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Gallaghers Tod

Gallaghers Tod

Titel: Gallaghers Tod
Autoren: Achim Hiltrop
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stumm den Kopf und deutete auf den Bildschirm. Er folgte ihrem Blick und überflog die Nachrichten, die dort abliefen.
    Seine Augen wurden groß.
    »Ach du Scheiße!«

Kapitel 3
       
    Inferno

    Der Planet Kerian hatte in den letzten Jahren dramatische Veränderungen durchgemacht. Einst die Zentralwelt des gleichnamigen Königreichs, später dann unter der Bezeichnung Primwelt K der Regierungssitz der Galaktischen Allianz, heute ein Planet mit einem massiv gestörten Ökosystem, der mit sich selbst ins Reine zu kommen versuchte.
    Der Auslöser für die derzeitige Misere war der Angriff eines terranischen Kriegsschiffs mit dem makabren Namen Peacemaker gewesen. Ein orbitales Bombardement mit überlichtschnellen Nuklearsprengköpfen hatte auf die Planetenoberfläche gewirkt wie ein Pflasterstein, der durch ein Blatt Papier geworfen wird: wo einst die majestätische Hauptstadt gelegen hatte, befand sich heute ein gigantischer Krater, dessen tiefste Stelle beinahe die Kruste des Planeten durchstieß. Die Schockwellen, die Kerian durchgeschüttelt hatten, waren von geradezu biblischen Ausmaßen gewesen. Wochenlang hatte die gesamte Planetenoberfläche gebebt, die Atmosphäre hatte sich zum Teil ins All verflüchtigt, und noch immer litt der Planet unter extremen klimatischen Schwankungen und örtlichen Wetterkapriolen.
    Durch die völlige Auslöschung der Hauptstadt war Sianong, eine Ansiedlung mittlerer Größe auf der anderen Hemisphäre, zur größten Metropole des Planeten zwangsbefördert worden. Die neue Regierung der Galaktischen Allianz hatte ihren Sitz hierher verlegt, und auch der Raumhafen von Sianong hatte, durch die extremen Vorfälle begünstigt, eine Aufwertung erfahren. Als Trigger durch die dichten Wolkendecken stieß und sich in einer ausgeprägten Schlechtwetterfront wiederfand, brachte er seinen Unmut in einer Schimpfkanonade zum Ausdruck, die in den Worten »Was für ein Scheißwetter!« gipfelte.
    »Wetter. Nicht. Gut. Trigger. Richtig«, pflichtete ihm Lisnoa bei.
    Grelle Blitze erhellten den schiefergrauen Himmel, und heftiger Starkregen prasselte gegen das Cockpitfenster. Rebecca konnte ihren Kameraden nicht widersprechen. »Wie liegen wir in der Zeit?«, fragte sie.
    »Wie wir in der Zeit liegen?«, zirpte Trigger. Eine plötzliche Windböe ließ das Schiff schlagartig absacken, und Rebeccas Magen schlug einen Purzelbaum. »Hast du mal nach draußen geguckt, Boss? Der ganze Planet hat sich gegen uns verschworen, und du fragst nach unserem Zeitplan?«
    Rebecca musste unwillkürlich daran denken, dass ihre Mutter zu dem terranischen Flottenkontingent gehört hatte, von dem die Peacemaker bei ihrem Angriff eskortiert worden war. Ob sie wohl wusste, was das Bombardement auf Kerian ausgelöst hatte? Wenn ja, war es ihr gleichgültig oder nicht? Sie schob den unangenehmen Gedanken beiseite. »Hör endlich auf zu nörgeln.«
    »Schon gut, schon gut. Wir liegen ganz gut im Rennen, und wenn ich den Sturm hier heil überstehe, kommen wir gegen vierzehn Uhr Ortszeit in Sianong an.«
    »Sehr gut.« Ihr Termin mit Claire Rutherford war für sechzehn Uhr anberaumt worden. Wenn alles gut ging, hatte sie somit ausreichend Reserven, um vor ihrem Besuch bei der Unternehmerin noch ein paar Besorgungen zu machen. »Dann wollen wir mal.«
    *

    Gufod Neem war voller Hass. Er stand schlecht gelaunt auf, putzte sich missmutig die Zähne, würgte sein karges Frühstück mit Abscheu herunter und setzte eine finstere Miene auf, wenn er das Haus verließ.
    Jeden Morgen.
    Für die Menschen, denen er tagtäglich begegnete, hatte er nie ein freundliches Wort übrig. Die meisten seiner Nachbarn und die Arbeitskollegen in der Verladehalle des Raumhafens beschrieben ihn später bei ihrer Vernehmung als Eigenbrötler, als Sonderling. Gufod Neem, das wusste jeder, der ihn kannte, hegte einen abgrundtiefen Hass auf das Universum, die kerianische Gesellschaft und seine eigene Rolle darin. Die Therapie, zu der er von der Gerichtsbarkeit nach einer Schlägerei in einem der Kneipenviertel von Sianong verurteilt worden war, hatte er ergebnislos abgebrochen. Er wusste nur zu gut, dass ihm diese Typen nicht helfen konnten. Niemand konnte das.
    Dabei war Gufod Neem nicht immer so verbittert gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, da waren ihm Depressionen völlig fremd gewesen. Als junger Mann, dessen ganzes Leben noch vor ihm gelegen hatte, da war Neem ein geradezu euphorischer Kadett in den Raumstreitkräften des Königreichs Kerian
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