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Gebrauchsanweisung für Mecklenburg-Vorpommern und die Ostseebäder

Gebrauchsanweisung für Mecklenburg-Vorpommern und die Ostseebäder

Titel: Gebrauchsanweisung für Mecklenburg-Vorpommern und die Ostseebäder
Autoren: Ariane Grundies
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sich die
G
8 und andere schon bald zurück in die Mecklenburger Landschaft und die Seebäder Vorpommerns sehnen.
    Und trotzdem habe ich meine Sanddornpflückerkarriere an den Nagel gehängt, bevor sie wirklich begonnen hat, und Krischi jagt anstatt Bernstein vorerst rauchende Schüler auf einem niedersächsischen Schulhof. Wir tun so, als machten wir alles richtig. Sprechen wir über Stralsund, können wir nicht oft genug betonen, wie froh wir sind, dort nicht mehr zu wohnen. Da kommt ja keiner in die Pötte. Ihr Dilemma ist die Unflexibilität. Und es ist nichts, absolut nichts los da oben. Wir wissen, dass wir lügen. Die Leute haben neuerdings Scharfschützen in ihren Wohnzimmern, verschweißte Briefkästen, müssen ihr Grundstück für Zaun-aufstellen-Üben hergeben, rufen bei toten Vögeln gleich das
BKA
an, vermieten – nahezu jeder tut das – im Sommer eines ihrer Betten an Sachsen oder Saarländer oder irgendwas anderes. Und meine Nachbarin ist davon überzeugt, dass sie eines Tages die deutschen Saunameisterschaften, die alljährlich in Stralsund ausgetragen werden, gewinnen wird. Und wenn sie diesen Titel erst einmal ausgesessen hat, dann ist der Beweis erbracht, dass da oben nun wirklich alles möglich ist.

Die Bewohner
Kurzer Abriss der Geschichte
    Würden Captain Hook und Pippi Langstrumpf eine Weile in Deutschland leben müssen, käme für sie kaum etwas anderes als Mecklenburg-Vorpommern infrage. Die Küste des Landes und die Inseln bieten seit jeher gute Verstecke für die Schiffe und Schätze der Seeräuber und Piratenkinder. Was dem ungeübten Auge wie ein langweiliges, brachliegendes Bundesland erscheinen mag, ist nämlich umspült von einem stillen Wasser, das sehr, sehr tief ist. Schon Mecklenburg-Vorpommerns Geschichte, in der Piraten und Wikinger das Sagen haben, verrät, dieses Land ist wild und voller versteckter Schätze.
    Nachdem sich die Germanen gen Süden verabschiedet hatten, besiedelten Slawen den Landstrich des späteren Mecklenburg-Vorpommerns. Sie fühlten sich sehr wohl in der Region und errichteten zum Dank viele slawische Burgwälle für die heutigen Touristen. Weil der Meck-Pommer aber ein Küstenmensch ist, durfte er nicht durch und durch slawisch geprägt sein, fanden zumindest ein paar Wikinger und fuhren mit ihren großen Holzschiffen vor. Sie mischten sich und etwas ihrer nordischen Kultur unters Volk und blieben so lange, bis ihrer Meinung nach genügend echtes Wikingerblut in meinen Vorfahren zirkulierte.
    Bis ins 12. Jahrhundert war Mecklenburg-Vorpommern Stammesgebiet der Abodriten, aus denen ich in einer Geschichtsklausur versehentlich Aborigines machte. Meine Geschichtslehrerin erklärte damals, dass ich, wenn ich Probleme mit den Abodriten hätte, auch Obodriten sagen könne, das sei das Gleiche. Es würde sich in jedem Fall um einen westslawischen Stamm handeln, dessen Fürst Niklot von Heinrich dem Löwen besiegt worden sei. Heinrich der Löwe schrieb sie unter den Stichpunkt Einflussreiche Personen UNSERER Geschichte an die Tafel.
    Heinrich der Löwe gründete nach seinem Sieg über die Obodriten Ende des 12. Jahrhunderts die erste Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, wohl ahnend, dass sie nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung das Zeug zur Landeshauptstadt haben würde: Schwerin. Schon damals von Wasser und Moor begrenzt, formuliert man heute werbestrategisch geschickt: Stadt der sieben Seen !
    Fortan wurden weitere Städte gegründet. Um den Stralsunder Touristenführern, Geschichtslehrern und nicht zuletzt mir eine Freude zu machen, verlieh kein Geringerer als Wizlaw I. meiner Stadt 1234 das Stadtrecht. 1-2-3-4 – ist das nicht witzig ? , fragen unisono die Touristenführer, Geschichtslehrer und auch ich traktiere damit diejenigen, die es bisher noch nicht gewusst und wahrscheinlich auch nicht danach gefragt haben.
    Mecklenburg-Vorpommern muss lange sehr beliebt gewesen sein, denn ab dem 13. Jahrhundert wurde die Region ständig unter Dänen, Schweden, Polen, Fürsten und Herzögen neu verteilt. Nur Heinrich (
IV
.) der Dicke, dessen Namen ich mir im Geschichtsunterricht gut zu merken wusste und der es ebenfalls auf die Liste der einflussreichen Personen schaffte, regierte Mecklenburg im 15. Jahrhundert nochmals als einheitliches Herzogtum.
    Die friedliebenden Einwohner der neu gegründeten Städte betrieben Handel, Imkerei, Ackerbau, Viehzucht und Fischerei. Das klingt harmonisch, und das hätte es auch sein können, hätte es nicht zunehmend all die
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