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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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Excel-Tabelle.
    «Pass bloß auf, dass du die Tastatur nicht verschmierst», flüsterte ich. «Das kann Volker auf den Tod nicht leiden.»
    Mandys Augen wurden durch dicke Brillengläser unnatürlich vergrößert, und mir wurde leicht schwummerig unter ihrem forschenden Blick. «Kennst ihn wohl schon lange?», sagte sie und ließ ihren Kaugummi zu einer großen neongrünen Blase anwachsen.
    Ich rechnete kurz nach: «Achtzehn Jahre. Zwei verliebt, zehn verheiratet, seit sechs Jahren geschieden.»
    «Boah, krass lange …»
    Ich wollte gerade damit angeben, dass ich durchaus auch kürzere Männerkatastrophen im Programm hatte, als Mandys Kaugummiballon platzte. Ihre Brille hatte einen schönen grünen Überzug.
    «Wie sehen Sie denn aus!» Der Chef persönlich baute sich vor uns auf. Mandy kratzte kleine Gucklöcher in die grüne Pampe.
    «Das trägt man jetzt so», sagte sie und sah ihn herausfordernd an.
    Bevor er sich erneut aufpumpen konnte, ging ich dazwischen. Für heute war mein Bedarf an dicker Hose gedeckt. Außerdem hätte ich schon vor Stunden zu Hause sein sollen, um mich um meinen eigenen Kram zu kümmern.
    «Schau mal», sagte ich freundlich. «Dein Layout ist fertig.»
    Volker sah angewidert auf den Monitor. «Was hast du dir denn bei diesem Blau gedacht? Das ist ja das Letzte.»
    «Wie bitte?» Ich tippte auf das vor mir liegende Briefing. «Das ist genau auf die Fotos abgestimmt, um die sich im Prospekt alles dreht!»
    Volker schüttelte genervt den Kopf. «Sofort ändern.» Er dachte kurz nach. «Hinterleg mal alles mit einem Ockerton.»
    «Ocker?!» Ich spürte, wie mein Blutdruck in die Höhe schoss. «Bist du noch zu retten? Da wird man ja schon beim Durchblättern blind! Und wenn ich den Fond ändere, müssen alle Farben geändert werden!»
    «Dann machst du das eben», sagte Volker ungerührt.
    Mein Blutdruck steuerte auf einen Rekordwert zu. «Was denkst du dir eigentlich?», rief ich. «Erst bittest du mich, dir zu helfen, und sagst, dass es höchstens eine Stunde dauert. Dann knallst du mir diesen Mist auf den Tisch, mit dem ich gut vier Stunden zu tun habe, und nun kommst du in letzter Sekunde an und wirfst alles wieder über den Haufen? Vergiss es!»
    «Für dein Gezicke habe ich keine Zeit», schnauzte mein Ex. «Mach es so, wie ich es gesagt habe, und schick es mir rüber.»
    Mandys Blicke wanderten interessiert hin und her. Oh lieber Gott, bitte mach, dass sie auf Facebook keine Freunde hat! Zumindest keine, die uns kennen.
    Volker ging in sein Glashaus zurück und ließ sich in seinen sündhaft teuren Pure-Ergo-Chefsessel fallen.
    Pure Ego würde besser zu ihm passen.
    «Was ist?», rief er. «Ich warte!»
    Ich holte tief Luft. Ganz ruhig, Nina, bleib einfach cool. Was er will, soll er bekommen. Mist mit Fotos kriegte ich auch in meinem Alter noch hin. Zu Volkers Ocker passte am besten Durchfallrosa … Durchfallgrün und … Durchfallbraun!
    Mit ein paar wütenden Klicks änderte ich die sorgsam aufeinander abgestimmte Farbpalette und schickte Volker die neue Datei auf den Rechner. Dann schnappte ich meine Tasche und ging zu ihm hinüber.
    «Weißt du schon, wann du Marie am Samstag abholst?»
    «Ocker sieht scheiße aus», murmelte mein Ex.
    Ach was.
    «Vielleicht würde ein helles Grün …»
    «Das kannst du machen, wie du willst», sagte ich. «Alles, was ich von dir wissen möchte, ist, um welche Zeit du vorbeikommst und Marie …»
    «Gar nicht», sagte Volker, während er meine Arbeit der letzten Stunden noch weiter ruinierte. «Ich habe am Samstag zu tun.»
    «Moment mal, ihr habt eine Abmachung!»
    «Tja, ich muss zu einem wichtigen Empfang.»
    «Da kannst du Marie doch mitnehmen.»
    «Ich sagte, zu einem wichtigen Empfang.» Volker drehte sich auf seinem Schaumschlägerstuhl zu mir herum. «Wenn deine Tochter normal aussehen würde, wäre das kein Problem. Aber ich habe keine Lust, mich von einem Zombie begleiten zu lassen. Am Ende denken die Leute noch, ich hätte eine Agentur für Grufti-Mode.»
    Ging das wieder los!
    «Jetzt lass aber mal gut sein! Mit fünfzehn muss man ein bisschen experimentieren, und Marie sieht total süß aus. Außerdem sind wir in Berlin, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich irgendjemand an einem ausgefallenen Look stört. Sogar unser Hausmeister hat neulich gesagt …»
    «Ich möchte gar nicht wissen, was Hausmeister in deinem Kiez so alles zu sehen bekommen», knurrte Volker. «Meine Geschäftsfreunde verkehren jedenfalls in anderen
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