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Garstige Gnome

Titel: Garstige Gnome
Autoren: Royce Buckingham
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schließlich zum Stehen kam und PJ mit dem abgebrochenen Griff die Scheibe herunterkurbelte. Der intensive Duft von Farmen und Wald flutete ins Wageninnere, und PJ hörte, wie die Vögel sich anzwitscherten, als würden sie miteinander sprechen.
    Der Polizist trat heran, schaute auf das Nummernschild, beugte sich neben dem Auto herab und sah PJ durch das offene Fenster stirnrunzelnd an. »Warst ein bisschen schnell, Sohn, findest du nicht?«
    »Tut mir leid«, sagte PJ lahm.
    »Und wie in aller Welt kommst du dazu, die ganze Strecke von Kalifornien bis hierher alleine hochzufahren?«
    »Was?« PJ zuckte die Achseln. »Ich bin siebzehn.«
    »Das meine ich ja. Du bist erst siebzehn.«
    »Autofahren ist doch kein Verbrechen. Hier ist mein Führerschein.« PJ hielt seine Fahrerlaubnis nach draußen.
    Der Polizist nahm den Führerschein und betrachtete das Foto. »Autofahren zu dürfen ist ein Privileg. Miss brauche es nicht, indem du dich in meiner Stadt nicht ans Tempolimit hältst, Percy.«
    PJ verzog das Gesicht. »Ich nenne mich jetzt PJ.«
    »Nun, du hast dich verspätet, PJ.«
    »Nur um einen Tag.«
    »Wir treffen uns auf der Station, Junge. Und fahr langsam, hörst du?«
    »Jawohl, Sir«, sagte PJ und verdrehte die Augen. »Und, hey, kriege ich bitte meinen Führerschein zurück … Dad?«
    Officer Myrmidon reichte seinem Sohn den Führerschein, wandte sich um und ging zu seinem Streifenwagen. PJ legte den Gang ein und folgte seinem Vater zu Sumas bescheidener Polizeistation. Der Streifenwagen verschwand hinter dem kleinen Gebäude, während PJs Camaro rumpelnd davor zum Stehen kam.
    PJ schüttelte den Kopf. Sein Vater hatte das Städtchen, in dem er vor über zwanzig Jahren in den Polizeidienst eingetreten war, niemals verlassen. PJ dagegen war es gewohnt, immer auf Achse zu sein. Er und seine Mutter waren nach Kalifornien gezogen, als er noch ein kleiner Junge war, und nachdem er mit sechzehn den Führerschein erworben hatte, ließ er nun seinerseits ständig seine Mutter sitzen und unternahm, wann immer er Lust dazu hatte, irgendwelche Spritztouren.
    Er stieg aus und streckte seine steifen Glieder. Vor ihm auf dem Rasen stand ein kleines Holzschild mit der Aufschrift:
    PFLICHTERFÜLLUNG, SICHERHEIT,
VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN
    JOHN H. MYRMIDON
    ÖRTLICHE POLIZEI
    PJ blickte auf sein T-Shirt mit dem Anarchie-Zeichen hinab. »Vielleicht wurde ich ja adoptiert«, murmelte er, und dann ging er den Weg hinauf und fragte sich beiläufig, wer wohl der kleine sommersprossige Junge war, den er auf der Rückbank im Streifenwagen seines Vaters hatte sitzen sehen.

3
Sam und PJ
    S am saß in der einzigen Zelle von Sumas’ Polizeistation. Er hatte es nicht übers Herz gebracht, den Fahrer auf dem Klo eingeschlossen zurückzulassen. Die Toilette der Tankstelle war, soweit Sam es beurteilen konnte, der am übelsten riechende Ort in ganz Sumas. Bevor er die Flucht ergriffen hatte, war er an der Tür vorbeigerannt und hatte den Stein herausgetreten und sich anschließend mit seiner Beute hinter der großen Werbetafel versteckt. Der Fahrer war herausgekommen, hatte sich verwirrt umgesehen und war dann schulterzuckend in seinen Lastwagen geklettert, zweifellos, um zu größeren und aufregenderen Orten weiterzufahren.
    Als Sam hinter seinem Versteck hervortrat, fiel ihm eine schwere Hand auf die Schulter. Es war Officer Myrmidon. Eigentlich freute Sam sich immer, wenn er dem einzigen Polizisten des Ortes begegnete – nachdem seine Mutter ihn verlassen hatte, hatte Officer Myrmidon ihm ab und zu Spielsachen und Kleidung geschenkt, die im Fundbüro liegen geblieben waren. Und bei jeder ihrer Begegnungen nahm der Polizist sich Zeit für einen kurzen Plausch.
    Sam wusste, dass er Officer Myrmidon nichts vormachen konnte, deshalb seufzte er nur, als Myrmidon fragte, was er da mit sich herumschleppe, und auf seinen ausgebeulten Lederrucksack deutete. Sam reichte ihm selbigen und kletterte ohne jedes Theater auf die Rückbank des Streifenwagens. Er kannte das Prozedere – er hatte schon des Öfteren auf der Rückbank des Polizeiautos gesessen.
    Auf dem Weg zur Station hatten sie einen Burschen in einem uralten Camaro angehalten. Sam fand es lustig, denn es stellte sich heraus, dass der Fahrer Officer Myrmidons Sohn war. Er war ein paar Jahre älter als er selbst, hatte langes Haar und sah ganz anders aus, als Sam ge dacht hätte, und die beiden – Vater und Sohn – waren nicht besonders nett zueinander gewesen.
    Als sie in der
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