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Galaxis Science Fiction Bd. 11

Galaxis Science Fiction Bd. 11

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 11
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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konnte das nicht sagen – das hing von der Art der Behandlung ab. Ein luftdichter Kasten vielleicht, mit einem der Edelgase gefüllt, oder ein Vakuum? Natürlich war das nicht der Fall gewesen. Lou und ich schauten also gleichermaßen verblüfft drein.
    Er nahm das Sparbuch wieder an sich, und wir gingen. Draußen auf der Straße sagte ich: »Siehst du jetzt, was ich meinte?«
    »Ich sehe etwas, aber ich weiß noch nicht, was. Und du?«
    »Ich wünschte, ich könnte ›ja‹ sagen. Es kommt mir genauso widersinnig vor wie alles andere an diesen Fällen.«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    »Wenn ich das wüßte. In dieser Stadt gibt es Tausende von alten Leuten. Nur wenige davon sterben auf diese Weise; Ich muß versuchen, sie aufzustöbern, bevor es soweit ist.«
    »Woran willst du sie erkennen, Mark? Wenn sie Geld haben, dann werden sie es dir nicht auf die Nase binden, und es gibt keine Möglichkeit, sie von denen zu unterscheiden, denen es wirklich schlecht geht.«
    Ich kratzte mir mit meiner Pfeife mißmutig den Nasenrücken. »Ist das nicht wirklich ein Prachtstück von einem Problem? Ich wünschte, mir gefielen Probleme dieser Art. Ich hasse sie.«
    Lou mußte wieder zum Dienst. Er verabschiedete sich von mir und eilte zurück ins Präsidium, und ich schlenderte in den nahe gelegenen Park, ließ mich von der Sonne wärmen und versuchte mich in die Gedankenwelt eines senilen Psychopathen einzufühlen, der lieber verhungert, als ein paar Pfennige für Nahrung auszugeben.
    Es kam dabei natürlich nichts heraus. Es gibt zu viele Möglichkeiten, dem Hungertod zu entgehen, zu viele Chancen, gefunden zu werden, bevor es zu spät ist.
    Und die frische Tinte – über ein halbes Jahrhundert alt…
    ICH fing an, mich in Banken herumzutreiben in der Hoffnung, jemandem zu begegnen, der mit einem alten Sparbuch mit fünfzig Jahre alter, frischer Tinte aufkreuzen würde.
    Lou unterstützte mich dabei – er überzeugte die Wachen und Kassierer, daß ich kein verdächtiges Individuum wäre, das die Bank ausspionieren wollte, ja überredete die Kassierer sogar, ebenfalls Ausschau nach auffallend dunkler Tinte in alten Sparbüchern zu halten.
    Das trieb ich so ungefähr einen Monat. Eine Rolle im Radio und zwei im Fernsehen brachten mir das Geld, was ich zum Leben brauchte, ohne mich dabei allzu sehr bei meiner Suche zu behindern.
    Der Monat verging, und ich hatte immer noch nicht den kleinsten Fingerzeig bekommen. Eines Abends ging ich wieder einmal müde und entmutigt zurück zu meinen zwei Zimmern in dem Hotel für Schauspieler, wo ich wohnte, und fand dort Lou, der auf mich wartete. Ich war darauf gefaßt, daß er eine neue Predigt starten würde, die Sache doch aufzugeben, so wie er es in den letzten Wochen bei jeder unserer Zusammenkünfte getan hatte. Ich verfügte bald nicht mehr über genügend Energie, um mich noch länger gegen seine Argumente zu wehren. Aber Lou war ganz aufgeregt und zog mich mit sich hinunter zu seinem Auto, und es konnte ihm gar nicht schnell genug gehen.
    »Ich hab schon den ganzen Tag versucht, dich aufzutreiben, Mark. Man hat einen alten Burschen gefunden, der kaum bei Sinnen und völlig verhungert durch die Straßen irrte. Er hatte 17 000 Dollar in Scheinen im Futter seiner Jacke.«
    »Und er lebt noch?« schrie ich fast.
    »So gerade noch. Sie versuchen es mit intravenöser Ernährung, um ihn durchzubekommen, aber ich glaube nicht, daß er es schaffen wird.«
    »Um Gottes willen, dann los, bevor er abkratzt.«
    Lou fuhr mich in einem Höllentempo zum Stadtkrankenhaus, und wir rannten hinauf zu der Station, wo der Patient lag. Er war ein knochiger alter Krauter mit einer Haut wie Pergament, die sich straff über das Gesicht und einen Körper spannte, der mehr an ein Skelett als an einen lebenden Menschen erinnerte. Der Mann zitterte, als ob er fröre. Ich wußte, daß es nicht dieKälte war. Die Ärzte hatten ihm ein Herzstimulans eingespritzt, und er vibrierte jetzt wie ein altes Auto, das über Kopfsteinpflaster fährt.
    »Wer sind Sie?« fragte ich und packte aufgeregt seinen mageren Arm. »Was ist mit Ihnen passiert?«
    Er zitterte weiter – mit geschlossenen Augen und offenem Mund.
    »Ah, Hölle«, sagte ich. »Er ist ja gar nicht bei sich.«
    »Vielleicht fängt er zu reden an«, sagte Lou. »Ich habe jedenfalls alles geregelt. Du kannst dich hierher setzen und zuhören, falls er es tut.«
    »Mit anderen Worten, ich kann mir den Unsinn anhören, den er im Delirium schwatzt.«
    Lou
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