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Galaxis Science Fiction Bd. 11

Galaxis Science Fiction Bd. 11

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 11
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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würde er im Fernsehen für eine Zigarettenfirma Reklame machen. Ich sagte: »Ich kann dich schon vor mir sehen, wie du auch einer dieser Fälle geworden bist.«
    Einen Augenblick lang schaute er mich verblüfft an. Dann drückte er umständlich die Zigarette in einem Aschenbecher aus – natürlich nur ein Vorwand, um meinem Blick ausweichen zu können. »Ja? Wieso?«
    »Du hast viel zu sehr Angst vor der Armut, um ein Risiko einzugehen. Du weißt genau, daß du auch als Schauspieler deinen Lebensunterhalt verdienen könntest, aber du wagst einfach nicht, diesen dummen Job bei der Polizei aufzugeben, nur weil er dir ein festes Einkommen garantiert. Mach so weiter, und du wirst schließlich an allen Ecken und Enden zu sparen anfangen, am Ende sogar das Essen aufgeben und zum Schluß verhungert in einem billigen Zimmer aufgefunden werden.«
    »Ich? Meine Angst, einmal ohne Geld dazustehen, würde nie so groß werden.«
    »Im Alter von siebzig oder achtzig?«
    »Dann erst recht nicht! Ich würde vorher vermutlich, noch einmal mein Leben richtig genießen wollen und mich dann in ein Altersheim einkaufen.«
    Ich mußte ein Lächeln unterdrücken. Seine Worte hatten meine Vermutungen nur bestätigt. Und er hatte außerdem damit gezeigt, daß ihn die alten Leute genauso beunruhigten wie mich.
    »Denk mal nach, Lou. Angenommen, du wärest ein seniler Psychopath, und angenommen, jemand käme und verspräche dir, dich vorm Sterben zu bewahren. Würdest du ihm Geld dafür geben?«
    Ich konnte ihm ansehen, wie er die Stanislawsky-Methode benutzte, um sich, zu der Antwort vorzutasten. Er schüttelte den Kopf. »Nicht, solange ich noch am Leben wäre. Es ihm vielleicht testamentarisch vermachen, aber nicht geben.«
    »Wäre das kein Motiv?«
    ER lehnte sich gegen einen der eisernen Aktenschränke.
    »Nein, ganz sicher nicht, Mark. Du weißt doch, wie schwierig es oft ist, bis wir die Verwandten aufgespürt haben, an die das Geld fällt, weil diese alten Sonderlinge einfach kein Testament hinterlassen. Und die wenigen Verwandten, die wir ausfindig machen können, sind immer wieder ganz überrascht, wenn sie ihre Erbschaft ausgehändigt bekommen. Die meisten von ihnen erinnern sich kaum noch an den lieben alten Wer-immer-eswar. Alle anderen Hinterlassenschaften fallen schließlich an den Staat, ohne daß jemals jemand später noch Anspruch auf sie erhoben hätte.«
    »Na ja, es war ja auch nur so eine Idee.« Ich schlug noch einmal das alte Sparbuch auf. »Hat jemand schon mal daran gedacht, die Tinte untersuchen zu lassen, Lou?«
    »Wozu? Die Bücher der Bank stimmen mit ihnen überein. Es sind keine Fälschungen, falls du darauf hinaus möchtest.«
    »Ich weiß nicht, worauf ich hinaus möchte«, gab ich zu. »Aber ich würde das Buch hier doch ganz gern mal einem Chemiker in die Hand geben.«
    »Also hör mal, Mark. Du weißt, ich bin dir gern gefällig. Das habe ich schließlich mehr als einmal bewiesen – aber alles hat seine Grenzen…«
    Ich ließ seine Erklärung, warum er mir das Sparbuch nicht aushändigen könnte, geduldig über mich ergehen, und wartete genauso ergeben, während er nach Möglichkeiten suchte, wie er es mir doch überlassen könnte, und schließlich auch eine fand. Er murrte zwar immer noch vor sich hin, aber er half mir, einen Chemiker aus dem Telefonbuch herauszusuchen und begleitete mich dann sogar zu dessen Labor.
    »Bilde dir nur ja keine Schwachheiten ein«, sagte er unterwegs. »Das Sparbuch ist Staatseigentum, und ich komme nur mit, weil ich dafür unterschrieben habe und geradestehen muß.«
    »Gewiß, gewiß«, besänftigte ich ihn. »Wenn du nicht neugierig bist, dann kannst du ja übrigens ruhig draußen warten, oder?«
    Er bedachte mich mit seinem Zahnpastalächeln, das dem weiblichen Publikum vorzuenthalten er kein Recht hatte. »Das könnte ich schon tun, aber ich möchte gar zu gern dabei sein, wenn du einen Idioten aus dir machst.«
    Ich übergab das Sparbuch dem Chemiker, und wir warteten zusammen auf das Untersuchungsergebnis.
    DIE Tinte war typisch für die, die man vor fünfzig Jahren benutzt hatte. Lou Pape stieß mich in die Rippen. Aber dann fuhr der Chemiker fort, daß – gemessen an der erfolgten Oxydierung – sie noch frisch genug schien, um höchstens ein paar Monate oder Jahre alt zu sein, und Lou bekam seinen Rippenstoß zurück. Er gab aber so schnell nicht auf und fragte, ob das nicht auch einer außergewöhnlich sorgfältigen Behandlung zuzuschreiben sei. Der Chemiker
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