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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg
Autoren: Brian McGilloway
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finde es schwer zu glauben, dass Danny McLaughlin in den letzten Augenblicken vor seinem Tod, vermutlich voller Todesangst, eine falsche Nummer gewählt haben soll, die dann zufällig die Ihre ist. Und noch schwerer zu glauben finde ich, dass Sie dann mitten in der Nacht zurückrufen.«
    »Schön und gut, Inspector«, warf Brown ein, »aber angesichts der Tatsache, dass Sie nur Mutmaßungen und Zufälle ins Feld führen können, haben Sie keinen Grund, meinen Mandanten festzuhalten. Entweder Sie klagen ihn an, oder Sie lassen ihn gehen.«
    »Ich spreche mit meinem Superintendent, mal hören, was er meint«, sagte ich und stand auf.
    »Und wenn Sie schon dabei sind, Ben«, fügte Hannon hinzu, »fragen Sie ihn auch, ob man eigentlich dieser Geschichte mit den Waffen und Drogen auf den Grund gegangen ist. Sie wissen schon, die, die man zwei Mal gefunden hat.«
    Zwanzig Minuten später ließen wir Paddy Hannon ohne Anklage wieder gehen. Er schüttelte mir die Hand und sagte, er verstehe, dass ich nur meine Arbeit täte. Dempsey schien von diesem Ausgang sogar noch angewiderter zu sein als ich; er sollte am Montag nach Dublin zurückkehren, ohne dass wir auch nur eine einzige Festnahme oder strafrechtliche Verfolgung vorzuweisen hätten, trotz der zahlreichen Verbrechen, die in den vergangenen Wochen verübt worden waren.
    Nachdem Hannon fort war, gingen wir einen trinken. Dann fuhr ich nach Hause.
    Ich saß bei Debs, Penny und Shane und versuchte, das Geschehene zu vergessen. Doch der Film, den wir ansahen, konnte mich nicht fesseln. Ich verbrachte mehr Zeit damit, immer wieder in die Küche zu gehen, um an der Hintertür zu rauchen, als mit meiner Familie auf dem Sofa.
    Schließlich konnte Debbie es nicht mehr mit ansehen, dass ich so niedergeschlagen und verzweifelt war, und kam heraus.
    »Was ist los?«, fragte sie und schnalzte nicht einmal missbilligend mit der Zunge, weil ich an der Tür rauchte.
    »Nichts«, sagte ich. Doch ehe sie sich abwenden konnte, fügte ich hinzu: »Dieser ganze verdammte Fall kotzt mich wirklich an.«
    »Das war nicht zu übersehen«, bemerkte sie.
    »Nichts ist geklärt. Ich weiß, dass Paddy Hannon hinter den Morden steckt, und ich kann nichts beweisen.«
    »So ist das eben manchmal, Ben.« Debbie kam zu mir und rieb mir den Nacken. »Manchmal geht es nicht so aus, wie man es sich wünscht.«
    »Du hast ihn nicht erlebt, Debs. Er war so verdammt aalglatt.«
    Sie nickte und schwieg. So standen wir da, und Debbie massierte mir sanft den Nacken, bis Shane rief: »Mama!«
    »Das wird schon, Ben«, sagte Debbie. »Du wirst sehen.«

26
    Sonntag, 20.   Juni
    Debbie sollte recht behalten, und zwar schneller als erwartet. Am nächsten Morgen nach der Messe besuchte uns Costello. Ich saß gerade auf der Treppe zum Garten und las die Zeitung. Er versuchte vergeblich, sich mit seinem massigen Körper neben mir auf der Stufe niederzulassen, lehnte sich stattdessen an den Türrahmen und tat so, als würde er den Garten betrachten.
    »Schönes Fleckchen haben Sie hier«, sagte er. »Der Garten sieht gut aus.«
    »Das ist Debbies Werk«, erwiderte ich.
    Er nickte verständnisvoll. »Emily war auch so. Grüner Daumen.«
    Er ließ einen vertrauten Moment der Stille zwischen uns entstehen.
    »Harry Patterson war heute Morgen bei mir.«
    »Ach?«
    Er nickte. »Offenbar hat Hugh Colhoun ihm alles gebeichtet.«
    »Was alles?«, rief ich und stieß meine Kaffeetasse um.
    »Alles«, sagte er. »Das Deponieren der Waffen, die Beileidskarte, den Angriff auf Ihr Haus.« Er hielt inne, dann fügte er sehr ernst hinzu: »Und natürlich die Sache mit dem Auto. Den Lappen.«
    »Hugh Colhoun«, wiederholte ich ungläubig. »Sind Sie sicher?«
    Er nickte ernst. »Offenbar hatte er Schuldgefühle wegen Caroline. So weit hatte es gar nicht gehen sollen. Ich glaube, er dachte, Harry würde es verstehen.«
    »Warum hat Patterson es Ihnen erzählt?«
    »Um seine eigene Haut zu retten natürlich. Harry glaubt ja immer noch, dass er gute Chancen auf eine Beförderung hat. Und er hält garantiert nicht für jemand anderen den Kopf hin.«
    »Ein Mann mit Sinn für Mannschaftsgeist«, bemerkte ich.
    »Das Wort ›Egoist‹ kommt in ›Mannschaftsgeist‹ zwar nicht vor«, sagte Costello. »Aber das Wörtchen ›ich‹ kann man schon finden.« Er lachte auf. »Ich wollte Sie das nur wissen lassen.«
    »Und was passiert jetzt?«, fragte ich.
    »Harry ist wieder im Dienst. Hugh wurde heute Morgen festgenommen. Wenn Sie oder
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