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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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Kreisen, und da kleiden sich Mädchen nicht wie Totengräber.»
    «Du meist wohl, deine spießigen …»
    Plötzlich spürte ich, wie meine Körpertemperatur anstieg. O nein. Bitte jetzt nicht, bitte nicht, bitte jetzt nicht! Wie ein Mantra wiederholte ich den Satz in Gedanken, aber es nutzte natürlich nichts. Die Hitzewallung überrollte mich gnadenlos, und im nächsten Augenblick war ich schweißgebadet.
    «Die eine in der Pubertät, die andere in den Wechseljahren», sagte Volker angewidert. «Man weiß nicht, was schlimmer ist.»
    «Ein Arsch mit Ohren im Chefsessel», zischte ich wütend.

    Nachdem ich mein Shirt in der Agentur-Toilette unter den Handtrockner gehängt hatte, ließ ich mir an einem der Waschbecken kaltes Wasser über die Unterarme laufen.
    «Ich bringe ihn um», versprach ich meinem Spiegelbild. «Gaaanz langsam und mit allen Schikanen.»
    «Ich mach mit», sagte jemand. Die Spülung wurde gezogen, und aus einer der Kabinen kam die Chefsekretärin der Agentur, meine langjährige Freundin Elke. «Welcher von deinen Ex-Männern darf es diesmal sein? Volker oder Stefan?»
    «Volker!» Ich zog ein Papiertuch aus dem Halter und tupfte mir die Arme ab. «Zuerst lässt der Idiot mich stundenlang für nichts und wieder nichts arbeiten, und dann wird mir mal eben so mitgeteilt, dass er Marie am Wochenende nicht abholt, weil sie angeblich aussieht wie ein Zombie.»
    Elke schnaubte amüsiert. «Und das sagt ausgerechnet einer, dessen letzte Freundin wie ein Gespenst durch die Gegend lief: bis aufs Gerippe abgemagert, weiß blondiert und mit rasselnden Goldketten.»
    «Ist es mit Franziska etwa schon wieder vorbei?» Ich kramte in meiner Handtasche nach dem Schminktäschchen.
    «Aus und vorbei. Man munkelt, dass sie sich dem Chef einer Modelagentur an den Hals geworfen hat.»
    Ah, das erklärte einiges.
    «Weißt du, was ich mir von Herzen wünsche?» Ich tuschte mir die Wimpern nach. «Dass Volker eines Tages mal so richtig auf die Schnauze fällt. Dass er nochmal die Quittung für seine verdammte Überheblichkeit bekommt.»
    «Darauf solltest du besser nicht warten», sagte Elke, die Volker länger kannte als ich. «Bisher hat er immer gekriegt, was er wollte. Ich sag dir was: Schlag auf jede Sekunde, die du heute für ihn gearbeitet hast, zwanzig Prozent Schmerzensgeld drauf, und dann legst du die Sache zu den Akten und denkst nicht mehr darüber nach.»
    «Wird gemacht», brummte ich. «Ein Glück, dass ich hier nur sporadisch aushelfe. Eine tägliche Dosis Volker und Agenturwahnsinn würde mich verrückt machen. Wie hältst du das bloß aus?»
    Elke grinste. «Ich stelle mir immer vor, dass das hier eine geschlossene Abteilung für durchgeknallte Werbe-Fuzzis ist», sagte sie. «Das hilft enorm.» Sie trocknete sich die Hände ab. «Außerdem habe ich ein friedliches Privatleben. Aber du? Musstest dir als hübsches Kontrastprogramm zu Volker ja gleich den schlaffsten Waschlappen aus dem Klo ziehen, den die Kanalisation zu bieten hatte. Hat Stefan denn endlich kapiert, dass es vorbei ist und er sich schleunigst eine eigene Wohnung suchen soll?»
    Ich zuckte deprimiert die Schultern. «Keine Ahnung. Ich geh ihm aus dem Weg, soweit das in einer Neunzig-Quadratmeter-Wohnung möglich ist.»
    «Das ist doch kein Zustand!», sagte Elke unwillig. «Schmeiß ihn raus, du gehst ja sonst ein wie eine Primel. Schau dich doch nur an!»
    Ich streifte mein klammes Shirt über und fuhr mir durch die Haare. «Tja. Mit Volker, dem Blutsauger, Stefan, dem phlegmatischen Zombie, und meiner Grufti-Tochter hab ich alles zusammen, was man für einen erstklassigen Gruselfilm braucht. Und in der Hauptrolle ich, die Frau, die sich spontan in eine Pfütze verwandeln kann. Was ist nur aus meinem Leben geworden.»
    «Scheiß Wechseljahre, was?»
    «Allerdings. Scheiß Wechseljahre!»

    Marie ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und knallte die Autotür zu. «Das ist ja voll der Horror hier! Im Wald liegt noch Schnee!»
    «Kein Wunder», sagte ich. «Die Gegend hier liegt wesentlich höher als Berlin, und wir haben Ende März.»
    «Grässlich …» Marie setzte ihr Womit-hab-ich-das-nur-verdient-Gesicht auf und schloss demonstrativ die geschminkten Augen.
    Ich stupste sie an und zeigte auf die bizarr aufragenden Felsen hinten am Waldrand. «Hast du die schon gesehen? Sagenhafte Kulisse, oder? Weiter hinten gibt es eine große Tropfsteinhöhle, die Teufelshöhle.»
    Marie sah interessiert aus dem Fenster. «Aha. Kann man in die
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