Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod
Autoren: Elke Schwab
Vom Netzwerk:
gelassen.«
    »Sie meinen, weil Zwillinge gerne Zwillinge weitervererben?«
    »Richtig.«
    »Aber dann müsste Mirnas Mutter doch auch gewusst haben, wer der Vater ist.«
    »Nein. Niemand weiß von Linus und mir. Nur Sie. Und das ist schon erstaunlich«, gab Fred zu.
    Schnur legte eine kurze Pause ein. Dieses Gespräch war wesentlich informativer, als er sich erhofft hatte. Nur kam er damit immer noch nicht Friedolinus Kalkbrenner auf die Spur.
    Plötzlich knallten zwei Schüsse, dann kam der Aufruf »Achtung, Achtung, hier ist die Polizei. Legen sie sich flach auf den Boden, die Hände hinter den Kopf. Widerstand ist zwecklos.«
    Fred sprang von seinem Stuhl auf.
    Der Vollzugsbeamte, der den Gefangenen hereingeführt hatte, stürmte in das Zimmer.
    Schnur saß wie gelähmt auf seinem Stuhl. Er hatte die Erklärung für dieses Chaos.
    »Mein Handy!«, rief er sofort entschuldigend. »Ich vermute, mein Sohn hat wieder mal daran herumgespielt.«
    Der Vollzugsbeamte ging mit mürrischem Gesicht wieder hinaus.
    Fred ließ sich lachend auf seinen Stuhl zurücksinken.
    Schnur erhob sich und versuchte abzuheben. Hoffentlich fand er den richtigen Knopf an diesem verdammten Ding. Der Name Andrea leuchtete auf. Er drückte hastig darauf herum, bis er die Stimme der Kollegin hörte.
    »Gibt es Neuigkeiten von Erik?« Vorsichtshalber stand Schnur auf und entfernte sich einige Meter von Fred.
    »Ja. Er ist über den Berg. Du brauchst dir um ihn keine Sorgen zu machen.«
    »Haben die Untersuchungen nichts ergeben?«
    »Nein. Alles ist im grünen Bereich. Er muss nur noch aufwachen.«
    »Ist er im künstlichen Koma?«
    »Nein. Er wurde für kleinere Eingriffe nur ruhiggestellt. Aber jetzt habe ich ein anderes Problem«, lenkte Andrea vom Thema ab. »Forseti will hier im Krankenhaus vorbeikommen. Was soll ich ihm sagen, wo du bist?«
    Jürgen überlegte eine Weile. Er kam schneller in die Bredouille als erwartet.
    »Sag die Wahrheit.«
    »Wir könnten ihm doch sagen, dass Fred Recktenwald nach dir gefragt hat«, schlug Andrea vor. »Dann bist du aus dem Schneider.«
    »Und wenn Forseti das überprüft, bin ich arbeitslos«, hielt Schnur dagegen.
    Andrea verstummte.
    Plötzlich hörte Schnur ein lautes Räuspern hinter sich. Genervt schaute er auf den grauhaarigen Mann, der mit erhobener Hand dort saß wie ein Schüler, der etwas zum Unterricht beitragen wollte.
    »Moment mal, Andrea!« Schnur schaute den Mann an, der daraufhin sagte. »Ich werde bestätigen, dass Sie auf meinen Wunsch hierhergekommen sind.«
    Wie vom Donner gerührt schaute Schnur von seinem Handy auf den Häftling. Was passierte gerade mit ihm?
    »Wie können Sie auf diese Entfernung mithören?«, fragte er fassungslos.
    »Sie haben Ihr Handy auf Lautsprecher gestellt.« Fred lachte und fügte an: »Ich weiß schon, warum ich diese Dinger nicht mag.«
    Schnur fühlte sich so blamiert wie schon lange nicht mehr. Wenn er nicht bald einen Kurs über die Bedienung dieser modernen technischen Geräte besuchte, konnte er sich selbst einmotten.
    »Hast du gehört?«, fragte er in sein Handy.
    Statt einer Antwort hörte er nur Lachen. Zumindest gab es eine, die sich köstlich über sein Missgeschick amüsieren konnte.
    Erst als Andrea sich beruhigt hatte, meinte sie: »Sieh es positiv! So zieht der Kelch an dir vorüber.«
    Schnur beendete das Gespräch, schaute Fred an und fragte: »Warum tun Sie das für mich?«
    »Weil ich Sie gut leiden kann. Sie sind als Bulle viel zu nett.«
    »Danke für die Blumen. Trotzdem werden Sie noch eine Anklage wegen Behinderung der Justiz von uns bekommen. Das liegt nämlich nicht in meiner Hand.«
    »Warum? Ich habe die Morde gestanden und bleibe auch dabei.«
    »Die Mühe können Sie sich sparen. Die Fahndung nach Ihrem Bruder läuft. Und unsere Untersuchungen laufen auf Hochtouren. Wir werden herausfinden, welcher von Ihnen beiden Bertram Andernach und Mathilde Graufuchs ermordet hat. Und spätestens dann kommt die Klage wegen Behinderung der Justiz. Nur mit dem Unterschied, dass sie dann noch härter ausfallen kann, weil Sie allen Verwarnungen zum Trotz bei Ihrer Falschaussage bleiben.«
    Fred nickte resigniert und flüsterte: »Ich gebe zu, dass ich auch hier gescheitert bin.«
    »Sie nicht. Ihr Bruder«, hielt Schnur dagegen. »Morde zu begehen ist nicht heldenhaft. Was Sie versucht haben, dagegen schon.«
    Damit gelang es dem Kriminalhauptkommissar, Fred Recktenwald ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, wodurch der Mann sofort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher