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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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meiner Sprache. Aber es bezieht sich nicht auf eine bestimmte Stadt oder Dorf. Jeder auf Tarsus hat sein Lulungomeena, jeder im ganzen Universum.«
    »Wie, zum Teufel, meinst du das nun, Clay?«
    »Es ist ein Wort der tarsusischen Sprache. Es bedeutet Heimat.«
     

WISSENSWERTES
 
 
MITTERNACHTSWUNDER
    WILLY LEY
 

     
    ANLÄSSLICH eines Gespräches über Politik erklärte einmal Sir Winston Churchill: »Dieselben Fehler werden wir bestimmt nicht wiederholen. Aber sehr wahrscheinlich werden wir unsere eigenen machen.« Nun, ich fürchte, dieses Wort trifft nicht nur auf die Politik zu. Auch in der Wissenschaft wurden Fehler begangen und werden Fehler begangen werden. Von einigen der Irrtümer, die als Resultat die hier abgebildeten Monstrositäten zeitigten, will ich Ihnen heute berichten.
    Man schrieb das Jahr 1545. Auf einem Tisch in der Werkstatt des Meisters Cyriacus Jacobus, eines Druckers aus Frankfurt am Main, lag ein Manuskript in deutscher Sprache, die Übersetzung eines ursprünglich in Lateinisch abgefaßten Textes des Doctor universalis Albert von Bollstädt, besser bekannt unter dem Namen Albertus Magnus, eines zu seiner Zeit sehr berühmten und äußerst produktiven Gelehrten; die erste gedruckte Ausgabe seiner Werke umfaßte, beiläufig gesagt, 21 Folio-Bände.
    Eines davon, geschrieben ungefähr um 1250, war eine Abhandlung über die Tierwelt. Jetzt, 300 Jahre später, hatte ein gewisser Walther Ryff das Buch ins Deutsche übertragen, und Meister Jacobus hatte sich bereit erklärt, es zu drucken und zu verlegen. Allerdings wollte er es vorher noch illustrieren lassen, denn auch das damalige Publikum genoß es, wenn es Bilder betrachten konnte. Jacobus war gern bereit, den Wünschen seiner Kunden entgegenzukommen; Holzschnitte ließen sich ja wie Buchstaben drucken; nun mußte nur noch der geeignete Künstler gefunden werden.
    Das jedoch war nicht so leicht. Albertus Magnus war ein weitgereister Mann gewesen, der viel gesehen hatte. Einen Künstler mit ähnlicher Erfahrung aufzutreiben, stieß auf Schwierigkeiten. Derjenige, der endlich den Auftrag bekam, hatte schließlich keine weiteren Unterlagen für seine Zeichnungen als die beschreibenden Worte des Manuskripts.
    Würden Sie heute einen Graphiker bitten, Ihnen eine Zeichnung – sagen wir – eines afrikanischen Elefanten anzufertigen, dann könnte der Künstler auf alle möglichen Fotos und Bilder zurückgreifen. Sicherlich hätte er sogar lebende Elefanten in einem Zoo oder Zirkus gesehen. Nicht so zur damaligen Zeit.
    Der Illustrator des Werkes von Albertus Magnus besaß nur das Manuskript und seine überschäumende Phantasie, und das erklärt das Zustandekommen der Bilder, die Sie auf den folgenden Seiten sehen. Lassen Sie sich an ein paar Beispielen zeigen, wie es zu diesen erstaunlichen Schöpfungen kam.
    Da wurde, beispielsweise, in dem Buch ein kückengroßer Vogel erwähnt, der den Namen Lagephus trug. Weiter stand in dem Manuskript, daß Plinius der Ältere diesen Vogel Lagopus genannt hatte, was »hasenfüßig« bedeutet. Der Grund für diese Namensgebung war der, daß an seinen Beinen pelzige Haare sprossen wie an denen eines Hasen.
    Dem Künstler kam natürlich ein Vogel mit den Füßen eines Hasen etwas merkwürdig vor. Aber wenn Plinius das behauptete, dann mußte das stimmen. Vielleicht besaß der Vogel sogar noch andere Merkmale eines Hasen? Das Resultat dieser Über-
     

    Abb. 1 – Der Vogel Lagephus
     
    In einem anderen Kapitel wurde von einem Fisch berichtet, der acht Beine besaß und deshalb Oktopus genannt wurde, ein Name, der genau diese Tatsache ausdrückt. Nun, ein Oktopus, also ein Tintenfisch, besitzt tatsächlich acht Beine, oder besser Fangarme, aber man kann sich trotzdem nur schwer vorstellen, wie so ein Oktopus wirklich aussieht, wenn man noch keinen gesehen hat. Auch unserem Künstler gelang das nicht, und er zeichnete den Fisch in Abbildung 2.
    Wenn nicht sein Name einen Hinweis geliefert hätte, hätte man wohl nie enträtseln können, mit was für einem Lebewesen
     

    Abb.2 – Der Fisch Octopus
     
    Der Begleittext lautet folgendermaßen: »Erinus ist ein Fisch im Meer, der Kopf und Maul unten und den After oben hat und der auf seinen Stacheln spazierengeht wie auf Beinen.« Sie werden bestimmt keine Ahnung haben, welcher Fisch damit nun gemeint ist, es sei denn, das Wort Erinus ruft in Ihnen die Erinnerung wach an den zoologischen Fachausdruck echinodermata, noch spezieller an die Klasse echinoidea.
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