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Garstige Gnome

Titel: Garstige Gnome
Autoren: Royce Buckingham
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Station eintrafen, kippte Officer Myrmidon die gestohlenen Feuerwerkskörper in den Mülleimer, warf den leeren Rucksack auf seinen Schreibtisch und schob Sam in die winzige Gefangenenzelle.
    »Okay, du bleibst hier, bis dein Vater dich abholt«, sagte der hochgewachene Polizist. »Vergiss nicht, es ist deine eigene Schuld. Die Entscheidungen, die du im Leben triffst, bestimmen darüber, ob du hier drin landest oder nicht.«
    Die Tür fiel zu, und er saß hinter Gittern. Es war ein heller, freundlicher Sommertag, und statt den Geruch frischer Gräser, blühender Blumen und abgebrannter Feuerwerkskörper zu genießen, saß er im Gefängnis. Sam seufzte. War ja ein tolles Abenteuer , dachte er.
    Sam ließ sich in seiner ausgebeulten Cargohose und dem schwarzen Konzert-T-Shirt der Band Lobotomy auf die Holzbank fallen. In der Zelle gab es nichts außer einer Metall-Toilette und einigen Spielsachen – einen Baseballschläger aus Schaumgummi, einen Flummi und ein Kartenspiel –, die Officer Myrmidon durch die Gitterstäbe geworfen hatte, damit er sich die Zeit vertreiben konnte. Die Zelle roch klinisch sauber. Sam spielte Poker gegen sich selbst und trommelte mit dem Baseballschläger an die Wand. Er tat so, als würde er den älteren Jungen und seinen Polizisten-Vater nicht beachten, aber in Wahrheit hörte er den beiden aufmerksam zu.
    »Ich wünschte, du wärst zur Abwechslung mal pünktlich gewesen«, sagte Officer Myrmidon zu PJ. »Eigentlich wollte ich mit dir angeln gehen … gestern.«
    »Die Fische sind heute auch noch da, oder?«, entgegnete PJ.
    »Heute habe ich Verpflichtungen. Weißt du, was das ist, eine Verpflichtung?«
    »Meinst du Dinge wie Rechnungen zu bezahlen, Wäsche zu waschen und zu deiner Frau zu halten? Solche Sachen?«
    Der Officer blickte auf. »Wie geht es deiner Mutter?«
    PJ setzte sich auf den Verhörstuhl. »Prima. Ich glaube, sie ist glücklich. Sie hat einen Mann kennen gelernt.«
    Sam sah, wie PJs Vater zusammenzuckte.
    Der Polizist setzte sich an seinen kleinen Eichenschreibtisch und blickte auf den Computerbildschirm. Er gab rasch etwas ein, dann stand er wieder auf und nahm seine Jacke. »Ich habe gerade die Bestätigung erhalten, dass ein paar Höhlenkletterer vermisst werden. Ich muss den Pick-up rüberbringen und der Suchmannschaft helfen. Warte hier, bis ich zurück bin. Ruf mich auf dem Handy an, falls irgendwas passiert.«
    »Du haust ab?«, sagte PJ. »Ich bin doch eben erst angekommen.«
    »Ich habe mir gestern freigenommen«, erwiderte sein Vater. »An dem Tag, als ich dich erwartet habe. Heute muss ich meinen Pflichten nachkommen, und außerdem hab ich eine Landesgrenze zu bewachen.«
    »Du bist doch gar kein Grenzschützer«, sagte PJ, »sondern bloß ein Dorfpolizist.«
    »Außer mir gibt es hier im Umkreis von hundert Meilen niemanden. Wer soll denn für unsere Sicherheit sorgen, wenn nicht ich?«
    »Sicherheit wovor? Vor betrunkenen Kanadiern?«
    »Ich muss los«, sagte sein Vater.
    »Ist ja klasse«, sagte PJ, »wirklich klasse.«
    »Tut mir leid, dass wir heute Abend keine Zeit miteinander verbringen können, aber meine Arbeit geht vor.«
    »Mhm. Kommt mir bekannt vor«, brummte PJ.
    »Warte einfach auf mich«, sagte Officer Myrmidon. »Bald sollte der Vater unseres jungen Gastes eintreffen. Der Zellenschlüssel liegt auf dem Schreibtisch. Aber lass den Vater Sam nicht im Auto mitnehmen, falls er …« Er machte eine Handbewegung, als würde er einen Schluck aus einer Flasche trinken, dann ging er zur Tür. »In dem Fall sagst du, du hättest keinen Zellenschlüssel, und er müsse warten, bis ich zurück bin.«
    »Aye-aye, Sir. Willst du mir für die Dauer deiner Abwesenheit noch irgendwelche anderen Pflichten auferlegen? Soll ich die Schule zu Ende bringen? Mir Arbeit suchen? Etwas aus mir machen?« PJ nahm den Gummiknüppel und ließ ihn über das Zellengitter rattern, worauf Sam erschrocken die Spielkarten fallen ließ. »Soll ich den Affen füttern?«
    Officer Myrmidon erschien hinter seinem Sohn wie ein lautloser Blitz. Mit einer fließenden Bewegung packte er den Gummiknüppel, entwand ihn PJ und klemmte ihn sich unter den Arm. PJ zuckte zusammen. »Du brauchst gar nichts zu tun«, sagte sein Vater, legte den Gummiknüppel auf den Schreibtisch und ging wieder zur Tür. »Genau das erwartet man doch inzwischen von dir, nicht wahr?« Damit schlüpfte Officer Myrmidon lautlos nach draußen.
    Sam sammelte die Karten auf und steckte sie in eine seiner vielen
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