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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg
Autoren: Brian McGilloway
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angebracht war. Schließlich fanden wir es in einem unbenutzten Zimmer im hinteren Teil des Hauses.
    Der Raum verfügte über vier Fenster; zwei an der Seite des Hauses und zwei hinten. Der Strahl der Taschenlampe, die Deegan unten festhielt, traf über dem ersten seitlichen Fenster auf die Decke. Es dauerte nicht lange, bis wir den kleinen weißen Kasten auf der äußeren Fensterbank entdeckten. Genauso rasch hatten wir das Kabel, das von der Kamera ausging, bis zu einem Schrank in der Ecke neben einer Mahagonikommode zurückverfolgt.
    Der Schrank war abgeschlossen, doch das hielt Dempsey nicht lange auf. Und tatsächlich, im Schrank fanden wir zwei kleine Monitore und einen Videorekorder. Das Videogerät hatte die Aufnahme eingestellt, die Monitore zeigten kein Bild, doch an beiden zeigte je ein rotes Lämpchen an, dass sie sich im Standby-Betrieb befanden.
    »Noch ein Kabel«, sagte Dempsey und zeigte mir über die Schulter. Ich spürte seinen Atem warm in meinem Nacken.
    Dieses Kabel führte zu einem der hinteren Fenster, wo wir in einer Ecke des Fensterrahmens eine weitere kleine Überwachungskamera entdeckten.
    Das Band im Videorekorder war vollständig zurückgespult, offenbar war es zu Ende gelaufen. Wir spielten so lange an einem der Monitore herum, bis er zum Leben erwachte, dann ließen wir das Band laufen. Ein geteiltes Bild erschien auf dem Monitor. Wir drückten noch einige Knöpfe und stellten fest, dass wir entweder eine Aufnahme des Gartens hinter dem Haus oder eine Aufnahme des Vorplatzes oder beides zugleich ansehen konnten.
    Die Datums- und Uhrzeitangaben zeigten uns, dass die Aufnahme am 14.   Juni um zwanzig Uhr siebenunddreißig begonnen hatte. Wir spulten vor und hofften inbrünstig, das Band möge nicht schon vor Deckos Ermordung voll gewesen sein. Gestalten flitzten durchs Bild, während wir vorspulten. Hin und wieder hielten wir das Band an, um die Personen zu identifizieren. Auf einem Bild war Decko zu sehen, der an seinem Pool stand und telefonierte. In der Nacht und am 15.   Juni tagsüber gab es nicht viel zu sehen.
    Doch um achtzehn Uhr dreißig fuhr schließlich Hannon in seinem Wagen vor dem Haus vor. Danny McLaughlin war unverkennbar – sein kahler Schädel und der massige Körper waren trotz der körnigen Aufnahme gut zu erkennen. Paddy Hannon andererseits war nicht so gut zu erkennen, doch wir hegten keinen Zweifel an seiner Identität. Die beiden gingen auf die Haustür zu, dann verschwanden sie aus dem Bild.
    Einige Augenblicke später erschien Decko plötzlich im Garten hinter dem Haus, er lag auf dem Rücken, als hätte jemand ihn zu Boden gestoßen. Im nächsten Bild beugte Danny McLaughlin sich über ihn und packte ihn mit beiden Händen an seinem Rücken. Dann waren sie am Pool. Schweigend saßen wir da, während die Bilder an uns vorbeizogen, benommen und angewidert sahen wir Deckos Folter mit an. In einigen Einstellungen hielt McLaughlin Deckos Kopf unter Wasser, in anderen hielt er ihn über der Wasseroberfläche. Dann lag Decko allein am Rand des Pools, McLaughlin war nicht im Bild. In der nächsten Aufnahme trieb Deckos Leiche im Pool, und um ihn herum breitete sich ein immer dunkler werdender Fleck aus.
    Mehrere Bilder weiter konnten wir zwei Gestalten beobachten, die ums Haus herum zum Auto gingen. McLaughlin öffnete Paddy Hannon, der gerade seine Handschuhe auszog, die Wagentür. Dann setzte das Auto zurück, und die Bildfläche war menschenleer.
    Als das Band zu Ende gelaufen war und der Bildschirm nur noch flackerte, lehnten wir uns zurück und sahen einander an.
    »Reicht das?«, fragte ich.
    Dempsey lächelte grimmig. »Ich glaube schon.«

Epilog
    Mittwoch, 23.   Juni
    In den nun folgenden Tagen beteuerte Paddy Hannon zunächst seine Unschuld, versuchte dann, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, und stimmte schließlich doch zu, im Gegenzug für ein milderes Urteil ein detailliertes Geständnis abzulegen. Seine Version der Ereignisse lautete wie folgt:
    Jamie Kerrs Rückkehr nach Lifford hatte keinem von ihnen Sorgen bereitet. Selbst als er Peter Webb zur Rede stellte, waren sie noch nicht beunruhigt gewesen. Webb war ein alter Hase, auf den konnte man sich verlassen. Doch dann hatte ein Brite nach Webb gesucht, nachdem auf dessen Grundstück die Waffen gefunden worden waren. Seine Frau hatte zwei und zwei zusammengezählt und schließlich begriffen, dass ihr Mann zu Anfang der Unruhen tatsächlich ein britischer Informant gewesen war. Sie und ihr
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