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Galaxis Science Fiction Bd. 06

Galaxis Science Fiction Bd. 06

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 06
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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vier Jahren weiß, wie man Puppen aus Papier ausschneidet.«
    »Oh, – wirklich?« sagte sie und schaute nachdenklich vor sich hin. »Ich glaube, das ist das Schwierigste, Vati – zu wissen, wieviel man wissen darf.«
    »Ja, das ist wirklich das Schwierigste«, stimmte ich ihr mit Betonung zu.
    »Aber es ist schon alles in Ordnung«, versicherte sie mir. »Eine der Dummen hat mir gezeigt, wie man es machen muß. Deshalb mag sie mich jetzt leiden. Sie hat sich meiner angenommen und auch den anderen Kindern gesagt, daß sie mich gut leiden sollen. Das haben sie natürlich getan, denn sie ist die Anführerin. Ich glaube, ich habe es ganz richtig gemacht.«
    O nein, dachte ich. Sie wußte also schon, wie man andere Leute beeinflussen kann. Dann fiel mir das Wort ein, das sie soeben benutzt hatte. Es war das erste Mal, daß sie normale Leute als dumm klassifiziert hatte, aber das Wort war ihr so leicht von der Zunge gegangen, daß sie das Wort in Gedanken sicher schon lange benutzt haben mußte.
    »Nun ja, vielleicht war es richtig«, gestand ich ihr zu. »Wenigstens soweit es das andere kleine Mädchen betrifft. Aber vergiß nicht, daß du von einer Lehrerin beobachtet wurdest, und die ist klüger.«
    »Du meinst älter, Vati«, verbesserte mich Star.
    »Auch klüger – vielleicht. Das kann man nicht so sicher sagen.«
    »Doch, ich kann es«, seufzte sie. »Sie ist nur älter.«
    Ich glaube, es war wachsende Furcht, die mich etwas aggressiv sagen ließ: »Das ist gut, sehr gut. Du kannst eine Menge von ihr lernen. Man muß sehr viel lernen, wenn man sich mit Erfolg wie ein Dummer benehmen will.«
    Ich mußte an all die Schwierigkeiten denken, die ich früher gehabt hatte, und dachte für mich: Manchmal glaube ich, ich werde es nie ganz richtig lernen.
    Ich schwöre, daß ich es nicht laut sagte. Aber Star tätschelte mich tröstend und antwortete mir, als hätte ich den Satz gesprochen.
    »Das ist, weil du nur ein halber Kluger bist, Vati. Du bist ein Zwisch und das ist anstrengender als ein richtiger Kluger zu sein.«
    »Ein Zwisch? Was ist ein Zwisch?« Ich sprach in einem etwas harten Ton, der meine Verwirrung verbergen sollte.
    »Das ist es genau, was ich meine, Vati«, antwortete sie nachsichtig. »Du begreifst so langsam. Ein Dazwischen, natürlich. Die anderen Leute sind Dumme, ich gehöre zu den Klugen, und du bist ein Zwisch. Ich habe mir die Namen zurechtgelegt, als ich noch klein war.«
    Guter Gott! Sie ist nicht nur ungewöhnlich intelligent, sie ist auch noch ein Telepath.
    Na schön, Peter Holmes, so also sieht die Lage aus. Beim reinen Denken hättest du vielleicht noch eine Chance gehabt, aber nicht bei Telepathie.
    »Star«, sagte ich, einer plötzlichen Eingehung folgend, »kannst du die Gedanken anderer Leute lesen?«
    »Natürlich, Vati«, antwortete sie mir in einem Ton, als hätte ich eine äußerst dumme Frage gestellt.
    »Kannst du mir beibringen, wie man es macht?«
    Sie schaute mich von der Seite an. »Ein bißchen hast du es schon gelernt. Aber du bist ja so langsam. Siehst du, du hast nicht einmal gewußt, daß du gerade dabei bist, es zu lernen.«
    Ihre Stimme nahm einen sehnsüchtigen Ton an, einen verlorenen Ton. »Ich wünschte –», sagte sie.
    »Was wünschst du dir?«
    »Siehst du jetzt, was ich meine, Vati? Du versuchst es, aber du bist so langsam.«
    Ich wußte trotzdem, was sie meinte. Ich wußte, daß sie sich nach einem Kameraden sehnte, dessen Geist dem ihren ebenbürtig war.
    Ein Vater muß sich damit abfinden, daß er eines Tages seine Tochter verliert, Star. Aber nicht so früh.
    Nicht so früh!
    Wieder im Juni
    NEBENAN ist eine neue Familie eingezogen. Star sagt, sie heißen Howell – Bill und Ruth Howell. Sie haben einen Sohn Robert, der vielleicht ein Jahr älter als Star ist, die in Kürze fünf Jahre alt wird.
    Star hat mit Robert sofort Freundschaft geschlossen. Ich habe nichts dagegen. Er ist ein gut erzogener Junge und für Star ein guter Spielkamerad.
    Trotzdem ist mir die Sache nicht ganz geheuer. Ich bin überzeugt, daß Star etwas mit dem Einzug der Howells zu tun hat.
    Ich bin außerdem überzeugt – an Hand der wenigen Fingerzeige, die ich bis jetzt erhalten habe –, daß Robert ebenfalls ein Kluger und ein Telepath ist.
    War es möglich, daß Star – nachdem sie nicht zu mir hatte vordringen können – gesucht und gesucht hat, bis sie Verbindung zu einem andern Telepathen bekam?
    Nein, das ist zu phantastisch. Selbst wenn es so wäre, wie hätte sie die
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