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Garstige Gnome

Titel: Garstige Gnome
Autoren: Royce Buckingham
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Kopf des Wesens bummerte die Stufen hinauf, während Sam umständlich die Tür aufstieß. Bum-bum-bum-bum.
    Drinnen schoben, zogen und rollten sie das Wesen so schnell es ging über den Boden. Sam zerrte ein letztes Mal an dem Geschöpf, PJ schob es an, und dann plumpste es in die Zelle. PJ knallte die Gittertür zu, gerade als das Wesen blinzelnd erwachte.
    Es erhob sich langsam und beschnupperte die Zelle, während es die Augen vor der künstlichen Beleuchtung abschirmte. Die krallenbewehrten Hände öffneten und schlossen sich ärgerlich. Jetzt sahen die Jungen, dass ein dickes Lederwams die empfindlichen Körperpartien bedeckte, wie eine Rüstung aus dem finsteren Mittelalter.
    »Was ist das für ein Tier?«, fragte Sam, während er verwundert auf das Wesen und seine Kleidung starrte. Es kauerte mit gesenktem Kopf auf der Holzbank, aber Sam konnte trotzdem seine grimmige Miene erkennen. Unter den buschigen Brauen schossen die Augen hin und her, als würde es seine Umgebung abschätzen.
    »Ein missgebildeter Bär?«, schlug PJ vor. Das Wesen blickte hoch und runzelte die Stirn. Es sah den Schaumgummi-Baseballschläger und klaubte ihn auf, wog ihn in der Hand.
    »Nein«, sagte Sam, »eher so was wie ein mutierter Affe – mir scheint fast, als könnte es denken.« Suchend blickte er durch den Raum und entdeckte den Flummi, der aus der Zelle gerollt war. Er warf ihn wieder hinein.
    »Meinst du?«, sagte PJ. Er bedeutete dem Wesen, ihm den Flummi zurückzuwerfen. Zu ihrer beider Überraschung bückte es sich, hob den Flummi auf und rollte ihn zu den Gitterstäben, so dass er direkt vor PJs Füßen lag. »Hey, ich glaube, es hat mich verstanden«, sagte PJ. Er trat vor und bückte sich, um den Flummi aufzuheben.
    »Arrgh!«, brüllte das Wesen, sprang zu PJ heran und zog ihm durch die Gitterstäbe den Baseballschläger über den Kopf.
    Boing!
    »Aua!«, schrie PJ, während das Wesen weiter auf ihn eindrosch und sein Gesicht und die Ohren traf. Es hörte gar nicht mehr auf, bis Sam PJ schließlich zurückriss. Sie prallten gegen den Schreibtisch und schlugen der Länge nach hin. PJ stieß Sam wütend von sich herunter und starrte zu dem Tier in der Zelle. »Du undankbarer verlauster Affe … Warum hast du das getan?«
    »Du rufst jetzt deinen Vater an, nicht wahr?«, sagte Sam.
    »Oh, tolle Idee«, keuchte PJ und rappelte sich auf. »Was für ein Verbrecher bist du eigentlich? Man bittet doch nicht denjenigen um Hilfe, der einem den größtmöglichen Ärger bereiten wird.«
    »Nun, es ist ja nicht so, als ob du nur bei den Tierfängern anzurufen bräuchtest und sie den Affen abholen würden …«
    Sekunden später saß PJ mit aufgeschlagenem Telefonbuch am Schreibtisch seines Vaters und wählte eine Nummer. »Hallo, bin ich dort bei den Tierfängern …?«
    PJ lauschte einige Augenblicke, dann nannte er die Adresse der Polizeistation und legte auf.
    »Dem Anrufbeantworter zufolge kommen sie innerhalb von sechzig Minuten vorbei, wenn man nach Geschäftsschluss eine Nachricht hinterlässt«, sagte PJ. »Mit ein bisschen Glück ist mein Vater erst in siebzig Minuten zurück.«
    In dem Moment schwang die Tür auf.

6
Die Tierfänger
    P J und Sam sprangen auf, jeder in Erwartung, dass sein Vater hereinspaziert kommen würde. Stattdessen traten zwei bleiche Gestalten in langen staubigen Umhängen in den Raum – eine junge Frau und ein Albino. Das Paar schlug die Kapuzen zurück und kniff im hellen Neonlicht der Station die Augen zusammen. Ihre Umhänge waren schiefergrau und bedeckten vollständig ihre Körper, bis auf die Füße, die in primitiven Stiefeln steckten.
    Wenn sie vor einer Steinmauer stünden, dachte Sam, würde man die beiden kaum erkennen.
    Der Albino war vielleicht zwanzig Jahre alt. Seine Haut, sein Haar und die Augenbrauen waren schlohweiß, fast durchsichtig. Sogar seine Pupillen schienen farblos zu sein.
    Die Frau war etwas jünger, siebzehn oder achtzehn – etwa in PJs Alter, schätzte Sam. Ihr schwarzes Haar war mit einem dicken Metallring am Hinterkopf zusammengerafft und verschwand im Nacken unter ihrem Umhang. Im scharfen Kontrast zu ihrer Haarfarbe hatte sie einen fast milchweißen, ebenmäßigen Teint. Auch ihre Lippen waren ausnehmend hell und hoben sich kaum von der Gesichtshaut ab, dafür stachen ihre wachsamen grünen Augen umso stärker hervor.
    »Lasst mich raten«, sagte PJ. »Ihr seid die Tierfänger, die ich angerufen habe, stimmt’s?«
    Die beiden sahen sich an. Der Mann bedeutete der
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