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Gebrauchsanweisung für Südengland

Gebrauchsanweisung für Südengland

Titel: Gebrauchsanweisung für Südengland
Autoren: Elke Kößling
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gesellschaftliches Ereignis – und eine gute Chance für den Fuchs, nie gefangen zu werden. Reiter und diejenigen, die der Jagd im Landrover folgen werden, trinken heißen Punsch, bei dessen Anblick man schon betrunken wird. Dazu gibt es gebratene Kartoffeln und kleine Pasteten.
    Aus unerfindlichen Gründen kommt derjenige, der für die Punschausgabe zuständig ist, häufiger bei den Reitern vorbei als die Leute mit dem Essen. Die Reiter sitzen auf ihren feingestriegelten Pferden, dazwischen stehen die Jagdbeobachter, und in der Nähe der masters tummelt sich die aufgeregte Meute. Jeder der fox hounds (eine Art hochbeiniger Beagle) hat einen Namen wie Mabel oder Kevin, auf den er auch hört.
    Bis die Truppe zum Aufbruch bereit ist, haben sich die Nasen der Reiter bedenklich rot gefärbt. Und das liegt nicht nur an den Temperaturen. Manch einer hat auch sichtlich Mühe, sich auf dem Pferd zu halten. Die Jagdbeobachter haben mindestens ebensoviel Spaß. Es geht mit dem Geländewagen die Feldwege hinauf und hinunter. Sollten Sie jemals an so etwas teilnehmen – ziehen Sie Gummistiefel an! Denn man nimmt Sie mit, querfeldein, über matschige Kuhweiden hinweg und durch Felder begrenzende Bäche.
    Jeder freut sich, wenn am Horizont ein paar Reiter zu sehen sind. Ab und an entdeckt einer der Beobachter einen Fuchs, der sich das Treiben der Meute aus sicherer Entfernung von einer Hecke aus ansieht (laut Aussage der Jagd-Befürworter werden die Füchse heutzutage von den Scharfschützen mit dem Gewehr erlegt und nicht mehr, wie früher üblich, von den Hunden gerissen).
    Sie sollten zudem warme Socken in Ihren Gummistiefeln tragen und Handschuhe dabei haben. Denn irgendwann wird es empfindlich kühl, wenn man längere Zeit bis zu den Waden im Schlamm steht und Nieselregen von oben für Verdunstungskälte sorgt. Die englischen Jagdbeobachter haben da vorgesorgt. Mal abgesehen von den dicken Wollsocken in den Wellingtons tragen sie noch etwas anderes bei sich: einen silbernen Flachmann, der von wahren gentlemen mit den Worten »Wäre den Damen ein kleiner Tropfen Portwein genehm?« herumgereicht wird. Jede Wette, das ist der beste Port, den Sie in Ihrem ganzen Leben getrunken haben. Alternativ macht auch schon einmal Whisky die Runde. Das ist ebenfalls zu den lebensrettenden Maßnahmen zu zählen.
    Außer den Fuchsjagden finden auch stag hunts statt, die Jagden mit Pferd und Meute auf kapitale Hirsche. Entgegen landläufiger Meinung zerreißen die Hunde (stag hounds – die größeren Verwandten der fox hounds) ihr Opfer nicht, wenn sie es stellen, sondern warten, bis die Jäger mit den Gewehren kommen. Allerdings werden Geschichten erzählt, daß es bereits Hirsche gab, die in ihrer Verzweiflung keinen anderen Ausweg sahen, als sich über die Klippen in den Tod zu stürzen.
    Gegnern der Jagd hält man im Exmoor entgegen, daß es sich bei der Jagd auch um einen Arbeitgeber handelt, von dem viele Arbeitsplätze und Einkommen abhängen. An der Spitze steht die Person, die die Zwinger betreibt, in denen die Hunde leben. Dann gibt es die Pferdepfleger und die Geschäfte, die alles zur Ausstattung und Versorgung des Pferdes verkaufen. Nicht zuletzt sind auch die einsam gelegenen Gasthöfe zu nennen, zu denen die Treffen zahlreiche Menschen locken, die auch verköstigt werden müssen.
    Was man letztendlich auch von der eigentlichen Jagd halten soll: Malerisch sieht es aus, wenn man an einem klaren Herbstmorgen in Dunster auf Reiter und Hunde trifft. Aus den Schornsteinen der jahrhundertealten Cottages steigt der Rauch auf, die Nüstern der Pferde dampfen in der Kälte. Das leuchtende Rot der Röcke hebt sich von den gedeckten Farben des Herbstes ab. Pferde wiehern, Hunde bellen, und über allem liegt das Trappeln der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster.
     
     

Eine Art Schlußwort
     
     
There came this day and he was autumn.
His mouth was wide
And red as a sunset.
His tail was an icicle.
Ted Hughes,
There came a day ( Season Songs )
     
     
     
     
    Wir sind auf den letzten Seiten des Buches angelangt. Zeit, sich mit der südenglischen Einstellung zu Schlußkapiteln zu beschäftigen, weniger literarisch, sondern vielmehr eine heiter bis nachdenkliche Betrachtung über diverse Schlußkapitel im Leben der Südbriten.
    Fangen wir an mit dem Greifbarsten, den Möbeln: Sperrmüll gibt es in England nicht. Erst, wenn gar nichts mehr geht – und das heißt wirklich gar nichts – wandert ein Möbelstück zur tip, zu einer Art Müllkippe,
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