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Ganoven im Schlosspark

Ganoven im Schlosspark

Titel: Ganoven im Schlosspark
Autoren: Alexandra Fischer-Hunold
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„Und haben die Diebstähle nach Heinrichs Entlassung aufgehört?“, fragte Max.
    „Selbstredend!“, antwortete das Gespenst und plusterte sich stolz zu seiner vollen Größe auf. „Ein Sherlock von Schlotterfels irrt nie, wie ihr wissen solltet!“
    Paula schüttelte energisch den Kopf. „Gut, da gab es also einen Diener und der hat wahrscheinlich geklaut. Aber warum erzählen Sie uns das alles? Das kapier ich nicht! Was hat diese Geschichte denn mit Benny zu tun?“
    „Grundgütiger!“, schnaubte Sherlock und schnalzte missbilligend mit der Zunge. Dann hielt es ihn nicht mehr auf seinem Sessel. Er sprang auf und schwebte aufgeregt durch das Zimmer: „Seine Verbeugung! Und das ‚Stets zu Ihren Diensten‘! Da ist bei mir der Groschen gefallen. Und dazu diese Visage! So ein Gesicht vergisst man eben nicht!“
    Das Gespenst brauste auf sein Bett zu, von dem die Goldlasur abblätterte, ließ sich auf der dünnen, löchrigen Decke nieder, um im nächsten Moment mit erhobenem Zeigefinger wieder aufzuspringen. „Begreift doch: Benedikt Ussenkamp ist …“
    „… ein Nachkomme von dem Diener Heinrich“, kombinierte Max.
    „Sapperlot noch eins! Du hast es erfasst!“, schnaufte Sherlock, während er an einer Kommode vorbeizischte und vor seinem Vitrinenschrank endlich zum Stehen kam. Aus seiner Westentasche zog er einen kleinen Schlüssel, mit dem er nun den Schrank öffnete. Während die Finger des Gespenstes über die unzähligen Papiere darin glitten, erklärte es: „Theresia hat damals Zeichnungen von den gestohlenen Gegenständen angefertigt. Wo hab ich sie nur?“
    Paulas Augen ruhten auf dem Vitrinenschrank und den vielen Unterlagen, die Sherlock dort gesammelt hatte. Es handelte sich um die Akten seiner ungelösten Fälle. Und davon gab es jede Menge, denn Sherlock war zu seinen Lebzeiten ein nicht ganz so erfolgreicher Hobbydetektiv gewesen.
    Max, Paula und Sherlock hatten herausgefunden, dass Sherlock erst alle seine Fälle aufklären musste, bevor er und Lilly von ihrem Gespensterdasein erlöst werden konnten. Deshalb hatten sich die Geschwister bereit erklärt, dem Gespenst zu helfen. Und in der Tat hatten sie schon einige knifflige Fälle gelöst.
    „Sie haben aber nie bewiesen, dass Heinrich der Dieb war?“, vergewisserte sich Paula.
    Sherlock zuckte unbekümmert mit den Schultern. „Die Diebstähle haben aufgehört, nachdem mein Vater Heinrich entlassen hat. Ist das nicht Beweis genug?“
    „Leider nicht“, erwiderte Max und sprach aus, was seine Schwester im selben Moment gedacht hatte. Dieser Fall würde eine verdammt harte Nuss werden!
    „Und was ist mit den geklauten Sachen, den Kelchen und den Silberlöffeln und all dem Zeug?“, wollte Paula wissen und zog sich die Hosenbeine ihres Schlafanzugs über die nackten Füße. In Sherlocks Zimmer war es immer ziemlich kühl.
    „Verschwunden!“, gab das Gespenst zurück und zog einige vergilbte Blätter hervor. „Da, seht nur, mein Taufbecher!“ Beim Anblick der obersten Zeichnung wich auch das letzte bisschen Farbe aus Sherlocks ohnehin schon sehr durchsichtigem, bleichem Gesicht. „Einen Taufbecher zu stehlen! Welch eine Schande! Dieser elende Halunke!“ Freiherr von Schlotterfels streckte die Blätter mit den Zeichnungen von sich. „Da! Nehmt ihr sie! Ich kann ihren Anblick nicht länger ertragen!“
    Max nahm die Zeichnungen von Sherlock entgegen und beugte sich mit Paula darüber. Theresia hatte sich sehr viel Mühe gegeben, aber die Bilder waren im Laufe der Jahre verblichen, sodass Max und Paula nur noch erahnen konnten, wie schön und wertvoll die gestohlenen Gegenstände gewesen waren.
    „Und jetzt“, riss das Gespenst sie aus ihren Gedanken, „taucht so mir nichts, dir nichts dieser Benedikt hier auf, macht Kratzfüße bis zu den Grashalmspitzen, schleicht bei Nacht und Nebel durchs Geäst und behauptet, Gärtner zu sein! Gärtner! Potztausend, das riecht doch nach Lug, Betrug und Verbrechen!“ Hektisch zog Sherlock sein Jackett stramm. „Der Nachkomme des Vorfahren ist an den Ort des Verbrechens zurückgekehrt.“ Sherlock hob eine Augenbraue. „Und das macht er bestimmt nicht, um Unkraut zu jäten. Sapperlot noch eins!“
    Paula sprang auf die Füße. „Sie sind so was von gemein!“, schimpfte sie. „Benny hat Ihnen doch gar nichts getan! Er ist kein Verbrecher. Er ist Gärtner!“
    „Ausgerechnet im Schloss Schlotterfels, was für ein Zufall!“, höhnte das Gespenst, während es mit spitzen Fingern seine
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