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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Wir haben es also hier mit einem gewöhnlichen Seeigel zu tun. Und plötzlich ergibt die Beschreibung einen Sinn; das Bild jedoch ist ein schönes Beispiel dafür, wie wenig man auf eine bloße Beschreibung gehen kann.
     

    Abb.3 – Der Fisch Erinus
     
    DIE ›wissenschaftlichen‹ Bücher des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit wimmeln von Beispielen dieser Art, von See- und Landungeheuern, von Gestalten, die eher in das Reich der Fabel gehören als in das der Wirklichkeit.
    Zwei andere Beispiele dieser Art entstammen einem Buch des französischen Gelehrten Guillaume Rondelet, der von Beruf eigentlich Arzt war, als Steckenpferd aber die Zoologie betrieb und sich dabei besonders für die Tierwelt des Mittelländischen Meeres interessierte. Unsere Abbildungen 4 und 5, die ich einem seiner Bücher entnommen habe, wurden damals von ihm allerdings nur unter Vorbehalt darin aufgenommen, Wobei er ausdrücklich hervorhob, daß er diese beiden Wunder des Meeres nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, sondern nur zeigen würde, wo von ihm berichtet worden war.
     

    Abb. 4 – Wahres Bild eines Seemönchs
     
    Der ›Seemönch‹ sollte nach einem heftigen Sturm an der norwegischen Küste angeschwemmt worden sein; den »Seebischof« hatte man im Jahre 1531 an der baltischen Küste beobachten können.
    Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Künstler, der den ›Seemönch‹ verbrochen hat, dabei im guten Glauben handelte. Meistens wird das Bild, wenn es reproduziert wird, so abgedruckt, daß der Mönch aufrecht steht. Außerdem läßt man sehr oft den lateinischen Namen weg, da er stört, wodurch noch weniger auffällt, daß das Bild gekippt wurde.
    In der hier abgedruckten Stellung jedoch fühlt man sich versucht zu glauben, es mit der vermenschlichte: Darstellung eines Tintenfisches oder einer Qualle zu tun zu haben. Jemand hat einen an den Strand geschwemmten toten Tintenfisch skizziert, und ein zweiter Künstler hat dann versucht, das Bild ins reine zu zeichnen. Das Resultat dieser Bemühungen könnte dann so aussehen wie eben ein »Seemönch«.
     

    Abb. 5 – Sein Vorgesetzter,  der Seebischof
    Was den »Seebischof« betrifft, so glaube ich, daß wir es hier mit der Abbildung eines Rochens zu tun haben, den man »nachbehandelt« hat. Zur damaligen Zeit ging nämlich ein ansehnlicher Teil der Küstenbevölkerung einem sowohl lustigen wie auch einträglichen Zeitvertreib nach. Sie nahmen Fische, insbesondere Rochen, trockneten sie und verwandelten sie geschickt in etwas, was sie dann einem bestimmten Kundenkreis, der wohl nie aussterben wird, als ›getrocknete Basilisken‹ , ›junge Drachen‹ und ähnliche Zaubermittel andrehten. Dieser Brauch muß damals weite Verbreitung gehabt haben, denn Konrad Gesner aus Zürich veröffentlichte in seinem Buch der Fische (1558) ein solches Beispiel eines »nachbehandelten« Fisches zu dem ausschließlichen Zwecke, die ›wandernden Apotheker und anderen Scharlatane‹ bloßzustellen, die »die Unwissenheit der Leute so sehr ausnützen.«
    Doch war es ausgerechnet dieser Konrad Gesner selber, der in seinem Buch der Fische dem Aberglauben nur noch mehr den Rücken stärkte. Er wußte, daß es »gigantische« Fische gab, die das Meer durchpflügten – die Wale, und er mußte sie natürlich in seinem Buch aufnehmen. Nur hatte er noch nie einen dieser Fische mit eigenen Augen gesehen. Wohl aber hatte er eine Anzahl Abbildungen in den Händen gehalten, und wenn er diesen auch nur mit Skepsis begegnet war, so waren sie doch Quellenmaterial und durften nicht vernachlässigt werden. Außerdem hatte Olaus Magnus aus dem schwedischen Upsala die Richtigkeit der Darstellung bestätigt.
    Olaus Magnus war zu seiner Zeit Erzbischof von Schweden gewesen, ein Mann also, den man nicht gut einer bewußten Lüge zeihen konnte. Gesner nahm also die Bilder in sein Buch auf, wälzte allerdings vorsichtigerweise alle Verantwortung auf Olaus Magnus ab.
     

    Abb. 6 – Das Meeres-Einhorn
     
    Seine Zeitgenossen hatten für diese Bilder sogar einen speziellen Spottnamen geprägt: Olaus’ Mitternachtswunder.
    Nun, wir wissen heute, daß Olaus Magnus wirklich nicht absichtlich seine Leser an der Nase herumführen wollte. Ihm war es ähnlich ergangen wie dem Illustrator des Ryffschen Buches. Beispielsweise kam in dem Buch ein Meerestier vor, das »See-Einhorn genannt wird.« Man hätte es dem Künstler nicht verdenken können, wenn er nun das ganze »See-Einhorn« dargestellt hätte, wobei er als
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