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Gallaghers Tod

Gallaghers Tod

Titel: Gallaghers Tod
Autoren: Achim Hiltrop
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Tagen wie diesen, da juckte es ihn in den Fingern, und seine wieder aufflammende Abenteuerlust ließ sich nicht mehr ersticken. »Ich mache das doch nur, um einem Freund einen Gefallen zu tun.«
    »Natürlich«, schnaubte Debi. »Du könntest auch mir einen Gefallen tun und in der Zeit mit mir ins Theater gehen.«
    »Debi …«
    »Oder in die Oper.«
    »Okay, okay.« Clou winkte ab. »Pass auf, wir machen das so: Das ist jetzt der allerletzte Einsatz, und das war es dann. Keine nächtlichen Ausflüge mehr, keine Abenteuer, nur noch wir beide.«
    Sie hob fragend eine Augenbraue. »Ist das dein Ernst?«
    »Mein voller Ernst. Nur noch du und ich, bis ans Lebensende.«
    Sie legte den Kopf schräg. »Ehrenwort?«
    »Schatz«, rief er mit gespielter Entrüstung, »würde ich dich jemals belügen?«
    Debi schüttelte den Kopf. »Schon gut, vergiss die Frage. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe und geh spielen.«
    *

    Zwei Stunden später robbte Clou in Tarnmontur durch einen Abwasserschacht und fluchte leise vor sich hin, während er seine Entscheidung zu bereuen begann. Was zum Teufel machte er hier nur? Er hätte jetzt einen schönen Abend mit seiner Frau verbringen können, und stattdessen kroch er auf allen vieren durch eine enge Röhre, die bis zur Hälfte mit Fäkalien gefüllt war. Und wozu? Um sich selbst etwas zu beweisen, was er eigentlich schon längst wusste.
    »Ich bin ein Idiot«, murmelte er.
    Kurz nach dieser Erkenntnis erreichte er eine Stelle, an der sich das Abflussrohr in drei Richtungen verzweigte. Auf der Innenseite seiner Nachtsichtbrille wurde eine Karte eingeblendet, die ihm bei der Orientierung half, und so schlug er eine neue Route ein. Der nächste Schacht führte aufwärts, und Clou stieg die in der Wand eingelassenen, eisernen Krampen hinauf. Er war froh, aus der stinkenden Brühe heraus zu sein.
    Er hatte erst wenige Meter zurückgelegt, als ihn ein blinkender, roter Punkt am Rande seines Sichtfeldes innehalten ließ: Die Sensoren der Brille hatten einen in der Tunnelwand eingelassenen Bewegungsmelder entdeckt. Clou verkniff sich einen Fluch und verlangsamte seine Bewegungen, bis es schien, als kletterte er in Zeitlupe. Die chamäleongleiche Oberfläche seines Polymorph-Kampfanzugs und die in den Gürtel eingenähten Störsensoren trugen ihren Teil dazu bei, dass er an dem Bewegungsmelder vorbeikam, ohne den Alarm auszulösen.
    An der nächsten Verzweigung gab es erneut Sensoren, die er vorsichtig umgehen musste, um nicht entdeckt zu werden. Meter um Meter arbeitete er sich vor, immer auf der Hut vor Kameras und Alarmanlagen, bis er endlich an eine in der Tunnelwand eingelassene Wartungsluke kam. Zwei Schnitte mit einem Taschenlaser genügten, um den Bolzen der Verriegelung unschädlich zu machen, und mit einem leisen Quietschen öffnete sich die Luke. Clou zwängte sich durch die kleine Öffnung und fand sich in einem Abstellraum wieder, in dem drei Reinigungsroboter im Stand-by-Modus auf ihre nächste Schicht warteten und ihre Akkus aufluden. Die Automaten nahmen keine Notiz von ihm, und so gelangte er ungestört in den nächsten Raum, der sich als Umkleidekabine entpuppte. Nach weiteren zwei Türen, von denen nur eine verschlossen war, stand Clou in einem langen Korridor. Zu beiden Seiten des Ganges befanden sich Büros, und am fernen Ende entdeckte Clou eine weitere Tür, an der sich ein kompliziert aussehendes Zugangsterminal befand.
    Dort war sein Ziel.
    Clou näherte sich der Tür, immer auf der Hut vor weiteren Überraschungen. Hier schien es aber keine weiteren Sicherheitsanlagen zu geben – möglicherweise würde er die nächsten Sensoren erst hinter der Tür finden, wo der eigentliche Hochsicherheitstrakt begann und wo der Safe sich befand, den er für seinen Auftraggeber knacken sollte.
    Er kniete vor dem Zugangsterminal auf dem Boden und zog mit spitzen Fingern den gefälschten Sicherheitsausweis aus der Brusttasche, den man ihm für diese Mission anvertraut hatte. Er konnte nur hoffen, dass der Chip in dem Ausweis richtig programmiert war und von dem Terminal erkannt wurde. Und wenn dann auch noch der achtundsechzigstellige, alphanumerische Zugangscode, den er sich eingeprägt hatte, stimmte …
    Er hielt den Ausweis vor das Lesegerät. Ein grünes Lämpchen leuchtete auf, und auf dem Bildschirm erschien die Aufforderung zur Eingabe des Zugangscodes.
    Clou atmete tief durch und konzentrierte sich. Achtundsechzig Buchstaben und Ziffern, bunt gemischt … und er hatte nur einen
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