschäften. Der Karton steht im Supermarkt, beim Zeitschriftenhändler und in der Buchhandlung direkt neben der Kasse. Gegen eine kleine Spende dürfen Sie sich Ihre poppy aussuchen und mit einer Stecknadel ans Revers heften.
    Zum Remembrance Day werden an den Denkmälern für die Kriegsgefallenen Kränze aus poppies niedergelegt. Ein Hornist spielt den Zapfenstreich (»Last Post«), dann folgt eine zweiminütige Stille. Bevor zum Ende der Veranstaltung der Hornist den Weckruf bläst, wird ein Redner der Gefallenen gedenken und dabei aus dem Gedicht »For the Fallen« von Laurence Binyon (1869-1943) folgende Zeilen zitieren:
     
     
They shall grow not old, as we that are left grow old.
Age shall not weary them, nor the years condemn.
At the going down of the sun and in the morning
We will remember them.
     
     
    Doch der Winter in Südengland hat nicht nur trübe und traurige Seiten. Bereits am 5. November feiert das ganze Land Guy Fawkes Day mit Feuerwerk und Lagerfeuern, bei denen Strohpuppen verbrannt werden. Guy Fawkes (1570-1606) hatte sich dem sogenannten Gunpowder Plot angeschlossen, das König James I. und das ganze Parlament in die Luft sprengen wollte. Am 5. November 1605 wurde Fawkes jedoch im Keller des Palasts von Westminster mit Sprengstoff entdeckt, der Anschlag ward vereitelt und die Übeltäter hingerichtet.
     
     
    Damit es zwischen den Festlichkeiten nicht langweilig wird, veranstalten fast alle Pubs sogenannte quiz nights, an denen natürlich auch Touristen teilnehmen können. Teams spielen eine Art Trivial Pursuit gegeneinander. Wohl dem, der sich in englische Fernsehsoaps und bei britischen Sportlern auskennt. Oft haben Pubs ihr eigenes Hausteam. Jede Woche trifft man sich dann in einem anderen Ort und tritt gegeneinander an.
     
     
     
     
    Mit dem Dezember kommen die Weihnachtsvorbereitungen. In ganz England blinken überdimensionale Weihnachtsmänner, Schlitten, Rentiere und Sterne in vielen Farben von Häuserwänden und Dächern. Von Besinnlichkeit und ruhiger Adventsstimmung keine Spur. Deshalb möchte ich Sie noch einmal ins Exmoor entführen, wo es noch alte Traditionen und Bräuche gibt, fern vom Einkaufsrummel um die letzten
    Geschenke.
    Es fängt an mit Dunster by Candle Light, einem Wochenende Anfang Dezember, an dem die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet wird und nur Kerzen das Dorf Dunster erhellen. Im Schloß finden Konzerte statt, in der Kirche werden Weihnachtslieder gesungen, die Leute schlendern durch die Straßen, schlemmen in den Tea Rooms mince pies und in den Restaurants das erste Weihnachtsessen des Jahres. Aber vor allen Dingen genießen sie die Atmosphäre. Und mindestens ein, zwei Gläser Sherry.
    Das Wochenende ist inzwischen so populär, daß die Restaurants, Hotels und Pensionen des kleinen Ortes schon Monate im voraus ausgebucht sind. Auch die Anreise läßt sich stilvoll gestalten: Kommen Sie mit der Dampfeisenbahn nach Dunster – Die West Somerset Steam Railway verbindet Minehead mit Taunton. Doch für den speziellen Anlaß gibt es sogar Zubringer von Bristol und anderen Bahnhöfen in Somerset.
    Ein uralter Brauch im Exmoor ist das Verbrennen eines Bündels Eschenholz, Ashen Faggot genannt, zu Heiligabend im Kamin. Wahrscheinlich geht die Tradition auf die skandinavischen Mittwinterfeiern zurück. Möglich ist aber auch, daß die Menschen mit den Feiern zum Ashen Faggot Ball an jene kalte Nacht erinnern wollen, als die Soldaten des König Alfred herausfanden, daß sich frisches Eschenholz wunderbar für Lagerfeuer eignet.
    Heute ist den meisten der Ursprung der Tradition egal, Hauptsache ist, daß man unter Freunden und in der Familie einen lustigen, nicht allzu alkoholfreien Abend verbringt. Balladen werden vorgetragen und alte Lieder gesungen, während das Feuer im Kamin prasselt und auf den Höhen von Exmoor der Schnee fällt.
    Auch in anderen Gegenden Südenglands werden Events rund um Weihnachten geboten: Der National Trust lockt Kunden mit einem Glas Sherry in seine Shops und
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