Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02
Autoren: Lothar Heinecke
Vom Netzwerk:
getroffen. Er hat den Atlas erwischt, und du hast etwas über die Augen abbekommen – vermutlich geschmolzenes Metall. Du bist – du bist blind, Sam. Wenigstens vorläufig.«
    »Ja«, sagte er nach einem Moment. Jetzt spürte er es – ein seltsames Jucken an den Augen.
    »Wenn wir wieder zurückkommen, werden wir dich schon wieder in Ordnung bringen. Aber wir wissen nicht, wo wir sind. Wir haben uns verirrt.«
    Verirrt? Groden wälzte das Wort in seinem Hirn herum. Verirrt. Das verstand er nicht. Natürlich, wenn der Atlas tot war. Trotzdem, wie konnten sie sich verirrt haben. Angestrengt lauschte er auf die ferne Stimme, aber sie sagte schon wieder etwas anderes.
    »Ruhig jetzt, Sam. Das hier wird etwas weh tun. Wir müssen den Verband wechseln.« Groden fühlte, wie sich das Jucken und Kitzeln verstärkte, aber es tat nicht weh. Dann plötzlich und ganz überraschend verspürte er einen stechenden Schmerz. Er versuchte, sich zu bewegen, etwas zu sagen, aber die Stimme sagte: »Ruhig, Sam. Es dauert nur eine Minute.« Schweigen und Schmerzen. »So, bitte, sag mir jetzt, ob du etwas sehen kannst, Sam. Ein Licht. Nur einen Schimmer. Jetzt, wenn ich die Lampe hier auf dein Gesicht strahlen lasse.«
    Licht? Groden starrte in die schmerzende Dunkelheit. Nichts, nichts war da, weder ein Licht noch eine Bewegung. Durch Lippen, die sich fest und kalt wie Marmor anfühlten, sagte er: »Nein.«
    Die Stimme klang enttäuscht. »Gut, Sam. Der Schmerz wird in einer Minute vorbei sein.« Eine andere Stimme – noch entfernter – sagte etwas über Vorbereiten zum Sprung, und die Stimme, die mit Groden geredet hatte, sagte ungeduldig: »Nur noch eine Minute.«
    Groden leckte sich über seine Marmorlippen und wollte fragen: Was meinen Sie, verirrt? Was ist los? Aber er brachte nur ein unverständliches Stöhnen heraus. Die Stimme sagte etwas Beruhigendes, dann fühlte er ein Kitzeln auf dem Arm, und sogar die Stimmen versanken in der Dunkelheit.
    KLARSCHIFF«, befahl der Kapitän, und der Erste gab die Order an die einzelnen Abteilungen weiter. »Klarschiff!« Eine nach der anderen meldete zurück.
    Der Kapitän hatte selbst den Befehl übernommen. Leutnant Yoel stand neben dem Rudergänger, der Navigator Cicarelli starrte zweifelnd hinaus auf die wirbelnden Sterne, und Fähnrich Lorch kümmerte sich um das Lampenkommando, dessen Aufgabe es war, die Kerosinlampen anzuzünden. Der Geruch des Lampenöls erfüllte den Raum.
    »Klarschiff überall!« meldete der Erste dem Kapitän.
    »Rotation stopp«, sagte der Kapitän. Der Erste rief den Befehl hinunter in den Maschinenraum. Irgendwo schwoll ein dumpfes Dröhnen an und ebbte wieder ab. Einen Augenblick schwankten die Männer auf der Brücke wie betrunken, dann kamen die wirbelnden Sterne zur Ruhe.
    Lorch sah sich noch einmal schnell um. Die Chronometer waren aufgezogen und synchronisiert. Die Kerosinlampen brannten. Er salutierte vor dem Ersten Offizier und meldete: »Alles klar!« Der Erste nickte kurz und gab die Meldung an den neben ihm stehenden Kapitän weiter.
    Der Kapitän sagte: »Also los, Hal.«
    »Jawohl, Sir. Stromkreis eins abschalten!«
    Der Wachoffizier gab den Befehl durch das Sprachrohr weiter. Ein kurzes Flackern, und alle elektrischen Lampen erloschen. Nur noch die Kerosinlampen erhellten die Brücke und die anderen Sektionen des Schiffes.
    »Stromkreis zwei abschalten! «sagte der Erste.
    »Stromkreis zwei abschalten!« wiederholte Yoel. Im ganzen Schiff erstarb das leise Summen der Motoren, die die Ventilatoren, Kühlanlagen und die anderen elektrischen Geräte betrieben.
    »Hauptaggregat abschalten!« Das war nur eine Vorsichtsmaßnahme, aber die Lehre, die die Terra l empfangen hatte, war nicht vergessen. Elektrischer Strom und ein Hyperraumfeld vertrugen sich nun einmal nicht.
    Der Erste sah ein wenig grau im Gesicht aus, als er sagte: »Fertig zum Sprung!«
    »Fertig zum Sprung!« rief Yoel in den Generatorenraum hinunter. Das dumpfe Grollen der Dieselmotoren, die die nukleophoretischcn Generatoren antrieben, ließ das ganze Schiff erzittern. Noch auf der Brücke hörten sie das helle Singen der Generatoren und verspürten die Überschallwellen.
    Noch einmal blickte der Erste prüfend auf die vor ihm stehende Schalttafel. Jeder auf der Brücke sah, wie sich seine Lippen unhörbar bewegten, und wußte den Grund. Er versicherte sich noch einmal, daß er die Angaben der Instrumente auswendig wußte. Wenn sie im Hyperraum waren, würde es zwar nicht ganz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher