Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02
Autoren: Lothar Heinecke
Vom Netzwerk:
einzigen Zentimeter am Anfang eines Sprunges kann uns am Schluß möglicherweise um tausend Kilometer von unserem Kurs abbringen. Und tausend Kilometer im Hyperraum – was weiß ich, wieviel das im Normalraum ausmacht. Jede Entfernung bis zu einer Million Lichtjahre.
    Nein, das ist zu riskant. Nicht einmal Groden könnte das schaffen, und er ist der beste Navigator, den wir haben. Aber ich glaube nicht, daß er so schnell seine Augen wiederbekommt, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Vielleicht nie, wenn wir ihn nicht rechtzeitig zu einer Augenbank bringen können. Groden ist blind, und ohne den Atlas sind wir so blind wie Groden.«
    Das Sprachrohr unterbrach den Kapitän. »Protokollmaat Eklund zur Stelle!« sagte eine unsichtbare Stimme.
    »Schicken Sie sie herein«, sagte der erste Offizier, und die Bibliothek, Nancy Eklund, Protokollmaat 2, kam herein.
    ES war zwecklos – der Kapitän wußte es nach den ersten Fragen. Eine volle Stunde verbrachten sie damit, das Wissen der Bibliothek abzuzapfen, aber es war vergebliche Liebesmüh.
    Sehnsüchtig dachte der Kapitän an Protokollmaat Spohn, den toten Himmelsatlas. Mit ihm auf der Brücke war die Navigation im Hyperraum – nun, wenn auch nicht leicht, so doch, immerhin möglich gewesen. Denn Spohn beherrschte die Technik der unbewußten Totalerinnerung – genauso wie die Bibliothek, nur gehörte das Wissen, das in ihm aufgespeichert war, einem anderen Gebiet an. Während er sich in Trance auf der Brücke befand, formte sein Hirn die wechselnden vielfarbigen Werte des Riemannschen Raums zu Ganzheiten, mit denen man arbeiten konnte, durch einen Prozeß geistiger Akrobatik, in dem Analyse und Synthese so schnell aufeinanderfolgten, daß das Unverständliche verständlich wurde.
    Natürlich hätte ein zwölfstufiges Elektronengehirn eine solche Aufgabe ebenso schnell bewältigen können. Aber die Terra II war gewissen Einschränkungen unterworfen, und eine davon war eben, daß während eines Sprunges alle elektrischen Anlagen ausfallen mußten – gerade dann also, wenn das Gehirn am dringendsten benötigt wurde. Also hatten die Konstrukteure auf eine Lösung zurückgegriffen, die sich gut bewährt hatte, wenn es galt, Wissensdaten aufzuspeichern: – das menschliche Gehirn.
    Verfeinerte hypnotische Techniken hatten es ermöglicht, für die unbewußte Aufspeicherung von Wissen die ganze Gehirnkapazität nutzbar zu machen. Das Ergebnis waren Menschen wie der Himmelsatlas oder die Bibliothek, die auf ein Stichwort hin in Trance verfielen und in diesem Zustand, ohne auch den kleinsten Irrtum, ihr ganzes unwahrscheinlich umfangreiches Wissen wieder von sich geben konnten.
    In diesem Trancezustand hatte Protokollmaat Spohn natürlich keinerlei bewußte Kenntnis von den Dingen, die sich um ihn herum abspielten. Wie eine Maschine hatte er auf der Brücke gestanden, hatte die Riemannschen Raumstrukturen geprüft und seine Kurs- und Geschwindigkeitskorrekturen gegeben, aber sein Unterbewußtsein hatte nie den kleinsten Fehler begangen. Das menschliche Hirn mit seinen zahllosen Zellen und unendlichen Nervenverknüpfungen war, so schien es, ein Behälter, der vollauf ausreichte, das gesamte menschliche Wissen aufzunehmen. Bis zur Entdeckung der Totalerinnerung war es jedoch nur selten möglich gewesen, dieses einmal aufgespeicherte Wissen nach Belieben wieder abzuzapfen. Jetzt aber hatte man die Lösung gefunden, und sie fiel so zufriedenstellend aus, daß die Ingenieure einer Raumschiffbesatzung noch einen weiteren Protokollmaat beigaben – die Bibliothek, die die Mitnahme von Büchern überflüssig machte.
    Alle Offiziere, in der Reihenfolge ihres Ranges, schossen nun nacheinander ihre Fragen auf die Bibliothek ab, und ihr trainiertes Gehirn suchte pflichtbewußt nach den Antworten.
    Die meisten jedoch wußte sie leider nicht. Denn obwohl der Atlas routinemäßig seine Berechnungen und Aufzeichnungen des Fluges in das Schiffslog eingetragen hatte – und also auch in die Bibliothek – war alles, was Nancy Eklund wußte, wie die Terra II ihre Kontrollpunkte im Raum erreicht hatte. Aber diese Daten waren schon bekannt.
    Wenn die Terra II zurückkam – falls sie überhaupt zurückkam – würden die, die sich nach ihr in den Hyperraum hinauswagen würden die Daten für eine komplette Rundreise haben. Aber das war ein schwacher Trost. Die Terra II besaß diese Daten noch nicht. Ihre Aufgabe war in ihrer Art genauso schwierig und gefährlich wie die Fahrt des Kolumbus.
    Mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher