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Gallaghers Tod

Gallaghers Tod

Titel: Gallaghers Tod
Autoren: Achim Hiltrop
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großen, wattierten Umschlag heraus. »Das hier soll ich Ihnen persönlich geben.«
    Claire nahm die Sendung dankend entgegen, öffnete das Kuvert und überflog die enthaltenen Dokumente. Nach einigen Augenblicken legte sie die Papiere säuberlich geordnet auf ihrem Schreibtisch ab. »Es scheint alles vollständig zu sein. Ich danke Ihnen vielmals. Armand hat Ihnen sicherlich gesagt, was passieren würde, wenn diese Korrespondenz in die falschen Hände gefallen wäre?«
    »Nicht direkt«, sagte Rebecca. »Aber es muss unangenehmer sein, als die Kosten für meinen Kurierflug bezahlen zu müssen.«
    Claire lachte laut auf. »Das kann man wohl sagen. Nun, da das erledigt wäre, kann ich Sie zu einer kleinen Erfrischung einladen? Ich kenne da eine nette kleine Brasserie in der Nähe, gleich neben dem Regierungsviertel.«
    »Gerne, warum nicht?« Rebecca seufzte innerlich. Sie nahm sich vor, es nicht zur Routine werden zu lassen, jeden Tag von einem Auftraggeber oder dessen Kunden zum Essen eingeladen zu werden. Ansonsten musste sie befürchten, irgendwann nicht mehr in ihre Kleidung zu passen.
    *

    Nnallnes Magen hing in den Kniekehlen. Der Symiruse hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, und inzwischen ging es bereits auf den Abend zu.
    Seit der altgediente Politiker die Regierungsgeschäfte der Galaktischen Allianz vor zwei Jahren übernommen hatte, war regelmäßige Nahrungsaufnahme ohnehin ein seltener Luxus geworden. Es war nur ein Trost, dass die Kantine des Parlaments rund um die Uhr geöffnet hatte, sonst wäre Nnallne schon längst verhungert.
    Nicht dass er sich um den Posten als Regierungschef gerissen hätte, oh nein! Er war gewissermaßen zu dem Amt gekommen wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind. Nach einer langen Karriere in der symirusischen Politik, die ihn unter anderem in die Funktionen eines Senators, eines königlichen Sonderbotschafters und schließlich sogar für eine kurze Zeit in das Amt des Präsidenten von Symirus geführt hatte, war er eigentlich schon so gut wie auf dem Weg in den Ruhestand gewesen, als er dazu berufen wurde, das Machtvakuum an der Spitze der Galaktischen Allianz zu füllen. Es hatte nicht viele Bewerber gewesen – die Allianz befand sich zu dem Zeitpunkt in einem ungewollten Krieg mit der Regierung der Republik Terra, und die Umstände, unter denen die bisherige Regierungsspitze ums Leben gekommen war, durfte man getrost dubios nennen. Nnallne hatte es auf sich genommen, die Verantwortung auf seine Schultern zu nehmen und die Galaktische Allianz aus der Krise zu führen. Er hatte getan, was getan werden musste, um die Galaktische Allianz wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Einen endgültigen Friedensvertrag mit der Erdregierung gab es zwar noch immer nicht, aber solange man miteinander verhandelte, schoss man wenigstens nicht aufeinander. Von daher empfand Nnallne den zerbrechlichen Waffenstillstand zumindest als einen Teilerfolg.
    Innenpolitisch standen er und sein Kabinett ebenso unter Druck. Wirtschaftsminister Raymon Alejandro Cartier bemühte sich nach Kräften, es allen Interessengruppen recht zu machen, sah sich aber ständigen Anfeindungen und Verdächtigungen ausgesetzt, er würde seine eigenen Konzerngesellschaften bevorzugen. In den anderen Ressorts sah es ähnlich aus. Zu allem Überfluss pochten auch noch diverse separatistische Kräfte – nicht zuletzt die Freie Volkspartei von Symirus, mit der Nnallne nach all den Jahren eine morbide Hassliebe verband – auf mehr Freiheiten für ihre jeweiligen Heimatplaneten. Auch wenn er für deren Begehren ein gewisses Maß an Verständnis aufbrachte, so kamen deren Unabhängigkeitsbestrebungen zu einem völlig unpassenden Zeitpunkt, da sie seine Verhandlungsposition gegenüber der Erde massiv schwächten. Und wenn der Krieg wieder ausbrach, würde Kerian einen weiteren Militärschlag wie den, welcher die Hauptstadt von der Oberfläche des Planeten radiert hatte, nicht überleben.
    Aber all das konnte warten bis morgen. Nun war es höchste Zeit für ein ordentliches Steak und eine Flasche canusischen Rotwein. Er nickte freundlich, als ihn der Kellner zu seinem Tisch in dem vornehmen Restaurant Brasserie Le Roi geleitete.
    »Bitte das Übliche, Jacques.«
    »Sehr wohl, Monsieur Le Directeur. Kommt sofort.«
    *

    Die ›nette kleine Brasserie‹, von der Claire Rutherford gesprochen hatte, entpuppte sich als das teuerste Restaurant von Sianong. Im Nachhinein war Rebecca froh, nicht in ihrem abgetragenen
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